Kapitel 5

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Seid drei Tagen sitze ich jetzt schon in meinem Zimmer und fresse mich mit Chips und Cookies voll. Nachdem ich meiner Mutter am gruseligen ersten Schultag von meinem tollen Nervenzusammenbruch erzählt hatte, den ich durch einen epileptischen Anfall vom Essen bekommen hatte, durfte ich drei Tage zu Hause gammeln. Eigentlich ist krank sein immer super, weil man den ganzen Tag pennen kann, nichts machen muss und am Handy hockt. Doch wie es der Zufall will,ist es nicht ganz so schön:
Durch irgendeinen krummen Weg haben Alicia und Zoe meine Nummer bekommen. Cole hat sie durch Zoe bekommen und jetzt spammen sie mich die ganze Zeit mit Fragen.
Seufzend lege ich mein Handy neben mich aus Bett, nur um es wieder zu nehmen, da eine neue Nachricht aufploppt. Ich will es unbedingt ignorieren, doch wie ein komischer Drang muss ich es immer öffnen. Ich fühle mich für sie verantwortlich, so wie es eigentlich nur bei Tom ist, doch warum?! Sie schulden doch eher mir was, da sie mich einfach him Wald stehen gelassen haben!
Entnervt öffne ich die Nachricht.

**Wieso bist du eigentlich noch nicht in der Schule?! Der Nervenzusammenbruch war doch gar nicht sooo schlimm...xx~Zoe **

Sofort verziehe ich den Mund. Dieses kleine Biest. Sie weiß doch genau warum! Aber gut, ich spiele mit!

**Nun ja, ich habe zu dem Zusammenbruch noch eine Erkältung bekommen, da mich gewisse Personen Mitten im Wald haben sitzen lassen. Alleine, im Dunklen! xx ~Snow**

Keine 10 Sekunden später kommt auch schon eine Antwort:

**Du warst nicht alleine! ;))**

Sofort sehe ich rot. Was fällt ihr ein?! Ist sie krank?! Verrückt, behindert, falsch erzogen?! Was stimmt nicht mit ihr?!

**Ach du meinst diesen hässlichen, gruseligen, pädophilen Vampir, der mich bis zu meinem Haus verfolgt hat?! Hach, wie beruhigend! ._.**

**hässlich?! xD ;))**

Das reicht! Mit einem aggressiven Knurren werfe ich mein Handy auf mein Bett und springe auf. Sie ist verrückt! Auf jedenfall!!
Mom müsste schon zu Hause sein, vielleicht hat sie ja was zu essen mit gebracht. Immer hin bin ich ja so krank. *hust* *hust*
Mit der Eleganz eines Elefanten trampel ich die Treppe runter, damit auch wirklich jeder in diesem Haus weiß, dass ich wach und auf den Beinen bin. Unten kommt mir Tom mit einem kleinen Päckchen entgegen. Neugierig wie ich bin, reiße ich es ihm aus der Hand und schaue es mir genau an. Nicht auf seine Proteste achtend, lese ich mir auf der unteren Seite den kleinen Text durch:

'Liebe Jule!
Ich hoffe dir wird dieses Armband gefallen, wenn ja, dann komm nach der 2. Stunde zu mir unter die Kastanie.
Alles Liebe
Tom'

Wie süß!
Vor Schreck fällt mir das Päckchen aus der Hand und liegt nun direkt vor meinen Fußspitzen.
"Boar, pass doch auf!" murrt Tom leise und hebt mit rosa Wangen das Päckchen auf. Benommen schaue ich auf den Punkt, wo gerade noch das Päckchen lag.
"Wer ist Jule?!" frage ich leise und gucke nicht auf. "Geht sich nichts an!" faucht der Kleine und trappelt schnell in die Küche, dich das habe ich gar nicht mehr bemerkt. 'Snowball' hat sich wieder bemerkbar gemacht und ich dachte, sie kam nur aus meiner blühenden Fantasie. Bin ich wirklich so verrückt?!

Als ich mich endlich gefasst habe, atme ich zitternd ein und betrete auch die Küche. Sofort wird Mom auf mich aufmerksam und verzieht ihren Mund zu einem undefinierbaren Strich. "Alles okay Schatz?! Du bist so blass!" sagt sie besorgt und kommt auf mich zu. Mit vor Schmerzen verzogenem Gesicht schaue ich zu ihr auf. Es tut so weh, dass sie erst jetzt versucht eine wirkliche Mutter für uns zu sein. Perfektion stand immer an erster Stelle. Kurz vor meinem Gesicht bleibt sie stehen. In Gedanken versunken schaue ich ihr schönes Gesicht an. Ihre heraus stehenden Wangenknochen betonen ihre gerade und perfekte Nase. Ihre Augen werden von perfekt gezupften Augenbrauen und tiefen Augenringen umrandet. Mich trifft erschreckend die Erkenntnis, dass auch sie an unserer ganzen Vorgeschichte gelitten hat. Mit einem Mal verstehe ich, dass sie weg von zu Hause wollte, um neu anzufangen, dass diese ganze Situation sie nicht kalt gelassen hat. Aber das macht es leider nicht leichter, mit dem neuen Leben umzugehen und sie vor allem zu lieben. Akzeptieren kann ich sie, doch lieben nicht. Dafür ist es schon zu spät.

Nacht | Die MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt