34. Kapitel

43 3 0
                                    

Ich hatte mich aus dem Bett gequält und stand nur dafür auf, um bei Leo sein zu können. Doch davor besorgte ich ihr einen Strauß Blumen.

Als ich in ihr Zimmer trat, atmete ich erleichtert aus, ihr ging es gut. Genau jetzt erkannte ich meinen Zeitpunkt, Nelson zu besuchen. Ich schlich mich zu ihr ans Bett und stellte die Blumen in eine Vase, die das Krankenhaus bereit stellte.

Danach verließ ich wieder ihr Zimmer und ging durch die schrecklichen Flure. An der Decke flackerte eine Lampe und es machte den Gang nur noch unheimlicher. Ich hasste Krankenhäuser, sie hatten immer eine Atmosphäre die einem Schauer über den Rücken jagte. Die weißen Wände und der helle Boden. Nur bunte Bilder schmückten die Wände. 'Kunst' nannte man dieses Gespritz von Farbe an einer kleinen Leinwand. Dieser Geruch der schwer in der Luft hing erinnerte mich immer wieder an den Tod.

Ich fühlte mich durch die Vorfälle in meinem Leben immer so verbunden zum Tod. Erst wurde mir Sally genommen und danach war Shila an der Reihe die sich das Leben selber nahm. In einer Hinsicht hatten mich diese Vorfälle zu dem gemacht, was ich jetzt war. Sie hatten mir auch das gegeben, was ich jetzt besaß. Tolle Freunde, eine bewundernswerte Frau an meiner Seite und einen entzückenden Sohn.
Nun war der nächste Vorfall angebrochen, Nelson.

Endlich erreichte ich sein Zimmer und es interessierte mich nicht, ob ich Zutritt zu ihm hatte oder nicht. Es war mir nicht wichtig, was mir ein Arzt zu sagen hatte.

Ich lehnte meinen Kopf gegen die Tür und atmete durch, ich wusste nicht was ich gleich zu sehen bekommen würde. Ich legte meine Hand vorsichtig auf die eisige Türklinke und drückte sie mit einem Ruck nach unten. Ich ging mit geschlossenen in den Raum, aus dem ein regelmäßiges Piepen kam. Langsam öffnete ich meine Augen und sah zu ihm.

Er lag in seinem Bett und überall seinem Körper waren Infusionen und Kabel befestigt. Er sah müde aus und sein ganzer Körper zitterte, obwohl er doch nicht einmal anzusprechen war.
Doch ich konnte mir schnell genug ausmalen, was ihm fehlte. Seine Drogen. Sein Körper war es schon gewohnt, die ganze Zeit auf Trip zu sein. Jetzt fehlte ihm der Stoff und sein Körper reagierte gewissermaßen darauf. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, ihm etwas zu besorgen und zu spritzen.
Das war jedoch nicht was ich wollte, ich wollte ihn schon immer davon abbringen, doch sein zitternder Körper gab mir einen Schauer über den Rücken. Ich fragte mich ob dieser Vorfall ihn ändern würde,wenn er aufwachte.

Ich hatte ihn schon eine ganze Weile lang angesehen, als eine helle Stimme hinter mir erklang. ''Seine Lage hat sich gebessert, aber er ist noch nicht gerettet'', ich drehte mich um und eine junge Schwester lächelte mir entgegen. ''Danke'' war das einzige, was ich mir über die Lippen zwingen konnte.
Sie nickte mir zu ''Sie dürfen hier eigentlich noch gar nicht hier sein. Aber da ich weiß, wer sie sind, kann ich eine Ausnahme machen''
''Wer bin ich denn?'' fragte ich sie mit einem festen Ton in meiner Stimme.
''Der Zwillingsbruder, von dem Arzt, der gestern ausgeholfen hat. Er ist ein guter Mann. Er hat von Ihnen erzählt'', ich fragte mich immer noch, wie blind die Menschen waren. Sein Name war Shaw und sie konnten sich dabei nicht denken, dass es der Mann war, der viele Menschen auf dem Gewissen hatte.
Doch ich ließ ihr, ihre Ansicht von meinem Bruder und nickte einfach. ''Schön, dass er hier einen guten Namen für mich macht''.

Sie nickte freundlich und ging zu Nelson ans Bett, um sich um ihn zu kümmern. ''Wissen Sie wieso er so zittert?'', ihren Blick wandte sie flüchtig an mich, um ihn dann wieder an Nelson zu wenden. ''Er nimmt regelmäßig Drogen, sodass sein Körper schon daran gewohnt ist''.

Als sie sich wieder an mich wandte, lag etwas unruhiges und verwirrtes in ihren Augen. ''Er sieht schlecht aus, aber das er Drogen genommen hat? Für einen Abhängigen sieht er ziemlich gut aus. Die meisten haben nicht so schöne Gesichter und gefaulte Zähne'', ich zuckte mit den Schultern ''Vielleicht kam sein Körper gut damit zurecht. Aber wenn er aufwacht, werde ich ihn davon abhalten, weiter zu nehmen''. Das Wort wenn nagte innerlich an mir. Er musste aufwachen, ich konnte nicht noch eine Person verlieren, die mir etwas bedeutete.

Ich ging wieder die leblosen, weißen Flure entlang, um bei Leo ins Zimmer zu kommen. Sie saß gerade in ihrem Bett und streichelte Marcel über den kleinen Kopf. Das Tablett mit ihrem Frühstück stand neben ihr auf einem Tischchen.

''Na, meine Süßen?'' lächelte ich und ihr Blick traf auf meinen.An ihrem Bett angekommen, setzte ich mich zu ihr und sah sie lächelnd an. ''Wieso frühstückst du nicht?''
''Der kleine war als erstes dran''
Ich sah Marcel an und wusste nicht ob ich mich freuen oder mir Sorgen machen sollte. Er war im Moment in Sicherheit, aber das würde auch nicht für immer anhalten.

---

Tage um Tage zogen an uns vorbei und Leo sollte entlassen werden.Zuhause war alles für den Kleinen vorbereitet, nichts stand im Weg.

Nelsons Lage hatte sich um einiges gebessert und sie gaben ihm eine höhere Wahrscheinlichkeit sein Leben weiter zu führen.

Ich trat gerade in das Zimmer ein und hörte einen Reißverschluss sich schließen. Mit einem Blick war ich mir sicher, dass Leo fertig war. Sie sah zu mir und lächelte. Die Babyschale die ich in meiner Hand hatte, stellte ich auf das Bett und nahm Marcel vorsichtig aus dem Krankenhausbettchen. Er öffnete sofort seine kleinen Äuglein und starrte mich aus diesen heraus an. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verdrücken.
Vorsichtig legte ich ihn in die Schale und schnallte ihn an. Er schloss wieder seine Augen und ihm entglitt ein außerordentlich niedliches Seufzen.




My RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt