Es brannte höllisch. Der Schmerz bohrte sich direkt in meine Augen, sodass ich sie reflexartig schließen musste. Tränen schossen mir aus den geschlossenen Augen und bahnten sich ihren Weg durch meine Wimpern auf die brennenden Wangen.
Ich konnte nichts mehr sehen. Irgendwo musste mein Angreifer noch sein. Ich stolperte blind nach vorne, wo ich die Person vermutete und prallte gegen eine weiche Masse. Unkoordiniert holte ich aus und schlug irgendwohin. Laute Schreie waren mittlerweile zu hören und der menschliche Körper - zumindest nahm ich an dass ich gerade einen Menschen und kein Sofa verprügelt - verschwand und ein Krachen als wäre ein zentnerschwere Kuh umgefallen ertönte. Ich musste sofort verschwinden sofern das ohne irgendeine Sicht möglich war. Ich drehte mich um und stolperte in Richtung Tür. Langsam konnte ich meine Augen wieder öffnen, der Schmerz ließ mich allerdings noch immer nicht klar denken. Verschwommen nahm ich die Tür vor mir wahr und riss sie auf. Die Treppen rannte, stolperte, fiel ich irgendwie nach unten. Während ich eine Hand auf meine schmerzenden Augen gepresst hatte. Im Keller blieb ich stehen. Ich musste das Kopftuch loswerden. Das Pfefferspray haftete noch immer an dem schwarzen Stoff und so würde es mir vermutlich nicht besser gehen. Ich traute mich allerdings nicht es abzunehmen und stolperte weiter. Immerhin war mein einziger Vorteil, dass man nur meine Augen gesehen hatte. Mein Hals fühlte sich dick und geschwollen an und mein ganzes Gesicht brannte wie Feuer. Es fühlte sich an als würde sich eine Säure durch meine Haut in mein Gesicht fressen. Während ich rannte wurde mein Körper immer wieder von Hustenanfällen geschüttelt. Mittlerweile hörte ich Sirenen über mir. Mein Puls stieg weiter an und meine Knie wurden weicher. Woher kam die Polizei so schnell? Ich rannte weiter, stieß allerdings einige Male gegen Regale, da meine Sicht noch immer nicht klar war. Am Ende des Ganges erreichte ich die Leiter. Ich zog mich daran hoch und verharrte unter der Luke. Mittlerweile konnte ich wieder besser sehen und der Schmerz ließ sich halbwegs ausblenden. Vermutlich lag das aber am Adrenalin. Weiter entfernt waren Geräusche zu hören. Ich musste es jetzt wagen, bevor das ganze Haus und somit auch der Hinterhof durchsucht werden würde. So leise wie möglich schob ich den Deckel beiseite und riskierte einen Blick. Blaues Licht blitzte durch die einzelnen Fenster und Stimmen waren zu hören. Ich zog mich aus dem Loch und rannte dann an die Wand gepresst Richtung Zaun. Ich warf einen Blick nach hinten, sah aber immer noch niemanden. Also sprintete ich los. Ich warf mich zu Boden, rollte unter dem Zaun hindurch, rappelte mich wieder auf um möglich schnell an Land zu gewinnen. Ich huschte durch Hinterhöfe und Gärten, überquerte Straßen und verbarg mich in der Dunkelheit wenn Passanten die Straße entlang gingen. Ich wusste nicht wie lange ich schon rannte, aber irgendwann blieb ich bei einer Bushaltestelle stehen. Niemand saß in dem kleinen Häuschen also ließ ich mich nieder. Noch immer liefen mir Tränen über die Augen. Mein Kopf fühlte sich an wie eine geschwollene Melone und mittlerweile bemerkte ich eine leichte Schwellung der Augenlider, die meine Sicht leicht einschränkte. Ein Hustenanfall ließ mich halb ersticken und ich versuchte meine Atmung zu kontrollieren. Vor der Angst gefunden zu werden, von dem Pfefferspray und von meinem Sprint durch halb Riad. Ich durfte gar nicht daran denken, wie ich wohl morgen aussehen würde. Ich nahm das Kopftuch ab und band es anders, sodass der vom Gas durchtränkte Teil nicht mehr auf meinem Gesicht auflag. Meine Lippen und die umliegende Haut brannte ebenfalls unangenehm. Gott, war ich froh im Moment keinen Spiegel zu Hand zu haben. Wie konnte das überhaupt passieren? In der Akte war ausdrücklich gestanden, dass keine Waffen im Haushalt vorhanden waren und Pfefferspray fällt eindeutig in diese Kategorie. Vor allem weil dieses Pfefferspray unglaublich schmerzhaft war. Auch noch nach über einer halben Stunde. Wieder ein Beweis, dass man der SSO nicht immer trauen sollte. Der Bus kam und ich stieg im gesonderten Frauenabteil ein. Meinen Blick behielt ich dabei unten, sodass niemand meine Augen erkennen konnte. Niemand war im Bus. Das Brennen in den Augen wollte einfach nicht weggehen, auch wenn es mittlerweile besser geworden war. Seufzend setzte ich mich und ließ mich gefühlte Stunden vom Bus in Richtung Hotel kutschieren. Dort angekommen ging ich zielstrebig und ohne nach oben zu sehen in mein Zimmer. Noch immer brannten meine Augen höllisch, sodass ich ins Bad stolperte, mir das Kopftuch vom Kopf riss und mein Gesicht unter das klare Wasser, des Wasserhahns hielt. Es brannte und ich sog scharf die Luft ein, aber danach wurde es etwas besser. Es würde noch etwa eine Stunde wehtun, dann sollten die Schmerzen verschwinden. Ich richtet mich auf und sah in den Spiegel. Schlechte Idee. Ich sah aus als hätte mich ein Wespenschwarm überfallen. Meine Augen waren, rot und tränten, außerdem waren die Lider unschön geschwollen und die Haut war gerötet, genauso wie meine Augäpfel, die aussahen, als wären sie in Blut getränkt worde. Echt kein toller Anblick. Ich wusch mir das Gesicht erneut gründlich ab und klatschte irgendeine Creme drauf. Mittlerweile bekam ich leichte Kopfschmerzen weshalb ich sofort ins Bett ging. Doch ich konnte nicht schlafen. Der Mord, den ich begangen hatte spukte mir im Kopf herum, genauso wie Roxy, deren Tod ich unweigerlich mit den Geschehnissen heute Nacht verband. Die ganze Nacht wurde ich von den schlimmsten Albträumen seit langem geplagt. Ich wachte mehrmals stündlich auf und war erleichtert als ich irgendwann in einen verwirrenden Traum viel, der mich für den Rest der Nacht gefangen hielt.
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Another Identity
Aksi[Teil 2] Während dem letzten Jahr wusste ich noch was gut und was böse, was recht und was schlecht war. Heute ist das nicht mehr so. Manchmal muss einem vor Augen geführt werden, dass das Gute genauso Böse wie das eigentliche Böse sein kann. Wenn...