Chapter 18

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In der Einfahrt stand er. Seine Haut war dunkler, genauso wie seine Haare. Er trug ein weißes T-Shirt mit einer dunklen Jeans und Sneakers. Sein Blick war fragend als er mich ansah. Mein Herz setzte vor Schreck, Verwunderung und Freude einen Schlag aus. Er kam einen Schritt auf mich zu und sah mich verwundert an. Dann langsam breitete sich die Erkenntnis wie ein Leuchten in seinem Gesicht aus. Verwirrt und vollkommen fassungslos starrte er mich an. Ich war vor Überraschung nicht in der Lage etwas zu sagen. Will's Augen weiteten sich und wenige Sekunden später lagen wir uns in den Armen. Sanft drückte er mich von sich weg und sah mir ins Gesicht. "Oh mein Gott. Belle, wie.. was machst du hier?" Ich lächelte. Kurze Zeit sagte niemand etwas. "Ich heiße jetzt Megan." murmelte ich dann. "Der Name passt zu dir" lächelte er und ließ mich los. "Willst du mit reinkommen?" fragte er nach einer kurzen Pause und zeigte auf das Haus, an dessen Tür ich gerade noch läuten wollte. "Man sollte dich hier nicht unbedingt sehen." "Gerne" sagte ich und folgte ihm nach drinnen. Er führte mich in ein gemütliches Wohnzimmer wo er sich setzte. Ich setzte mich neben ihm. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Ich hatte Will gefunden. Mitten in Saudi-Arabien! Konnte das Zufall sein? War sowas überhaupt möglich? Vermutlich war das hier ein Traum und Will saß gar nicht neben mir sondern ich lag im Straßengraben weil mich der Hitzschlag getroffen hatte. Ja, dass musste es sein. "Tut mir leid, ich bin nur so .. überrascht." entschuldigte Will sich für sein Schweigen. "Nein, schon ok ich bin auch etwas.. überrascht." lächelte ich. "Wie hast du mich gefunden?" "Als wir uns zum letzten Mal gesehen hatten, hast du mir eine Adresse genannt." Will starrte nachdenklich auf seine Füße. "Stimmt. Ich hatte immer noch gehofft, dass du mich irgendwie kontaktieren könntest, aber in Wahrheit habe ich niemals damit gerechnet, dass das je möglich sein könnte." murmelte er und sah mir fest in die Augen. "Vielleicht war es Schicksal." antwortete ich leise und erwiderte seinen Blick. Auf Wills Gesicht bildete sich ein kleines Lächeln. "Wie geht es dir?" fragte ich schließlich. "Naja es geht. Meine Eltern haben mir gesagt, dass sie nicht mehr für diese Gruppe arbeiten, aber ich glaube es ihnen nicht. Dafür haben wir zu viel Geld und meine Eltern sind viel zu oft weg." Er zuckte mit den Schultern. Es lag auf der Hand: Seine Eltern waren noch immer Mitglieder der Roten, die international tätig waren. Ich nickte betroffen. Wieso hatte ich ihn da nur mit hineinziehen müssen? Sein Leben hätte normal verlaufen können und er hätte niemals erfahren müssen, dass seine Eltern Mörder waren.  "Aber wie geht es dir so?" fragte er und versuchte das Thema zu wechseln. "Oh, es geht mir gut. New York ist eine tolle Stadt und ich bekomme gute Aufträge." lächelte ich. "Wow klingt toll. Wie lang bleibst du?" fragte er und sah mich unverwandt an. "Mein Flug geht morgen." sagte ich und Will nickte, wirkte dabei aber etwas enttäuscht.

Noch stärker als vor dem Haus fiel mir auf, wie sehr er sich verändert hatte. Er hatte noch immer dieses ovale, leicht kantige Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Allerdings wirkte er erwachsener, seine Gesichtszüge markanter als noch in London. Seine grauen Augen allerdings waren noch genauso ausdrucksstark und auch an der geraden Nase und den geschwungenen Lippen hatte sich nichts geändert. Ich wusste nicht ob es Einbildung war aber seine Statur war kräftiger als vor einem Jahr. Ich wunderte mich ob seine Haare gefärbt waren, weil sie schon fast schwarz waren. Ich traute mich aber nicht zu fragen, weil das irgendwie komisch wäre.

    "Woran denkst du?" fragte er amüsiert und ich sah auf. "Du siehst anders aus." stellte ich fest. "Du auch." grinste er. "Nein, ich meine zum Beispiel, dass deine Haare nicht mehr blond sind." antwortete ich grinsend. "Achso. Ja, meine Eltern waren der Meinung, dass ich mit meinen blonden Haaren zu sehr auffallen würde, deshalb musste ich sie färben." Ich nickte. Erneut schwiegen wir. Wir waren beide viel zu überrascht und überrumpelt als dass wir ein normales Gespräch führen könnten. "Wieso hast du mir damals nicht gesagt, wo du in Zukunft wohnen wirst?" fragte ich irgenwann. "Ich hätte dich anrufen können. Ich meine nur um zu fragen wie es dir geht." "Meine Eltern haben damals vor der Tür deines Krankenzimmers gestanden. Ich wollte mich verabschieden also haben sie mich ins Krankenhaus zu dir gebracht, aber da ich sicher war, dass sie an der Tür lauschen würden, konnte ich nicht viel sagen." Ich nickte sah dann aber leicht verwirrt auf. "Ich dachtet, es wäre im Interesse deiner Eltern, dass ich glauben wäre du und sie wären umgekommen." "Sie haben-" er holte tief Luft. "... auf deine Freundschaft mir gegenüber vertraut. Darauf, dass du mich nicht verraten würdest." scharf sog ich die Luft ein. Ich fühlte mich eh schon schlecht, dass ich damals in meinen Bericht geschrieben hatten, dass Will umgekommen war. Von seinen Eltern hatte ich überhaupt nichts erwähnt. Ich wollte ihm einen Neustart ohne SSO ermöglichen. Ihm. Nicht seinen Eltern. Aber Will zuliebe hatte ich ihn mit seinen Eltern fliehen lassen. "Ich weiß es tut mir schrecklich leid. Aber ich konnte nicht anders und da habe ich dir die Adresse ins Ohre geflüstert." Ich verdrängte den Gedanken an seine Eltern. "Ich hab dich nur durch Zufall gefunden. Ich hab mich total verlaufen und dann ist mir irgendwann unser Gespräch eingefallen. Als ich hier angekommen bist ist mir aufgefallen, dass die selbe Zahl am Auto stand, wie damals in London." lächelte ich. "Ich wusste gar nicht, dass du dir solche Kleinigkeiten gemerkt hast." lächelte Will und ich zuckte mit den Schultern. "Ich bin froh, dass du mich gefunden hast." sagte er und sah mir in die Augen. Etwas unruhig sah ich im Raum umher um seinem Blick auszuweichen. "Ich auch." murmelte ich dann lächelnd. Plötzlich hörte ich ein Geräusch an der Tür. "William, ich bin wieder zuhause!" rief eine weibliche Stimme. Erschrocken sah ich Will an. "Los versteck dich! Meine Eltern dürfen dich hier auf keinen Fall sehen." flüsterte Will leise, sprang auf und zog mich am Arm in die Küche, wo er mich in einen kleinen Raum schob und die Tür zuschlug. Kaum eine Sekunde später konnte ich klappernde Schuhe vernehmen. Die Schritte verstummten. Ich presste mein Ohr gegen die Tür. "Was machst du denn in der Küche?" fragte eine Frau, seine Mutter. "Ehm.. Nichts ich hatte nur Hunger." log Will. "Ich mach eh gleich Essen." erwiderte sie. Irgendwie klang sie abwesend. Ich hörte Schritte. "Sicher, dass du jetzt schon kochen willst?" hörte ich Will etwas verzweifelt fragen. "Ja?" hörte ich eine genervte, rhetorische Frage. "Oh verdammt." hörte ich sie daraufhin murmeln. In dem Moment fiel mir siedend heiß ein, dass meine Tasche noch im Wohnzimmer stand. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt und ich schloss die Augen, in der Hoffnung man würde sie nicht entdecken. "Was ist denn?" hörte ich Will betont beiläufig fragen. Sie antwortete erst Sekunden später. "Nichts. Ich muss später nochmal los." Vermutlich war sie an ihrem Handy. "Was willst du Essen?" fragte sie dann gelangweilt. "Ist egal, mach dir nicht zu viel Arbeit." Ich bemerkte, dass ich in der Speisekammer gelandet war, was wohl überhaupt nicht gut war. Sie murmelte nur etwas was ich nicht verstand. Wieder hörte ich ihre Schuhe klackern. "Geh weg. Ich muss das Fleisch aus der Vorratskammer holen." fuhr sie Will an. Gar nicht gut. Ich sah mich um. Es war Zeit zu verschwinden. Ich erkannte ein verdammt schmales Fenster, weit oben an der Wand. Davor stand ein Regal, indem sich Essen türmte. Ohne zu überlegen begann ich daran hochzuklettern. "Das..äh geht nicht." hörte ich Will draußen herum stottern. Er musste sich wohl wie ein Bodyguard vor der Tür postiert haben. Das Regal schwankte bedenklich doch ich kletterte weiter nach oben, bis ich das sehr schmale Fenster erreichte. Einmal stürzte fast eine Packung Reis nach unten, die ich gerade noch rechtzeitig auffangen konnte.

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So extrem schlechtes Internet hier trotzdem viel Spaß beim Lesen 💕

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