Leyla's Sicht:
"Du wirst mich niemals verstehen!", schrie ich ihr zu und knallte die Türe gegen ihre Nase. Anschließend warf ich mich auf mein Bett und weinte wieder los.
Noch ein weiteres mal versuchte ich meine Mutter mit meinen tränenvollen roten Augen und meiner laufenden Nase zu überzeugen, dass ich zu Murat gehen wollte, aber sie machte nicht den Anstand, mich mit Murat zu vereinen.
Zweieinhalb Monate sind schon vergangen, die ich ohne ihn und seinem Duft verbracht habe. Es fällt mir sehr schwer und zerstört mich von innen, meine Zeit, hier auf meinem Bett mit Qualen, zu verbringen.
Ohne ihn fühle ich mich so allein und schutzlos. Das Atmen ist für mich eine große und anstrengende Arbeit. Die Kraft meiner Muskeln wurden mir entnommen und ich kann nur mit großer Anstrengung auf meinen Beinen stand halten. In dieser vergangenen Zeit habe ich gemerkt, dass ich viel schwächer geworden bin und sehr viel abgenommen habe, so dass ich im Spiegel meine Wangenknochen auf dem ersten Blick hervortreten sah. Das gleiche kann ich für meinen ganzen Körper behaupten.
Ständig stelle ich mir die Frage, was Murat wohl macht und wie es ihm ohne mich geht. Fällt das Atmen ihm auch so schwer, wie es mir fällt? Hat er sich auch, so wie ich, von allem zurückgezogen? Hat er auch einen großen, harten Stein in seinem Herzen?
Diese Fragen werden mir durch die Briefe, die mir Murat jede Woche sendet, beantwortet. Ich lese diese Briefe, jeden einzelnen, mehrmals durch und lasse meine Tränen drauf fallen. In einem seiner Briefe habe ich einige unglatte von dem Papier gesehen. Mir ist dann aufgefallen, dass er geweint hat, als er mir diesen Brief schrieb. Ich sterbe... Hatte er geschrieben. Jede einzelne Minute ohne dich erschwert mir das Atmen... Ich wollte ihm auch Briefe zuschicken, aber wusste nicht, von wo diese kamen, denn meine Schwester überreichte sie mir und sie bekam diese von Cem. Meine Mutter hatte natürlich keine Ahnung von diesen Briefen.
Ab und zu fällt mir das ein, was mir Murat im Auto über meine Mutter erzählt hatte. Er hatte mir kurz erwähnt, wieso sie sowas macht. "Weil sie unsere Liebe auf die Probe stellt", hatte er gesagt. Dann versuche ich ihr, als eine Mutter, recht zu geben, aber an manchen Zeiten, wie z.B. heute, fällt mir alles schwer zu akzeptieren.
Ich weiß, es ist echt sinnlos und unnötig, was meine Mutter macht, aber seitdem sie mein Vater nicht mehr bei sich hat, verhält sie sich anders. Sie ist eine ganz andere Person geworden. Immerwieder versucht sie sich normal zu verhalten, lacht mit uns, unternehmt auch Sachen mit uns, aber wenn sie allein ist, fallen ihr schon die Tränen aus den Augen. Sie versucht es uns nicht anmerken zu lassen, aber nienand kann mich davon überzeugen, dass sie das Gegenteil tut. Ich sage es nämlich aus eigener Erfahrung.
Ich rollte mich auf die andere Seite und entdeckte meinen Kleid, den ich von ihm bekam und auch an diesen, für uns besonderen Abend, getragen habe. Es hing an meiner Kleiderschranktüre.
Dann schloss ich meine Augen und spulte mit den Gedanken in die Vergangenheit zurück. Ich dachte daran, wie er mich ansah, wie er für mich das Lied sang, wie er mich berührte, wie wir eng verschlungen tanzten und... wie er sich vor mir kniete und die Frage meines Lebens stellte...
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich kreuzte meine Arme vor meiner Brust und drückte sie dagegen, damit ich wenigstens diese leere in mir unterdrücken konnte. Aber es ging nicht. Nichts und niemand könnte sein Platz in mir einnehmen.
Ein klopfen war an meiner Türe zu hören und nach einigen Sekunden hörte ich, wie die Türe in den Schloss viel.
"Anne çık dışarı!"
(Mama, geh raus!)"Ich bins Merve."
Ich sagte nichts und ließ zu, dass sie sich auf meinem Bett setzte.
"Bis wann soll das noch weitergehen Leyla? Wann willst du endlich mal die Alte sein? Du bist so leblos geworden. Du sitzt ständig in deinem Zimmer und weinst. Essen und trinken tust du auch nicht und dies führt dazu, dass du abnimmst. Ich habe angst, dass du krank wirst. Leyla... Ich bitte dich.. Gib mir meine alte Schwester zurück."

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VERLANGEN I
RomantizmLeyla und Murat sind zwei Personen aus unterschiedlichen Welten... Dann lernen sie sich kennen und bauen eine unzertrennliche Beziehung auf... Aus dem tiefsten Innern verlieben sie sich... So sehr, dass sie manchmal die Kontrolle verlieren... Murat...