Chapter 66

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PoV: Dylan
Ich hatte Thomas fest in meinem Arm und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Doch nebenbei musste ich die ganze Zeit an unsere Situation denken. Gab es denn wirklich keine Möglichkeit das irgendwie zu stoppen? "Tommy? Was ist eigentlich mit deinem Vater?", fragte ich ihn und blickte ihn erwartungsvoll an. Er hatte meine Anspielung anscheinend verstanden, denn er antwortete mir sofort: "Mein Vater wird das alles wahrscheinlich gar nicht mitbekommen haben. Er arbeitet sehr viel und ist im Ausland unterwegs. Was meine Mutter für Entscheidungen trifft oder wie es uns Kindern geht, erfährt er erst, wenn er mal wieder zu Hause ist." Ich nickte verständnisvoll mit dem Kopf.
Wir überlegten noch einige Minuten hin und her, als Thomas Handy wieder klingelte. Ich ging ran. "Hallo?" "Hey, ich bin's wieder!", ertönte die Stimme von Ava am anderen Ende. "Ist sie weg?", fragte ich sofort. "Nein, aber ich habe mich inneren Zimmer eingeschlossen und so leicht kommt die hier nicht mehr rein!", berichtete sie uns ernst. Ich blieb weiterhin ruhig. "Dylan, ich denke du weißt, dass sie nichts aufhalten wird oder?", fragte sie nun etwas besorgter. "Ja, das weiß ich. Und ich werde die nächsten Tage versuchen meine Schwester zu erreichen, damit ich für ein paar Tage nach Hause fahren kann. Dann kann ich mit meinen Eltern reden.", erklärte ich ihr und sah dabei Thomas an. Er starrte auf den Boden und seine Augen glänzten ein wenig glasig. Ich legte einen Arm um seine Schultern und drückte ihn ein wenig an mich. Sein Herz schlug sehr schnell und er lehnte sich sofort mit seinem Kopf auf meine Schulter. "Das wird sie sicher mitbekommen. Sie wird alles in die Wege leiten, dass du ihn nie wieder siehst. Ihr ist es völlig egal, wie es Thomas dabei geht.", argumentierte sie. "Du musst einfach nur für mich herausfinden auf welche Schule sie ihn hin versetzten will. Wenn es woanders ist, besorgt sie ihm eine Wohnung und ich werde bei ihm einziehen, solange bis ich eine andere Bleibe gefunden habe.", versuchte ich sie zu überzeugen. "Spinnst du? Du musst dir gar nichts anderes suchen! Du bleibst schön bei mir!", rief Thomas empört und ließ ein wenig von mir ab. Er blickte mich mit einem wütenden Blick an. Ich lächelte ihm nur leicht zu und starrte dann wieder in unserem Zimmer herum. Ich wollte mich voll und ganz auf das Telefonat konzentrieren, danach konnte ich mit ihm darüber reden. "Meinst du das wird funktionieren?", fragte sie leise am anderen Ende der Leitung. "Das muss es.", versicherte ich ihr.
Es war eine eine unberuhigende Stille entstanden und wir beide atmeten einfach nur in den Hören. Nach einigen Minuten des Anschweigens, versicherte sie mir, sie würde sich so viel Mühe wie nur möglich geben und uns alle Informationen geben, die wir bräuchten. Dann legten wir beide auf und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder Thomas zu.

~Einige Tage später~

Thomas Mutter war tatsächlich in der Schule aufgetaucht und hatte mit dem Rektor gesprochen. Dieser kam mit einem leicht aufgebrachten Gesicht in der zweiten Großen Pause auf uns zu. Thomas wurde komplett steif neben mir und die anderen verschwanden augenblicklich. Nur ich blieb dicht neben ihm stehen. Nichts würde mich jetzt von ihm feenhaften. Nicht einmal wenn eine Horde Aliens auf uns zugerannt käme. Der Rektor blieb dicht neben uns stehen und blickte mich böse an. Meinen Arm, den ich um Thomas Taille geschlungen hatte, legte ich noch fester an ihn und so drückte ich ihn fest gegen meine Seite. Er blickte mich verängstig an. Er sah dabei aus wie ein kleiner Junge. Wären wir nicht in einer außerordentlich unangenehmen Situation, hätte ich ihm auf die Nase getippt und ihn ein wenig ausgelacht.
"Dylan? Wärst du so lieb und würdest uns für einen kurzen Moment allein lassen?", fragte mich der Rektor streng und holte mich wieder in die Realität zurück. "Wenn Sie mit ihm reden, müssen Sie auch mit mir reden. Und gibt es in dieser Situation nur zu zweit und ich werde einen Teufel tun, ihn jetzt allein zu lassen.", sagte ich gelassen. Der Rektor nickte verständlich. Er konnte eben nicht lange sauer sein.
"Thomas, deine Mutter war gestern bei mir und hat mir sehr viele Dinge über dich anvertraut.", begann der Rektor, doch Thomas unterbrach ihn. "Entweder hat sie Lügen erzählt oder hat angefangen zu schreien und mich zu beleidigen, also warum verschönen sie das alles jetzt so?" Von so einer schlagfertigen Frage war ich ziemlich schockiert. "Sie hat dich doch nicht beleidigt! Sie macht sich Sorgen um dich! Sie meinte, dass du es nicht gern hier hast und völlig unter Druck stehst. Sie meinte, dass dir das alles zu Kopf steigt und du überlegst auf eine normale Schule zu gehen!" Mit Punkt eins hatte Thomas gar nicht mal so unrecht gehabt.
Was mich jedoch wunderte, Thomas fing an zu lachen. Und zwar nicht sein herzhaftes Lachen, in das ich mich jedes Mal noch mehr verlieben könnte, nein, es war kalt. Es ließ mich erstarren und ich schaute ihn verwirrt an. Seine Augen hatten einen kühlen Unterton bekommen und sein Lachen klang immer böser. "Ja, das behauptet sie gern, wenn sie mein Leben zerstören will. Ich liebe es hier. Hier sind alle meine Freunde, mein fester Freund und hier kann ich meine Träume erfüllen! Lieber würde ich mir ein Bein abhacken, als freiwillig zu sagen, dass ich gehen will!", argumentierte er, doch die Kälte in seinen Augen ließ nicht nach. Nein, es wurde noch schlimmer.
Unser Rektor war sichtlich verwirrt und rückte seine viel zu große Brille zurecht. "Dann hat sie aber ziemlich viel Unsinn geredet. Ich werde sie gleich noch einmal anrufen. Danke, dass du ehrlich warst!", sagte dieser und reichte ihm die Hand. Thomas war erst ein wenig verwirrt, ergriff sie jedoch und schüttelte sie leicht. Damit drehte sich unser Rektor wieder um und lief wieder seine Brille zurechtrückend davon.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Thomas. Seine Augen hatten wieder das wunderschöne braun und diese Kälte war völlig verschwunden.

Wenn Welten kollidieren (Dylmas)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt