Kapitel 41

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Warum muss mein Leben nur so sein?

So kompliziert und tragisch.
Warum kann ich kein Leben haben, wie es Andere hatten. Ein Leben, dass mit Zufrieden erfüllt ist und alles am Schnürchen läuft?
War es vorherbestimmt, dass Dastan und ich nicht zusammen kommen?

Ein Klopfen unterbrach meine Gedanken und brachten mich in die Gegenwart zurück.
Würde es Dastan sein, der zurück gekommen ist. Ich bereute meine harte Worten zutiefst. Alles wäre viel einfacher, wenn er die selben Gefühle, wie ich empfinden würde.

Wieder klopfte es leise.
Ich räusperte mich, um den dicken Kloß aus dem Hals zubekommen und rief die jenige Person rein.
Tante Rosi steckte lächelnd den Kopf rein.
Auch ich lächelte schnell zurück und unterdrückte das laute Stöhnen der Enttäuschung. Es wäre zu schön um wahr zu sein.

"Ich hab dir dein Essen gebracht", berichtete sie und kam mit einem vollbeladenen Tablett rein.

Erstaunt stellte ich fest, dass sie fast den ganzen Kühlschrank ausgeräumt hatte.
Ich setzen mich schmerzvoll hin und strich die Decke glatt. Sie stellte das Tablett auf meinem Schoß und fummelte schnell noch an den ganzen Kabeln, die an mich geschlossen waren. Erst jetzt nahm ich die ganzen Schläuche an mir wahr und das ich in meinem Zimmer lag.
Dr. Dendik hatte gute Arbeit geleistet, dachte ich spöttisch.

Stumm und gedankenverloren löffelte ich meine heiße Suppe.
Die Erkenntnis, dass Azad mich bei lebendigen Leibe verbrennen wollte, tat weh. War ich ihm so wenig wert, dass er das Geld vor einem Menschenleben setzte?

Ich hätte auf Dastan hören sollen!

'Nur schade, dass Azad nicht mehr unter uns Lebenden weilt.'

Dastans Satz wiederholte sich immer wieder in meinem Kopf. Azad war Tot. Er konnte mir und Dastan nichts mehr anhaben.
Ungewollt überkam mich eine Trauer. Azad war einmal mein Freund und ich hatte ihn gemocht. Das Geld blockierte sein menschlichen Verstand. Geld machte Menschen süchtig und abhängig.
Das Geld machte Azad zu diesem bösartigen Menschen.
Trotz alldem war ich froh, dass der Wahnsinn zu Ende war.
Ich liebte Dastan und ich würde alles für ihn tun, auch wenn es heißen müsste alles wichtige in meinem Leben aufgeben zu müssen.

Mein Blick fiel auf meinen Finger, der den Verlobungsring trug.
Ich hatte ihn doch verloren, wie kam er zurück an meinem Finger?
Ein zaghaftes Lächeln umspielte meine Lippen. Nur Dastan konnte ihn mir wieder übergestreift haben.
Wie lange lag die Entführung zurück?

"Wie lange war ich diesmal bewusstlos?", sprach ich meinen Gedanken laut aus.

Ich hörte ein lautes Seufzen von ihr.

"Länger als beim letzten Mal. Du warst ganze 7 Tage bewusstlos. Dr.Dendik hat festgestellt, dass du eine leichte Gehirnentzündung hast, weshalb du in den letzten Tagen hohes Fieber hättest und sich das, was du erlebt hast, in deinem Träumen wiederholt hat. Nur Dastan konnte dich jedesmal beruhigen. Nur in seiner Nähe konntest du ruhig schlafen, weshalb er sogar soweit gegangen ist, neben dir zu schlafen.", erzählte sie mir.

Ich riß erstaunt die Augen auf. Warum hat er mir davon nichts erzählt! Konnte ich mir Hoffnungen machen?
Ich meine, er würde so etwas nicht für mich machen, wenn ich ihm nichts bedeuten würde. Oder?

Schnell zauberte ich ein Lächeln auf mein Gesicht, als ich Tantes verwirrte Mimik sah.

"Er wäre auch der Einzige, dem ich mein Leben anvertrauen würde.", sprach ich verträumt und lächelte verliebt. Ich brauchte ihr meine Gefühle nicht mehr vorzuspielen. Meine Gefühle, Dastan gegenüber, waren echt!

"Liebst du ihn sehr?", fragte Tante Rosi plötzlich.
Jetzt war ich die jenige, die aufseufzte.
"Mehr als mein Leben", gestand ich ihr, aber gleichzeitig auch mir.

Früher habe ich mich immer gefragt: 'Was ist Liebe?'

Heute weiß ich es. Liebe ist, wenn du die Bedürfnisse des Anderen über deine eigenen stellst. Wenn du ständig und überall an ihn denken musst. Das dein Herz schmerzen erleidet, wenn er nicht da ist und wenn dein Herz kleine Sprünge macht, wenn du ihn siehst.

Das alles spüre und fühle ich bei Dastan. Er ist mein große und einzige Liebe. Ungewollt liefen mir Tränen über die Wange, die ich schnell wegwischte.

"Ich muss ihm sagen, dass ich ihn liebe, sonst würden wir uns beide unglücklich machen!", flüsterte ich leise vor mich hin.

"Was hast du gesagt, Liebes?", fragte Rosi, die ich vollkommen vergessen hatte.

"Nichts, nur dass ich noch Hunger habe."

Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt