Kapitel 43

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"Auch hier wirst du nicht alleine Raus gehen. Es besteht immer noch die Gefahr, dass dich jemand entführen könnte", erkläre Dastan kalt.

Nicht einmal wenn es um die Entführung ging, zeigte er Gefühle.
Innerlich zuckte ich zusammen, da er wieder Mal zeigte, wie unwichtig und unbedeutsam ich ihm war. Nur sein Ruf und der der Familie war ihm wichtig. Gefühle spielten keine Rolle.

Genervt rollte ich die Augen und nickte vor mich hin. Wir waren mittlerweile seit drei Stunden wieder Zuhause und schon hält er mir eine lange und öde Predigt.

"Warum? Azad ist doch nicht mehr unter uns Leben en ", fauchte ich und formte meine beiden Zeige -und Mittelfingern zu Gänsefüßchen.

"Was ist eigentlich mit ihm passiert? Kein Mensch hat mir erzählt, was genau du getan hast, oder was geschehen ist!", rief ich. 

Wow, das war wohl der längste Satz, den ich seit einer Woche zu ihm sprach.

Wieder zog er wütend die Augenbrauen zusammen.
"Es ist besser, wenn du es auch weiterhin nicht weißt.", antwortete er.

"Ich bin kein Kind, verdammt! Ich will es, auf der Stelle, wissen!", schrie ich empört.

Von wo der Mut kam, wusste ich nicht, doch ich bereute dies sofort, als ich sah, wie Dastan auf mich zukam.

Er packte mich hart an die Schulter und schaute mich mit seinem Killer Blick an.

"Ein Kind bist du wahrhaftig nicht. Doch deine Naivität ähnelt oft einem! Aber wenn du es unbedingt wissen möchtest! Er ist tot. Zufrieden?", zischte er in mein Ohr und ließ mich abrupt los, so als wenn er sich verbrannt hätte.

Tod? Zufrieden? Was zur Hölle redet er da!

Er darf doch wegen mir nicht zum Mörder werden.

"Das ist nicht wahr!", flüsterte ich geschockt.

Ein grausames Lachen entwich seiner Kehle.

"Leider, doch. Mir blieb keine andere Wahl übrig. Er hat dich mir weggenommen und das, was mir gehört, bleibt auch bei mir!"

" Du hast ihn umgebracht?", hauchte ich angstvoll.

Er war wegen mir ein Mörder!
Ich hab ihn zum Mörder gemacht.
Plötzlich ekelte ich mich vor mir selber. Wäre ich niemals nach Deutschland gekommen, so wäre alldass nicht passiert.
Sein Schmunzeln riß mich aus den Gedanken.

"Nicht direkt, auch wenn ich es gerne getan hätte. Er selbst hat alles ins rollen gebracht. Er war schon immer ein Feigling und so ist er auch gestorben.
Als ich im brennenden Haus war, um dich da raus zuholen, versuchte er abzuhauen. Dabei ist es zu einem Kampf zwischen ihm und einem, sagen wir, Kollegen gekommen. Da er wiederum von der Mafia ist, ließ er sich dies nicht gefallen und erschoss Azad direkt.", erklärte er mir.

Auch wenn es sich brutal anhört, so fiel mir ein Stein vom Herzen.
Dastan hat ihn nicht umgebracht, er war kein Mörder.

"Danke", sagte ich erleichtert und stand auf.

Fragend sah er mich an.

"Dafür, dass du dich meinetwegen nicht zum Mörder gemacht hast.", erklärte ich.

"Du hasst mich also nicht? Auch wenn ich jetzt das mache?".

Fragend sah ich ihn an. Wenn er was macht?
Er senkte langsam seinen Kopf und sein Atem gegen meine Lippe prallte. Automatisch schloss ich die Augen und genoss seine Nähe. Seine Lippen berührten erst federleicht und dann fordernd meinen Mund.

Da er nie zuließ, dass ich ihm meine Gefühle gestehe, legte ich meine ganze Liebe in diesen Kuss. Er sollte wissen, dass aus meinem Hass, ihm gegenüber, Liebe geworden ist.

Zitternd hielt ich mich an ihm fest und fuhr mit den Händen durch sein seidenweiches Haar. Die Zeit stand still, nur er und ich zählten. Atemlos lösten wir uns voneinander. Lächelnd sah ich zu hin herauf und begegnete einem düsteren Augenpaar.

"So sehr liebst du also Azad. Sind meine Küsse so widerlich, dass du deine Augen direkt schließt und dir Azad vorstellst!", klatsche er mir entgegen und ließ mich los.

"Nein.. Da-ast.. Warte.."

Ohne weiter auf meine Verteidigung zu warten, drehte er sich um und ging. Verzweifelt ließ ich mich auf das Bett sinken. Alles was ich versuchte scheiterte. Keiner meiner Handlungen brachte mich voran. Wie sollte ich ihm noch deutlicher machen, dass ich ihn, den Gefühllosen und doch geladenen Dastan und nicht Azad, liebe?

Ich hörte wie die Haustür zugeknallt wurde und gleich darauf ein Auto wegfuhr.

Ich ging verzweifelt mehrere Schubladen im Gehirn durch, bis mir plötzlich ein Plan einfiel. Ein Plan, den selbst Dastan niemals aufdecken würde.

Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt