Chapter 15

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Am nächsten Morgen verspürte ich sogar etwas Vorfreude ins Büro zu gehen. Ich schlüpfte in ein neues dunkelblaues Etuikleid mit passenden Schuhen und verließ relativ früh meine Wohnung. Da ich zu früh losgegangen war, kam ich natürlich viel zu früh an. Ich ging zuerst in unser Büro. Mir einem Mal war das Gefühl der Leere wieder da, als ich auf die Tür mit den silbernen Buchstaben K5 starrte. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm war nur ins Büro zu gehen. Ich schüttelte den Kopf und verscheuchte die aufkommenden Gedanken und öffnete schwungvoll die Tür. Zu meiner Überraschung saß Matt an seinem Schreibtisch. Verwundert starrte er mich an. "Was machst du denn hier?" fragte ich verwundert. Ich hatte angenommen, dass Liz und Matt beide noch länger zuhause bleiben würde. "Arbeiten und du?" "Ja auch aber warum?" "Das könnte ich dich doch auch fragen?" Ich verstummte und ließ mich auf meinem Sessel nieder. Ich vermied es Roxys ehemaligen Arbeitsplatz auch nur anzusehen. Dessen pure Anwesenheit versetzte mich in Nervosität. "Wie-" setzte Matt an, doch ich unterbrach ihn bevor er die Frage aussprechen konnte. "Besser." Er nickte. "Ja mir auch." Ich beschloss es dabei zu belassen, da Matt wie die meisten Männer niemals über Gefühle sprach, weshalb mich seine Antwort schon fast überraschte. "Was ist mit Liz?" fragte ich nach kurzer Zeit. "Sie machte das schon. Ich war gestern bei ihr." "Aha." antwortete ich und hob die Augenbrauen. "U-um zu sehen wie es ihr geht. Sie ist nicht an ihr Handy gegangen." murmelte Matt etwas verlegen. Ich hatte schon seit längerer Zeit bemerkt, dass die beiden ziemlich viel Zeit zusammen verbrachten. Es wäre schon extrem süß wenn sie zusammen kommen würden, auch wenn ich mich dann hier wohl wie das fünfte Rad am Wagen fühlen würde. Aber sie passten auch gut zusammen, musste man ehrlich zugeben. "Ich gehe heute einen neuen Fall holen." wechselte ich das Thema. "Du arbeitest schon wieder richtig? Ich bin nur hier weil ich gerade nichts besseres mit mir anzufangen weiß. Deshalb sortiere ich die alten Akten" meinte er und zeigte auf einen Pappkarton neben seinem Schreibtisch. Ich nickte. "Ja ich arbeite wieder, ansonsten habe ich ja auch nichts zu tun." Eigentlich eine gruselige Vorstellung wenn der Beruf alles war was man hatte. So wollte ich eigentlich nie werden. Ich sollte mich vielleicht mal nach einem Hobby umsehen. "Na dann viel Glück." meinte Matt lächelnd. Ich erwiderte das Lächeln. Ich redete noch etwas mit Matt und machte mich dann auf den Weg zum Konferenzraum. Mein Gefühl sagte mir, dass ich mich einfach auf die Arbeit konzentrieren sollte. Ich war bereits etwas spät dran, da ich die Zeit vergessen hatte als ich mit Matt geredet hatte. Ich öffnete die Tür und sofort lagen alle Blicke auf mir. Jedoch sahen sie mich nicht wie sonst herablassend und abschätzig an, sondern fast schon mitleidig, was ich noch schlimmer fand. Die Gespräche verstummten und eine ungemütliche Stille breitete sich im Raum aus. "Morgen." murmelte ich und setzte mich an einen freien Platz. Ich wusste doch über welches Einsatzkommando man sich momentan das Maul zerriss und natürlich brodelte die Gerüchteküche mal wieder ganz schön, was sich wohl wirklich zugetragen haben könnte. Einzelheiten wurden nämlich nicht bekannt gegeben. Mir war ebenfalls klar, dass ich mal wieder das Ziel von Gerüchten und dem Gespött der Mitarbeiter war. Aber mittlerweile war es mir egal geworden. Ich versuchte es locker zu nehmen. Mr. Warren trat glücklicherweise einige Minuten später ein und das Meeting wurde für eröffnet erklärt. Es ging um die üblichen Themen. Alle Agenten mit aktiven Aufträgen erstatteten Bericht über die aktuelle Situation und verschiedene Investitionen im Bezug auf Missionen wurden besprochen. Richtig interessant wurde es erst als die neuen Aufträge vergeben wurden. "M5, für Sie habe ich einen internationalen Auftrag." und sofort schlug das vermeintliche Mitleid meiner Kollegen wieder in Verachtung und Neid um und ich spürte Taylors Blick auf mir. Mittlerweile konnte ich nur noch meinen Kopf über dieses kindische Verhalten schütteln. "Es geht um den amerikanischen Botschafter in Riad, Saudi-Arabien. Uns liegen Hinweise vor, dass er in illegale Geschäfte mit einer terroristischen Vereinigung - den Roten verwickelt ist. Es sollte um amerikanische Waffen gehen, die er an diese Gruppe verkauft hat. Genaues ist uns allerdings nicht bekannt. Sie überprüfen die Details und sollte sich die Geschichte als wahr herausstellen müssen sie ihn eliminieren um den internationalen Frieden zu wahren." Zögerlich nickte ich. "Ich verstehe wenn Ihnen das aufgrund der jüngsten Ereignisse-" setzte er an. "Nein, das ist ok, wirklich. Wann fliege ich?" versuchte ich das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. "Heute nachmittag. Hier ist die Akte." Er schob mir einen Order herüber. "Sie können jetzt schon gehen, damit Sie genügend Zeit zum Packen haben." erklärte mir Warren und ich erhob mich nickend und verschwand erleichtert aus dem Konferenzraum.

Another IdentityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt