Chapter 3

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PoV: Thomas
Ich stand vor der geschlossenen Tür meines Klassenzimmers. Niemand stand mehr vor dem Eingang, also war mir sofort bewusst, dass ich zu spät war. Mal wieder. Und das auch noch am ersten Schultag nach dem Wochenende, bei meinem absoluten Lieblingslehrer. Nicht. Ich hasste Mathe und ich hasste meinen Lehrer so sehr, dass ich mich schon hätte aufregen können, wenn er nur vor mir etwas lauter atmete. Ich versuchte mich zu beruhigen. Ich musste automatisch an die sanften Klänge von Dylans Stimme denken und sofort war ich absolut ruhig. Man Thomas, was läuft denn jetzt bei dir schief, ermahnte ich mich selbst und schüttelte leicht meinen Kopf, als ob ich den letzten Gedankengang einfach abschütteln konnte.
So stand ich also nun vor den geschlossenen Türen unseres Klassenzimmers und sehnte mich schon nach dem Ausraster meines Lehrers, wenn ich gleich durch diese Tür schritt. Ich klopfte leise an, doch anscheinend hatte es niemand gehört und ich klopfte noch ein wenig stärker gegen die Tür. Wieder nichts. Ich wollte es gerade noch einmal versuchen, als die Tür ausgerissen und mein Lehrer wutentbrannt vor mir stand. "Thomas Brodie-Sangster! Wann schaffst du es einmal in deinem erbärmlichen Leben pünktlich zu kommen?", schrie mein Mathelehrer mich an. "Ich führe ein besseres Leben, als sie es jemals leben werden.", flüsterte ich leise zu mir selbst, doch anscheinend hatte mein Lehrer ein absolut gutes Gehör, dass er es gehört hatte. "Wenn du so weiter machst und deine Leistungen weiter in die Tiefe sinken, dann wird dich dein Reichtum auch nicht retten. Und deine Eltern werden dir erst recht nicht helfen, wenn sie von deinem Notenstand erfahren!", schrie er weiter. "Also ich weiß ja nicht von welchem Notenstand Sie gerade sprechen, aber einen Durchschnitt von 1.7 würde ich nicht als schlecht bezeichnen, wenn man es gesamt nimmt. Dass ich in Mathe nicht sonderlich gut bin, ist ziemlich bekannt, trotzdem ändert es nichts an meinem souveränen Gesamtnotenstand.", wehrte ich mich, während ich mich an ihm vorbei schlängelte und meinen Platz aufsuchte. Meinem Lehrer war anzusehen, dass er keinen Kommentar mehr dazu sagen konnte und so ließ er es bleiben. Als ich mich an meinen Platz gesetzt hatte, drehte sich automatisch ein Mädchen, das vor mir saß, um und sah mich aus leuchtenden Augen an. "Morgen, Isabella!", begrüßte ich sie mich einem Lächeln und beugte mich ein wenig vor. Sie drehte sich komplett zu mir, küsste mich und begrüßte mich ebenfalls. Isabella war meine feste Freundin seit fast zwei Jahren. Wir kannten uns schon, als wir noch kleiner waren und unsere Eltern waren sehr gut befreundet. Sie kam aus einer durchschnittlichen Familie, während meine Familie berühmte Schauspieler aus Großbritannien waren. Doch sie hatten sich an einem Dreh für einen Kurzfilm kennengelernt, in dem Isabellas Vater eine kleine Rolle übernommen hatte und seither waren unsere Familien unzertrennlich. So musste es einfach geschehen, dass Isabella und ich uns näher kamen und uns ineinander verliebt hatten. Doch seit einigen Monaten zweifelte ich an meinen Gefühlen für sie. Das Kribbeln im Bauch, das ich immer bekommen hatte, wenn sie mich angesehen hatte oder wenn wir uns geküsst hatten, war einfach nicht mehr da. Ich fühlte mich unwohl sie zu berühren und ich konnte ihr seit einiger Zeit auch kein 'Ich liebe dich' mehr zuflüstern, denn es war einfach eine Lüge. Ich wusste nicht woran es lag aber seit ein paar Wochen versuchte ich ihr auch schon aus dem Weg zu gehen und sie wenn möglich gar nicht erst zu sehen. Doch da wir in eine Klasse gingen und sie auch noch vor mir saß, war das etwas schwierig. Sie drehte sich wieder nach vorn, schob mir jedoch noch einen kleinen Zettel zu. In ihrer sauberen Handschrift war darauf geschrieben, dass sie mich gern sprechen wollen würde und mich daher an dem 10. Klässergang treffen wollen würde. Dieser Gang war immer unser gemeinsamer Ort gewesen, wenn wir unsere Ruhe haben wollten und einfach nur rumknutschen wollten. Die Schüler aus der zehnten Klasse waren immer so schnell verschwunden und so hatten wir die gesamte Pause für uns.
Die Stunde beendete unsere Lehrer heute früher und so ging ich mit ein paar Freunden schon einmal nach draußen. Mein Blick schweifte sofort hoch zu einem der Klassenzimmer der 10. Klasse. Ich wusste, dass ich nichts sehen würde, doch trotzdem hoffte ich, dass Dylan dort irgendwo sitzen würde und herunter schauen würde. Ich hatte so eine Schwäche für Menschen wie ihn. Er war so besonders. Ich grinste vor mich hin, als ich nach oben blickte, doch versuchte es sofort wieder zu unterdrücken. Was läuft verdammt nochmal falsch bei mir? Ich hatte eine wundervolle Freundin, jedoch grinste ich, als wäre ich verliebt, wenn ich an diesen einen Jungen dachte. Bin ich es vielleicht? Nein, auf keinen Fall!
Ich lief in Richtung des Ganges, an dem Isabella und ich gleich sprechen würden. Doch was ich nicht bedacht hatte, dass Dylan möglicherweise dort sein könnte und uns sehen würde. Dazu hatte ich nicht gedacht, dass Isabella etwas anderes, als reden wollte.

Wenn Welten kollidieren (Dylmas)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt