Kapitel 65

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Leyla's Sicht:

Als ich noch ein kleines Kind war, hatte mir mal mein Vater etwas erzählt, was ich bis heute nicht aus meinem Gedächtnis gelöscht habe.

Es ging um die Sprache, Sitten und Bräuche und um die eigene Kultur des Menschen.

„Ein Mensch sollte niemals seine Abstammung vergessen!", hatte er mal gesagt.

„Vergiss nicht, meine Tochter, woher du herkommst und was deine Traditionen sind. Führe deine Kultur fort, denn es kann eines Tages dazu kommen, dass du plötzlich in einem fremden Land ohne Bildung bist. Kommuniziere mit deiner Familie und Freunden immer auf deiner Muttersprache, wenn du es nicht nötig hast, deine erlernte zweite Sprache zu benutzen.

Ich gebe dir mal dazu einen Beispiel: Stell dir mal eine Waage vor. Die eine Seite sackt mit ihrem Gewicht ganz nach unten, denn du bist klein und hast keine zweite Sprache, die du sprechen kannst. Auf der anderen Seite befinden sich die Sprachen, die du dir zulegst. Da wir in Deutschland leben, nehmen wir als Beispiel die deutsche Sprache. Du fängst mit dem Kindergarten an und lernst Deutsch. Die Waage fängt an, sich langsam, langsam mit deiner Muttersprache auszugleichen. Lasse es nicht zu, dass das Gewicht der zweiten Sprache deine Muttersprache überschreitet, denn sonst hast du keine Kontrolle mehr und benutzt die ganze Zeit die zweite Option, die dir zur Verfügung steht. Damit die Wage der Sprachen immer ausgeglichen bleibt, rede Türkisch und aber auch Deutsch. Das ist sehr wichtig. Denn, wenn du von jetzt an deine Muttersprache vergisst, sprechen deine Kinder in der Zukunft nicht die Sprache, die sie eigentlich sprechen können sollten."

Es gilt für alle Menschen, dass nicht zu vergessen, wer sie wirklich sind.

Unser Land ist es, was wir wirklich sind.

Deutschland, Türkei, Albanien, Bosnien, Syrien, Griechenland, Bulgarien, Italien, Spanien, Portugal und weitere Länder auf dieser kleinen Welt... Alle sind mit der eigenen Kultur verpflegt und uns wurde nur die Aufgabe gegeben, unser Land nicht zu vergessen; unsere Identität zu bewahren.

Damit man in einem fremden Land leben kann, muss man sich integrieren. Aber nicht so, dass man selber seine Persönlichkeit vergisst und viele Änderungen angeht.

***

Ich Vermisse meine Heimat.

Und um meine Sehnsucht zu stillen gehe ich jetzt.

Für mich, in das beste Land auf Erden.

In die Türkei.

***

Viele von euch können sich bestimmt vieles darunter vorstellen, wenn man ihnen die Wörter „Türkische Hochzeiten" sagt. Hunderte von Gästen, türkische Volkstänze, die vielen Beschenkungen...

Da ich und Murat die Hauptpersonen an den vielen geplanten Abenden sein werden, müssen wir groß einkaufen. Wir haben geplant, dass wir eine kleine Verlobung feiern. Nach der Verlobungsfeier warten wir zwei Wochen und dann folgt unser Henna-Abend, dann am nächsten Tag unsere Hochzeitsfeier.

Normalerweise wird nach der Verlobungsfeier einen bestimmten Zeitabstand gelassen, die manchmal über Monate geht, aber Murat möchte nicht länger warten und deshalb werden wir eine Pause von zwei Wochen einlegen. In Kooperation mit einer Wedding-Firma, den Murats Familie organisiert hat, werden wir Säle angucken, in der wir die vielen hintereinander folgenden Feste machen könnten.

Die Währungen unterscheiden sich in der Türkei, sowie auch in Deutschland. Damit wir etwas an Geld sparend unsere Hochzeit planen können, kaufen wir aus der Türkei das Größte bzw. Grobe ein.

Jetzt fahren wir zum Flughafen. Gestern Abend haben wir unsere Koffer fertig gepackt und die Wohnung sauber gemacht. Ich habe nicht viele Sachen mitgenommen. Einige Hosen – je nach Wetter – passende Oberteile, ein paar Kleider, Schuhe und meine Kulturtasche.

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