Das Blut pochte in meinem Kopf und ich hatte das Gefühl gleich in tausend Teile zu zerspringen. Ich legte das Kopfband und die Kameras auf dem Tisch ab, packte meine Tasche und machte mich daran, so schnell wie möglich zu verschwinden. Ungerechtigkeit war etwas, dass mich in den Wahnsinn trieb. Wie konnte man nur so unverschämt sein? Dieser Typ war wirklich sowas von daneben, dass es mir gerade schwer gefallen war nicht aufzuspringen um ihm an die Gurgel zu gehen. "Megan!" hörte ich hinter mir jemanden rufen und ich machte wiederstrebend Halt. Ich wollte mir endlich die nassen Sachen ausziehen und mich dann meiner wirklichen Arbeit widmen. "Was?" fragte ich genervt, als ich mich zu Aiden umdrehte. "Mach dir nichts draus, Clark ist einfach ein Arsch." Ich zuckte mit den Schultern. "Er ist ziemlich frauenfeindlich und außerdem gehört er wohl zu denen die dir nicht sonderlich wohlgesonnen sind." meinte Aiden und sah mich unsicher an. War ja klar. "Naja was soll's." meinte ich schulterzuckend, auch wenn das wirklich nicht meiner momentanen Lage entsprach. "Sehen wir uns eigentlich morgen früh beim Nahkampf?" fragte ich ihn und er nickte. "Ja, wenn du Lust auf eine Revanche hast-" "Oh ja das habe ich." grinste ich. "Bis morgen."
Als nächstes machte ich mich auf den Weg ins Büro. Ich hatte dort in einer Sporttasche eine Leggins und ein weites Oberteil, weil man ja nie wusste was einen erwartete und im Moment war mir wirklich sehr danach zumute mir trockene Klamotten anzuziehen. Über Clark ärgerte ich mich noch immer, aber alles was mir übrig blieb war beim nächsten Mal eindeutig zu gewinnen. Da ich heute noch nicht genug Glück hatte traf ich auch noch Taylor im Aufzug. Heute war ihr abschätziger Blick nicht mal sonderlich abwegig, da ich wirklich schlimm aussehen musste, wie ein begossener Pudel. Ich drückte den Knopf für das zehnte Stockwerk und stellte mich dann wiederstrebend neben sie. "Kann ich dir vielleicht helfen?" fragte ich genervt, als sie ihren Blick nicht von mir nahm. "Ich wusste gar nicht, dass es regnet." stellte sie fest, als hätte sie meine Frage überhört. "Die dunkle Wolke habe ich erst gesehen als ich in den Aufzug gestiegen bin." lächelte ich und sie verdrehte die Augen. "Ich wäre nicht so frech an deiner Stelle." zischte sie. Etwas verwundert sah ich zu ihr. "Sonst was?" Mir war natürlich bewusst, dass ich sie gerade provozierte und sie sah mir auch so aus als schien sie kurz vor einer Explosion zu stehen. "Sonst wirst du es bereuen." Ich lachte auf. "Soll das etwa eine Drohung sein?" fragte ich dann etwas abschätzig. "Um mir Angst zu machen musste schon ein bisschen mehr drauf haben als ein Headset zu manipulieren." zischte ich. Mittlerweile hatte ich mich zu ihr umgedreht und sah in ihre blitzenden Augen und mit 15-cm High Heels wäre ich vermutlich genauso groß wie sie gewesen. Für einen kurzen Moment huschte Überraschung über ihr Gesicht. "So unterlegen kann ich dir gar nicht sein, wenn ich deine jämmerlichen Manipulationsversuche durchschaue, oder?" Sie schnaubt, starrte mich aber weiterhin wütend an. "Ich würde mein süßen Mund an deiner Stelle nicht so weit aufreißen. Du solltest verstehen, dass ich hier sowas die Königin bin, also wag es bloß nicht dich mit mir anzulegen, verstanden Prinzeschen?" Ich musste mich ernsthaft zusammenreißen um bei dieser Metapher nicht laut loszulachen. Der Aufzug hielt im zehnten Stock. Doch eines konnte ich mir nicht verkneifen, bevor sich die Schiebetür hinter mir schloss. "Vielleicht fühlt sich die Königin vom Prinzesschen nur so bedroht, weil sie bereits anfängt zu schrumpeln." Damit schlossen sich die Türen und der Aufzug fuhr weiter. Dieses ganze Gespräch war einfach nur lächerlich. Ich wollte sie auch nicht von ihrem imaginären, nicht existierenden Thron stoßen, sondern einfach nur meine Ruhe haben. Ich hatte keine Nerven für einen Bitchfight - schon gar nicht mit Taylor. Ich betrat das Büro, wo ich Roxy traf. "Hey, wo sind die Liz und Matt?" fragte ich Roxy, die wiederstrebend von ihrem Monitor aufsah. "Die wollten in ein Restaurant." antwortete sie. "Zu zweit?" fragte ich und Roxy nickte. Ich setzte mich an meinen Rechner und schaltete Computer und Bildschirm ein. "Ach übrigens habe ich den Bericht weggebracht, der auf deinem Schreibtisch lag." meinte Roxy beiläufig. "Danke. Woran arbeitest du?" "Ich sehe das Videomaterial von der Kamera in Letchers Küche durch." "Ok super, ich helfe dir." "Die Kamera im Wohnzimmer und die Wanze am Schreibtisch habe ich noch nicht gemacht." "Alles klar." antwortete ich und machte mich an die Arbeit. Mit dem Videomaterial war ich schnell durch. Er lief ein paar Mal durchs Bild, saß auf dem Sofa und sah sich Nachrichten an. Irgendwann verschwand er. Das Audiomaterial hatte auch fast nichts aufgenommen, nur ein Telefonat mit einem Pizzalieferant. Eine Pizza wäre jetzt echt toll. Ich kümmerte mich als nächstes um seine Aufenthaltsorte. Er war gestern zurück nach Hause gegangen und hatte den Abend und die Nacht dort verbracht. Heute früh war er dann zur Arbeit gefahren. Er hatte keine großartigen Umwege gemacht um sich eventuell mit jemandem treffen zu können. Roxy schien ebenso wenig Erfolg zu haben. "Es gibt nichts über den Typ. Er hat noch nicht mal einen Strafzettel." rief Roxy aus. "Oder ein Sozialleben." fügte ich hinzu. "Das kann es doch eigentlich gar nicht geben." fuhr Roxy fort und starrte frustriert auf ihren Bildschirm. "Wenn der wirklich einer von der üblen Sorte ist, dann haben wir es hier mit einem richtigen Profi zu tun." stellte ich fest. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Matt und Liz kamen herein. "Hat's geschmeckt?" fragte Roxy und beide nickten, während Roxy mir einen vielsagenden Blick zuwarf. "Wie lange dauert es noch bis wir die Emails lesen können?" fragte ich Liz, die sich gerade an ihrem Schreibtisch niederließ. "Bestimmt noch 24 Stunden." meinte Liz und ich seufzte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir festgefahren waren. Dennis Letcher war hart zu knacken. Er führte allem Anschein nach, das langweiligste Leben überhaupt, aber ich hatte einfach ein Gefühl, dass bei ihm etwas nicht stimmte. Wir würden das Treffen heute Abend abwarten müssen um mehr herauszufinden. Ich wurde das mulmige Gefühl in meinem Magen nicht los. Irgendwie musste er doch kommunizieren oder wenigstens irgendetwas tun. Die letzte Sache die uns noch fehlte waren die Emails und die würden wir vor dem Treffen mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr zu lesen bekommen. Mittlerweile war es schon 15:00 Uhr. Ich beschloss für heute Abend zu recherchieren. Zu meiner Überraschung war die Adresse in Brooklyn kein Haus sondern ein Parkhaus. Das machte das Ganze natürlich schon interessanter. In einem Parkhaus traf sich niemand einfach nur so. Solche Orte wählte man nur, wenn man nicht gefunden werden wollte. Ein ganzes Parkhaus zu überwachen war allerdings schwieriger als ein Wohnhaus. Es gab mehrere Ebenen und Ausgänge und natürlich war die Fläche auch größer und unüberschaubarer. Ich informierte mich über das Parkhaus und fand heraus, dass es ziemlich abgelegen lag, über drei Stockwerke verfügte und in keiner Hinsicht besonders war. Es bereitete mir Bauchschmerzen komplett ohne Vorwissen dorthin zu fahren, aber wir hatten keine andere Wahl. Ich fand einen Bauplan des Gebäudes, den ich auf das Whiteboard projizierte. "Hört mal her." rief ich Matt, Liz und Roxy zusammen.
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Another Identity
Action[Teil 2] Während dem letzten Jahr wusste ich noch was gut und was böse, was recht und was schlecht war. Heute ist das nicht mehr so. Manchmal muss einem vor Augen geführt werden, dass das Gute genauso Böse wie das eigentliche Böse sein kann. Wenn...