Kapitel 2

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Fragend schaute ich meine Tante an. Was sie jetzt schon wieder von mir wollten. Als wenn ich hier nicht schon genug leide.

"Dein Cousin, Mütterlicherseits aus Deutschland, wird in zwei Tagen hier in Österreich sein und dich abholen. Dein Vater wollte, dass du nach seinem Tod, die Familie deiner Mutter kennenlernst. Der Vater deiner Mutter meldete sich vor einigen Monaten bei deinen Eltern und wollte dich Kennenlernen. Er wird dein Vormund sein, bis du 21 Jahre alt bist, Zara", sagte sie mit leiser Stimme.

Entgeistert schaute ich sie an. Ich soll nach Deutschland ziehen und bei Fremden leben. Mein Opa wollte doch nie etwas mit uns zu tun haben. Warum jetzt?

'Alles ist besser, als hier bei ihnen zu bleiben'

Ja, genau. Ich könnte zwei Jahre, ohne meine Tanten, in Deutschland leben und gleichzeitig neue Menschen kennenlernen.

Und mit 21 Jahren zurück nach Österreich kommen und die Firma meines Vaters übernehmen, die Onkel Anil jetzt für mich leitete.

Mit meinem Opa und den Rest der Familie wollte ich kaum was zu tun haben. Ich würde da nur leben, mehr nicht!
"Ich werde bereit sein, Tante Nisan."

Zufrieden stand meine Tante auf und verließ mein Zimmer.
Natürlich, ein Problem weniger, dachte ich mir spöttisch.

In den nächsten zwei Tagen ging ich meinen Tanten so gut wie es ging aus dem Weg. Meine Koffer standen gepackt in der Ecke. Ich konnte endlich alles hinter mir lassen. Neu anfangen.

"Zara, wir müssen los", schrie meine Tante Hülia, die strengste von allen.

Seufzend stand ich vom Bett auf und lief langsam die Treppen hinunter. Meine Tante stand top gestylt vor der Haustür und schaute mich ungeduldig an.

Ich hatte mich heute für ein schwarzes Kleid entschieden. Ich nahm meine Jacke und lief schnell zum Wagen, da der kalte Winterwind mir messerscharf ins Gesicht schlug. Wir fuhren eine dreiviertel Stunde und waren dann am Ziel. Ich stieg aus dem Auto und wartete auf meine Tante, die erst ausstieg, als der Chauffeur ihr die Tür aufhielt.
'Blöde Kuh'

Ich sah zur weißen Villa hinauf, die Onkel Anil gehörte und in dem mein Cousin auf mich wartete. Seufzend ging ich die drei Treppen hoch und klingelte. Mittlerweile war auch schon meine Tante an meiner Seite.

Bei so einem engen Rock, hätte ich wahrscheinlich auch so lange gebraucht. Genervt rollte ich die Augen und wartete, bis ein Dienstmädchen die Tür aufmachte.

"Wir haben ein Termin mit Herr Deli", sagte meine Tante und stolzierte, ohne auf eine Antwort zu warten, in die Villa. Ich lächelte das Dienstmädchen entschuldigend an und lief meiner Tante hinterher. Ich fand sie im Arbeitszimmer von Herr Deli. Mit einem glücklichen Lächeln ging ich auf ihn zu. Er war in den letzten Tagen wie eine Stütze für mich. Er ist wie ein Ersatzvater für mich und war der Geschäftspartner meines Vater. Er nahm mich fest in die Arme und drückte mir ein Kuss auf die Stirn.
"Komm, setz dich", sagte er und wies auf ein Sessel.

"Danke, Onkel", sagte ich.

"Anil, ich habe noch ein Termin. Kannst du Zara nach dem Gespräch nach Hause fahren lassen", sagte meine Tante ohne Scham.

War ja mal wieder klar, dass alles andere wichtiger ist.

Mein Onkel sah sie stirnrunzelnd an und nickte. Fröhlich stand sie auf und ging aus der Tür. Ich sah meinen Onkel Anil erwartungsvoll an. Wann würde ich mein Cousin kennen lernen?
"Dein Cousin Dastan wird gleich hier sein."

Wie auf Stichwort wurde die Tür geöffnet. Ich drehte reflexartig mein Kopf in die Richtung, um zu sehen, wer hier ohne Ankündigung eintrat.

Ein attraktiver, großer Mann, mit schwarzen Haaren und grünen Augen, trat ein. Er beachtete mich gar nicht und ging direkt auf mein Onkel zu.

'Arsch'

"Zara, dass ist dein Cousin Dastan", stellte mein Onkel den Mann neben sich vor.

Na, bravo.

Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt