Kapitel 29

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Reglos saß ich noch im Bett und versuchte die unerwartete Neuigkeiten zu verdauen. Ich bin verlobt. Mit Dastan. Ich, Zara Kesk, bin mit Dastan Dilcan verlobt.

Das konnte nicht gut gehen. Ganz und gar nicht.

Wie in alles in der Welt, konnte das nur passieren. Wir konnten ja nicht einmal einige Minuten alleine in einem Raum sein, ohne uns in die Haare zubekommen.

Azad!

Dieser Mann kann was erleben. Ich habe ihm vertraut!
Ich dachte, dass er tiefe Gefühle für mich hegt.

Ich muss wohl oder übel, das Spiel von Dastam mitspielen. Mutlos und schon leicht depressiv stand ich auf und ging ins Bad, um dort mich heiß zu duschen.

Gerade als ich die Badzimmertür aufmachen wollte, stellte ich fest, dass ich nichts anderes, bis auf meine Unterwäsche und ein leichtes Schlafkleid an hatte. Ich hätte schwören können, dass ich im Auto eingeschlafen bin.

Dastan hat mich bestimmt nicht ausgezogen. Das würde er niemals machen!
Oder?

Verwundert und unsicher schüttelte ich meinen Kopf und ging unter die Dusche.
Nachdem ich alles erledigt hatte, tapste ich zurück zum Gästezimmer und stellte fest, dass mir frische Kleidung zurecht gelegt wurde. Ein Zettel lag oben auf den Stapel.

>Komm, sobald du fertig bist, runte.r <

Die Schrift war eindeutig eine Männerschrift, da sie maskulin und hart ausschaute. Sie konnte nur von Dastan stammen. Ich betrachtete die Sachen, die mir zu Verfügung standen und stellte erstaunt fest, dass selbst an die Unterwäsche gedacht wurde.

Widerwillig zog ich mir die Klamotten an und lief nach unten. Nebenbei schaute ich mich im Haus rum. Hier war fast alles aus Glas, modern und schwarz-weiß eingerichtet. Was anderes würde auch nicht zu ihm passen. Als ich unten ankam, hörte ich Dastans Stimme am Ende des Ganges. Ich lief leise hin und befand mich im Wohnzimmer. Auch hier war alles modernn und schwarz-weiß eingerichtet.

In der Ecke sah ich fassungslos einen riesen großen und altmodischen Kamin stehen. Dastan saß mit dem Rücken zu mir und telefonierte. Seine tiefe Stimme löste eine Gänsehaut in mir aus. In seiner Gegenwart fühlte ich mich immer wieder unwohl und klein.

Ich räusperte mich und bekam direkt auch seine Aufmerksamkeit.

"Naif, wir reden später", und schon legte er auf.

Ich setzte mich energielos auf einen Sofa und schaute ihn mit großen Augen an.

"Das Frühstück steht schon bereit. Danach fahren wir zu unserem Opa.", sagte er kalt und führte mich ins riesen Esszimmer.

Das Frühstück verlief ruhig. Keiner von gab einen Ton, oder sprach von der vergangen Nacht.
Zu schnell stiegen wir ins Auto und fuhren los.

Wie immer war die Stimmung zwischen uns angespannt. Als wir ankamen, stiegen wir gemeinsam aus und gingen rein. Meine Tante lief mit offene Arme auf mich zu und drückte mich fest an sich.

"Ich habe mir so sorgen um dich gemacht, mein Kind. Wie schön, dass Dastan dich zu sich genommen hat. Lass zu deinem Opa gehen, er sitzt im Wohnzimmer. Er weiß jedoch nicht, dass du einige Schwierigkeiten hattest.", beruhigte sie mich und brachte uns zu unserem Opa.

Ich begrüßte ihn zärtlich und setzte mich hin. Dastan tat dies ebenfalls, nur setzte er sich direkt neben mich. Ohne Ankündigung nahm er meine Hand in seine und hielt diese eisend fest, da ich aus Reflex meine Hand wegziehen wollte. Als mein Opa dies sah, strahlte er übers ganze Gesicht.

Ich senkte beschämt mein Kopf. Was waren wir für Menschen, dass wir ihm solche Hoffnungen machten. Wir wussten doch, dass alles nur gespielt war, dass es niemals wahr sein wird und dass wir uns nicht liebten.

"Opa, Zara und ich empfinden was für einander. Wir sind hier, um deinen Segen zu erbitten.", sprach er diese fürchterlichen Sätze aus.

Ich hielt mit Mühe meine Tränen zurück. All das war so abscheulich. Ich war abscheulich.

Ich sah wie die Tränen in den Augen meines Opas stiegen. Er nickte überglücklich und wischte sich unauffällig die Tränen weg.

"Ihr hättet keinen besseren Partner finden können.",rief er überwältigt.



Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt