Kapitel 3

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"Schön, Sie mal kennen zu lernen", sagt ich sakatisch.

Ich konnte immer noch nicht der Familie meiner Mutter verzeihen, dass sie uns so im Stich gelassen haben.

Ein grünäugiges Paar Augen schaute mir direkt in die Augen. Ich bekam eine Gänsehaut und ein Schauer lief mir den Rücken hinab. Seine Augen waren kalt, hart und gefühllos.
Nur ein nicken bekam ich von ihm. Ich soll einen ganzen Tag mit ihm im Auto verbringen, ohne einen Anfall zu bekommen?

Ob ich das wohl aushalten würde?

Ich studierte weiter hin seine Statur und sein Gesicht. Eine kleine Narbe zog sich von der linken Schläfe runter zur Augenbraue, wo sie aufhörte. Von wo er wohl die Narbe hat. Vielleicht von einer Schlägerei ?

Er hatte ein eine Jeans und ein weißes T-shirt, welches sein muskulösen Oberkörper um so mehr betonte, an.

Mein Blick glit wieder nach oben zu seinen Augen. Autsch.
Er beobachtete spöttisch, wie ich ihn fixierte. Na, besser kann es nicht mehr werden.

"Ich glaube, ihr habt noch genug zu besprechen. Ich lasse euch dann mal allein", sagte Anil und verschwand aus dem Raum.

Ich blickte zur weißen Wand, nur um nicht wieder in diese harten Augen zu schauen.

"Wie alt bist du?", fragte mein Cousin mit monotoner Stimme.

Ich schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie wussten ja nicht einmal, wie alt ich bin.

"19", sagte ich stolz.

Ich hörte ein Geräusch, so als wenn er versuchen würde, ein Lachen zu unterdrücken. Dastan und lachen?

Ich glaube nicht, dass ein Eisbrocken lachen kann.

"Haben sie was gesagt?", fragte ich kalt.

"Nein", sagte er kurz. Zu kurz.

Stille.

"Ich habe genug von deinen Tanten über dich gehört. Denk bloß nicht, dass du bei uns so frech sein kannst. Meinem Opa geht es nicht mehr so gut, wie früher. Ich hoffe wir haben uns verstanden.", sagte er plötzlich.

Mir blieb die Luft weg. Wie konnte er es wagen? Mich als eine naive und kleine Zicke darzustellen.

Ohne zu überlegen, öffnete sich mein Mund und harte Worte kamen zum Vorschein.
"Ich habe das gute Recht, frech gegenüber Ihnen und Ihrer Familie zu sein. Nicht wir waren es, der den Kontakt abbrach. Bis vor einigen Monaten interessierte sich ihr Opa nicht einmal für seine Enkelin", schrie ich wütend heraus.

"Wusste ich es doch. Eine ungebildete und verwöhnte Tochter." hörte ich ihn leise auf englisch sagen.

"Ich bin nicht ungebildet und verwöhnt. Ich habe eine sehr gute Erziehung genossen!", sagte ich automatisch, in fließenden Englisch.

Ich hatte als kleines Kind ein eigenen Hauslehrer und nebenbei durfte ich sehr oft mit auf die Geschäftsreisen meines Vaters in anderen Ländern. So sprach ich, einschließlich meiner Muttersprache, Englisch und Deutsch fließend.

Mein Cousin sah mich für einen kurzen Augenblick erstaunt an, doch im nächsten Augenblick hatte er seine Mimik wieder im Griff. Ich saß wutschnaubend im Büro und versuchte mich zu beruhigen.

Noch einmal schaute er mich mit seinen harten Augen an und verließ anschließend das Zimmer.

Die Tür wurde leise auf gemachte und mein Onkel Anil betrat das Zimmer. Ich sah ihn mit Tränen in den Augen an. Wie kann Dastan nur so unverschämt sein. Er kennt mich doch nicht mal!

"Er war nicht immer so", hörte ich eine leise Stimme.

Ich schaute irritiert zu meinem Onkel. "Wie meinst du das?"

"Er war nicht immer so kalt und gefühllos. Es war ein Schicksalsschlag. Er redet nicht darüber, doch er wurde von einer Person sehr schwer verletzt und seitdem ist er so hart.
Du darfst es ihm nicht übel nehmen. Seine Mutter ist, als er noch sehr jung war, verstorben und sein Stiefvater, also der Bruder deiner Mutter, starb einige Jahre nach ihrem Tod. Einige sagen, dass er sich so sehr nach ihr gesehnt hat, dass er nicht mehr leben wollte. Das alles hat ihn damals schon mitgenommen. Vor einigen Jahren ist etwas passiert, was ihn zum heutigen Dastan gemacht hat. Keiner weiß bis heute, was es genau war, doch es hatte definitiv etwas mit einer Frau zu tun.", erzählte er mir.

"Moment. Dastan ist nicht mein richtiger Cousin? Sondern nur der Stiefsohn meines Onkesl?", fragte ich irritiert.

Mein Onkel nickte. "Ja, seine Mutter hat deinen Onkel Jeffrey geheiratet, als Dastan drei Jahre alt war. Er hat ihn wie ein richtigen Vater geliebt."

Langsam nickte ich. Deswegen konnte ich auch keine Ähnlichkeit zwischen uns erkennen. Er war nicht blutsverwandt mit mir.

"Onkel Anil, ich würde gerne nach Hause gebracht werden und meine Koffer schon einmal packen", sagte ich und stand auf.

Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt