Kapitel 36

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Mit voller Wucht schmiss er mich in das Auto und lag selber noch halb auf mir. Unwillkürlich schrie ich auf und schlug blind um mich herum, doch spürte ich selber meine Fehltreffer.

Tränen stauten sich in meinen Augen und ohne sie kontrollieren zu können, kullerten sie über meine mittlerweile schneeweißen Wangen. Als er aufstand, um die Tür zuzuschlagen, nutze ich die Chance und trat ihm, mit voller Kraft, zwischen seine Goldteilen.

Schmerzvoll schrie er auf und krümmte sich nach vorne. Ohne länger an ihn zu denken, sprang ich aus dem Auto und rannte los.
Ich rannte nicht nur, nein, ich rannte um mein Leben. Dies hier war kein Spiel. Es ging hier um das blanke überleben, um mein Leben und das von Dastan. Mit mir würde er seine Rache an Dastan vollbringen. Das konnte ich niemals zulassen.

Weinend rannte ich Orientierungslos los und sah das tiefe Loch im Boden nicht. Ich spürte nur noch, wie ich mit voller Wucht gegen den kalten Erdboden knallte. Ungewollt stieß ich einen schmerzvollen Schrei aus und hielt mir blitzschnell den Mund zu, um Azad nicht auf mich Aufmerksam zu machen. Zittern zog ich mein Fuß aus dem Loch und hielt gleichzeitig mein Mund fest zu, um nicht loszuschreien. Immer mehr Tränen fanden den Weg aus meinen Augen und flossen über meine Wangen.

Nachdem ich diese Tortur hinter mir hatte, stand ich langsam auf. Zögerlich stellte ich mein linkes verletztes Bein hin und zog scharf den Atem ein. Ein brutaler Schmerz durchzuckte mein Fuß bis zum Knöchel. Ich schaute wie ein gejagtes Reh durch den Wald, bis ich plötzlich hinter mir schnelle Schritte wahrnahm.


Ich hielt erschrocken die Luft an und hörte nur auf das rascheln der Blätter und Äste. Ein kalter Schauer fuhr mir den Rücken hinunter. Ich versuchte aufzustehen, doch immer wieder gelang es mir nicht mit den verletzten Knöchel hochzukommen. Ich suchte verzweifelt nach einem Versteck, fand jedoch nur ein kleines Gebüsch neben mir. Ich hörte die Schritte näher kommen und mit neuer Hoffnung kroch ich, mit allen vieren, hin und versteckte mich. Gerade noch rechtzeitig, denn eine wütende Gestalt kam zwischen den Bäumen heraus. Er duckte sich und hob etwas, was ich als meinen Verlobungsring erkannte, auf. "Ich werde dich finden!", lachte er dreckig und schmiss mein Ring wieder auf dem Boden. Plötzlich, wie aus dem Nichts kam er in meine Richtung und bleib vor meinem unsicheren Versteck stehen. Dort verharrte er einige Sekunden und schaute sich um. Blitzschnell drehte er sich wieder um und packte in den Gebüsch. Ich zuckte zusammen und atmete erleichtert auf, als er knapp mein Bein verfehlte. Wieder stieß er sein Arm in den Gebüsch und erfasste diesmal etwas Menschliches. Mein Arm. Ich stieß angstvoll ein Schrei aus und versuchte mich loszureißen, doch vergebens. Er zog mich, als sei ich eine Puppe, aus dem Gebüsch und warf mich hart an seine Brust. "Wir wollen also spielen", zischte er und drückte mich schmerzvoll an sich. Seine braunen Augen funkelten böse. 'Dieser Mann war eindeutig ein Psychopath!'

"Lass mich los!", keuchte ich und unterdrückte den Schmerz. Er lachte, wie aus heiterem Himmel, laut auf und lockerte sein Griff, nur um mich wieder auf seine Schultern zu schmeißen. "Schnauze, du dreckiges Miststück", befahl er und ging den Stück bis zum Auto. Dort warf er mich brutal ins Auto und stiegen hastig ein, bevor ich wieder eine Gelegenheit hätte, die Flucht zu ergreifen. Er verriegelte die Türen und fuhr Vollgas los. Ich drehte mich verloren zum Fenster, doch konnte ich durch den Schleier aus Tränen, der sich in meinen Augen gebildet hatte, nichts erkennen. Meine einzige Hoffnung lag bei Dastan. Würde er es schaffen, mich wieder zu retten? So wie es immer tat. Oder war ich diesmal hoffnungslos verloren?

Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt