Kapitel 24

4.3K 164 0
                                    


Gut gelaunt lief ich runter zu meinem Opa, der in seinem Bett lag und dort sein Frühstück zu sich nahm.

Liebevoll drückte ich ihm ein Kuss auf die Wange und setze mich zu meinem Frühstück, welches für mich auf einem Tisch bereit stand.

"Wie war dein Abend gestern?", fragte mich mein Opa.

Ich lächelte ihn an und erzählte ihm, dass der gestrige Abend sehr toll war. Ich ließ jedoch den Zusammentreff mit Dastan und die Szene im Auto weg.

Nachdem wir zu ende gefrühstückt hatten, half ich meinem Opa in seinem Rollstuhl, den er seit kurzem benutzten musste. So konnte er öfters an die frische Luft zu gehen. Ich fuhr ihn in den Garten und sog dort die frische Frühlingsluft tief in die Lunge ein. Nachdem wir mehrere Runden im großen Garten drehten, ließ ich mich auf eine Bank sinken und erlaubte der warme Sonne meine Wangen zu liebkosen. Wir waren für einige Minuten still und genießten die natürliche Harmonie, die um uns herum herrschte.

Immer noch hielt ich meine Augen geschlossen, bis leider ein Schatten die Sonnenstrahlen überdeckte. Ich dachte mir nichts dabei, da ich vermutete, dass es eine Wolke war. Doch selbst nach einigen Sekunden verschwand der Schatten nicht. Plötzlich vernahm ich die Stimme meines Opas.

"Mein Junge, schön dich zu sehen. Komm setz dich zu uns. Das Wetter ist herrlich", rief er freudig.

Verwundert öffnete ich meine Augen, nur um festzustellen, dass Dastan direkt vor der Sonne stand und somit ein Schatten auf mich warf.

'Wie lange er da wohl stand?'

Ich setzte mich ordentlich hin und lächelte Dastan an. Er wiederum zog die Stirn in falten und sah mich irritierend an. Mein Opa, der mich beobachtete, strahlte förmlich vor Glück.

"Dastan, wir sehen dich hier noch kaum. Zara muss sich leider immer mit meiner Gesellschaft zufrieden geben. Ich weiß selbst, von früher, wie langweilig das sein kann."

"Niemals, Opa! Ich freue mich in jeder Sekunde, die ich mit dir verbringe. 19 Jahre meines Lebens haben wir verpasst. Die müssen wir doch nachholen.", fuhr ich entschlossen dazwischen.

Mein Opa nickte fröhlich und zufrieden mit meiner Antwort und wendete sich zu Dastan.

"Trotzdem wäre es schöner, wenn du öfters bei uns zu Besuch bist. Früher warst du jeden Tag hier. Mittlerweile sehen wir dich kaum, mein Sohn.", sagte er.

Dastan schaute mich kurz an und wendete sich wieder meinem Opa zu.

"Es tut mit leid, nur in der Firma ist sehr viel zu tun und seit dem du nicht mehr da bist, muss ich auch deine Meetings und Aufgaben übernehmen. Da habe ich leider kaum noch Zeit hier her zu fahren, Opa.", erklärte er.

"Ja, ja, natürlich. Das hatte ich vollkommen vergessen. Ich bin stolz auf dich."

Dastans Augen funkelten seltsamerweise bei diesem letzten Satz. So als würde er sich über die Worte freuen.

"Würdest du mich ins Haus fahren? Ich habe noch einige Fragen an dich. Zara, warte du hier."

Widerwillig saß ich da und sah ihnen nach. Nach einigen Minuten kam auch schon Dastan wieder. Diesesmal brauchte ich mir nicht die Mühe zu machen ihn anzulächeln, da mein Opa nicht mehr da war.

"Ich bin eigentlich nur hier, um dir Bescheid zu geben, dass morgen die Verlobung meines Freundes stattfindet. Er bat mich, dich mitzunehmen, da er neugierig war dich kennenzulernen. Ich hole dich dann um 20 Uhr ab."

Ohne mir Gelegenheit zugeben etwas zu sagen, drehte er sich schon um und ging weg.

"Du siehst bezaubernd aus, Kind", rief meine Tante entzückt aus.

Dann habe ich wohl die richtige Wahl getroffen. Ich streichte leicht über das eng anliegende rote Kleid, welches bis zum Boden reichte.

Schüchtern lächelte ich alle an und gab meinem Opa und meiner Tante einen Abschiedsküss. Dastan stand neben meinem Opa und nickte mir anerkennend zu. Plötzlich runzelte meine Tante ihre Stirn.

"Zara, Liebes. Warum gibst du Dastan keinen Willkommenskuss?", fragte sie verwirrt.

Ich sah erschrocken zu Dastan, der mich wie immer ausdruckslos anschaute. '

So, jetzt sitze ich wohl in einer Zwickmühle.'

Zögerlich hob ich mein Kopf und drückte schnell und flüchtig meine Lippen auf seine Wange, die von einem drei-tage-bart überdeckte wurde. Ich sah wie ein Muskel in seinem Kiefer geradezu spöttisch zuckte. Ich drehte mich schnell um, verabschiedete mich schnell von allen und lief, ohne auf Dastan zu warten, zum Auto.


Herz aus Eis (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt