Chapter 67

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PoV: Thomas
Ich war mir immer noch nicht sicher, ob das alles wirklich so klappte. Dylan wollte unbedingt am Wochenende zu seinen Eltern fahren und unsere Situation erklären. Um es besser auszudrücken, er wollte sie davon überzeugen, dass sie ihn auf eine andere Schule wechseln ließen, nur um bei mir sein zu können. Ich hatte schon lang aufgegeben, ihn davon zu überzeugen, dass das alles totaler Schwachsinn wäre und wir doch auch gut eine Fernbeziehung führen konnten. Ich würde alles dafür geben, dass das alles aufrecht erhalten blieb, aber ich wollte auf keinen Fall der Grund dafür sein, dass er nicht seinen Träum erfüllen konnte.
Das Gespräch mit unserem Rektor hatte mich ebenfalls ziemlich verwirrt. Ich hatte versucht kalt zu wirken und anscheinend hatte es ziemlich gut geklappt, denn Dylan hatte mich danach sofort besorgt angesehen. Doch eigentlich war ich den Tränen wieder einmal nahe gewesen. Sie erzählte so viele Lügengeschichten, nur um mir das Leben zur Hölle zu machen. Vor ein paar Monaten hatte ich sie noch als die beste Mutter der Welt bezeichnet, doch das war schon lang vorbei. Nichts könnte sie wieder zur Alten werden lassen und das schnitt eine tiefe Wunde in mein Herz. Es gab nichts schlimmeres, als seine eigene Mutter zu verlieren. Erst recht nicht, wenn du ihr tagtäglich begegnen könntest und sie nichts anderes als einen kalten Blick für dich übrig hat.
Ich war völlig in meinen Gedanken versunken und bemerke überhaupt nicht, dass es bereits zum Ende des Unterrichts klingelte. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und wartete auf Bella. Sie hatte von allem, was vorhin passiert war noch nichts mitbekommen und sie wusste auch noch nichts von Dylans Plan. Nicht einmal Kaya, Rosa oder gar Will und Ki wussten davon.
Bella und ich liefen stillschweigend nebeneinander her, bis wir auf die anderen trafen. Dylan zog mich sofort in eine feste Umarmung. "Lächel wieder! Du bist so viel schöner, wenn du lachst.", flüsterte er mir zu. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. "Geht doch!", flüsterte er weiter und richtete sich wieder auf. Er küsste mich auf meine linke Schläfe und legte seine Arme auf meine Wangen. Er lächelte mich wieder an und meine bisherigen Zweifel waren sofort vergessen. Was diese dunkelbraunen Augen für eine Wirkung hatten, war unglaublich. Wie hatte ich sojemanden nur verdient?
Dylan löste sich ein wenig von mir und ergriff meine Hand. Wir machten uns auf den Heimweg und wieder versank ich in meine Gedanken. Nur die Wärme an meiner Hand, ließ mir noch einen Weg in die Realität offen.
Wie ein Roboter schloss ich unsere Tür auf und lief hinein. Ich schmiss mein Zeug auf unser Bett und verschwand erst einmal im Bad. Ich wollte nicht, dass Dylan mich so sah. Ich wollte nicht, dass er sah, wie sehr ich litt.
Ich setzte mich auf den Toilettendenkel und stützte meinen Kopf auf meinen Händen auf. Ich hatte höllische Kopfschmerzen von dem vielen Nachdenken bekommen und fühlte mich einfach nur noch schwach und ausgelaugt.
Während ich meine Augen schloss, bemerkte ich, dass auch Dylan ins Zimmer gekommen war und sein Zeug wahrscheinlich neben meins schmiss. "Tommy?", hörte ich ihn leise rufen. Ich antworte ihm nicht. Nach einigen Sekunden rief er noch einmal nach mir. Doch es war schon etwas lauter. Wieder antworte ich nicht. Ich vergrub meinen Kopf einfach weiterhin in meinen Händen und kniff die Augen zu. Die Kopfschmerzen wurden dadurch zwar noch schlimmer, aber die Sorge in Dylans Stimme machte mich innerlich noch viel mehr fertig. Als ich meine Augen wieder leicht öffnete, spürte ich sofort, wie sie nass wurden und einige Tränen auf den Boden tropften. Ich beobachtete sie dabei, wie sie auf unserem Teppich aufschlugen und sofort aufgesaugt wurden. Das beobachtete ich ein paar mal, bis ich mitbekam, dass die Badezimmertür leise geöffnet wurde. Hatte ich vergessen sie abzuschließen?
"Tommy?", fragte er wieder ganz leise und sein Kopf lugte zwischen dem Türrahmen hervor. Als er mich erblickte, wurde die Tür sofort weit aufgeschlagen, bis sie an der Wand aufprallte und laut wieder zuschlug. "Engel!", rief er etwas lauter. Ich krümmte mich ein wenig zusammen, da ich wieder einen dumpfen Schlag in meinem Kopf abbekam.
Er kniete sich vor mich und nahm meine Hände, die ich immer noch auf meinen Beinen abgestützt hatte, in seine. "Engel, was ist los?", fragte er besorgt. Mein Herz schmolz ein wenig dahin, als mich wieder bei diesem Spitznamen nannte, doch trotzdem gab ich nur einen gequälten Laut von mir und versuchte meinen Kopf von ihm abzuwenden. Dylan ließ meine Hände los und richtete sich ein wenig auf den Knien auf. Er schlang seine Arme um meinen Rücken und versuchte mich an sich zu drücken. Ich stützte meinen Kopf auf seiner Schulter ab und atmete ganz tief ein. Sein Geruch beruhigte mich normalerweise immer, doch heute funktionierte gar nichts.
"Ich kann dir das nicht antun!", flüsterte ich leise. Meine Hände hatte ich auf seine Brust gelegt. Dylan sagte erst gar nichts, sondern drückte mich noch fester an sich, doch nach ein paar Sekunden antworte er mir doch: "Du tust mir viel mehr weh, wenn du weggehst. Mich hier allein lässt." "Aber du hast doch Kaya und Rosa. Will und Ki sind doch auch noch da!", argumentierte ich leise. "Aber sie liebe ich nicht. Sie sind nicht du. Dich brauche ich hier um mich. Ich brauche dich in meinem Zimmer. Ich brauche dich tagsüber in der Schule. Ich brauche dich Abends in meinen Armen. Ich brauche dein kindliches Lachen und ich brauche deine Augen, die mich jedes Mal anstrahlen. Wenn ich deine wundeschöne Stimme nur am Telefon höre und dein Gesicht nur über meinen Laptop sehe, komme ich damit nicht klar. Ich würde mit überhaupt nichts mehr klarkommen. Es wäre, als ob ein Teil meiner Seele fehlen würde und nie wieder zurückkommen würde. Ich würde in meinem Zimmer eingehen. Ich würde in meinen eigenen vier Wänden kaputt gehen und zerbrechen, wie ich damals bei den Träumen zerbrochen bin." Er machte eine kurze Pause. Ich hatte meine Arme um seine Taille geschlungen und ihn fest an mich gedrückt. Ich hatte bitterlich mit Weinen angefangen und ich versuchte vergeblich mein Schluchzen zu unterdrücken. Er ließ ein wenig vor mir ab und legte seine Hände auf meine Wange. "Willst du, dass ich wieder so werde?", fragte er mich. "Niemals!", brachte ich gebrochen zurück. "Ich würde mich selber umbringen, wenn es so kommen würde!", sagte ich entschlossen und senkte meinen Blick auf den Boden. Wieder beobachtete ich meine Tränen, doch auch seine kamen dazu. "Dann lass mich mit dir gehen!", sagte er und hob mein Kinn so an, dass ich ihn ansehen musste. Er küsste meine Nase und sah mich wieder an. Eine Träne kullerte über meine Wange, die er auch wegküsste.
"Du würdest wirklich alles für mich hinschmeißen?", fragte ich ihn. "Du bist das wofür ich lebe. Du bist alles was ich brauche und jemals brauchen werde. Selbst wenn ich irgendwann unter einer Brücke leben muss, solange ich dich an meiner Seite habe, ist alles in Ordnung.", versicherte er mir und küsste mich auf die Wange. Ich wartete, bis er mich wieder anblickte und auf eine Antwort wartete, als ich meine Lippen auf seine drückte. Er erwiderte, jedoch nur schwach. Ich ließ wieder von ihm ab, ließ jedoch meine Stirn an seiner liegen. "Dann stehe ich dir nicht mehr im Weg."

Wenn Welten kollidieren (Dylmas)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt