Kapitel 63

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Leyla's Sicht:

Die Zeit vergeht. Egal, was wir machen, wir können dies nicht aufhalten. Manchmal wissen wir nicht, wie wir unsere Zeit sinnvoll ausnützen können, doch manchmal ist es uns sehr bewusst und wir planen sogar, was wir als nächstes tun werden.

Ich weis, wie ich meine Zeit in der Zukunft gestalten möchte. Die Menschen, die ich am Meisten im Leben brauche, will ich bei mir haben. Ich möchte meine Zeit so verbringen, dass ich es nicht im Nachhinein bereue. So, dass ich schöne Erinnerungen hinter mir lasse und jederzeit, im Zukunft daran denken und darüber lachen, vielleicht auch weinen kann.

Manchmal gibt es Zeiten im Leben, daran möchte man sich gar nicht erinnern. Man erlebt etwas, was man eben nicht in seinen Gedanken aufheben möchte. Keine Erinnerung daran haben und keine Wiederholung davon haben möchte.

Und jetzt ist die Zeit vergangen.

Die Zeit, an die ich keine Erinnerung haben möchte. Es vergessen möchte.

Die Zeit, in dem ich vor Trauer und Kummer hätte sterben können.

Murat und meine jüngere Schwester Merve, wurden endlich vom Krankenhaus entlassen. Meine Mutter hatte uns an dem Tag besucht, als wir unseren ersten gemeinsamen Abend mit Murat hatten. Zwar im Krankenhaus, aber trotzdem war es schön mit ihm etwas Zeit zu verbringen. Doch nicht mal dort hatten wir Ruhe, denn mein geliebter musste wieder zur Röntgenaufnahme.

Merve ist schwanger. Davon wissen nur die beiden Elternteile des Babys, Murat und ich Bescheid. Diese wundervolle Nachricht haben wir nicht mit unseren Eltern geteilt. Wenn meine Mutter nur davon wüsste... Dann kann ich mir gar nicht vorstellen, was sie für einen Aufstand machen würde.

Merve und Cem haben beschlossen, dass sie das Baby von meiner Mutter verstecken werden. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie es machen möchten, denn ihr Bauch wird von Monat zu Monat wachsen. Aber einen anderen Ausweg könnten sie nicht finden. Eine Abtreibung kommt erst gar nicht in Frage. Wer hat das Recht, über das Leben der anderen zu bestimmen? Niemand, außer Allah hat das Recht von jemandem, auch wenn es nicht mal ganz entstanden ist, das Leben zu nehmen.

Vor dem Spiegel versuchte ich einen für mich perfekten Lidstrich zu ziehen, doch meine Hand zitterte zu sehr. Eine Zeit später habe ich es aber doch hinbekommen und war sehr stolz auf mich. Die Videos, die ich ansah, haben doch etwas gebracht.

Dann verfärbte ich meine Lippen in einen Nude-Ton. Anstatt Make up hatte ich Fondation dran. Allgemein mit meiner Haut war ich fertig. Es fehlten nur noch Augen und Lippen, aber mit denen bin ich gerade fertig geworden.

Im Anschluss setzte ich mich auf meinen Stuhl, den ich unter meinen Schminktisch geschoben hatte und nahm meinen Glätteisen, den ich warm laufen ließ, während ich mich schminkte. Dann fing ich an schöne Locken damit zu machen.

Als ich damit fertig war, ging ich mit meinen Fingern durch die Haare, damit sich diese in dünnere Strähnen aufteilten. Zum Schluss sprühte ich ganz wenig Haarspray auf meine Haare und schon war ich mit meinen Haaren und Make-Up  fertig.

Jetzt musste ich mich anziehen und ich wusste schon, welches Kleid mich heute am Leib begleiten wird. Ich zog meine Jogginghose runter und streifte über meine Beine eine in meiner Hautfarbe ähnliche Strumpfhose über. Dann machte ich den Reißverschluss von meiner dünnen Jacke auf und blieb mit meinem BH vor dem Kleid stehen, den ich in die Hände nahm und über meinen Kopf zog. Natürlich achtete ich währenddessen auf meine Haare.

Zum Schluß stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mich. Mit meinem beige Kleid, welches sich an meinen Körper schmiegte, sah ich gut aus. Der obere teil meines Kleides war aus Datel, genauso wie mein Kleid, welches ich angezogen hatte, als ich einen Heiratsantrag vor Murat bekommen hatte.

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