PoV: Dylan
Der Unfall war bereits einige Tage her und Thomas konnte endlich wieder entlassen werden. Er sah schon viel besser aus als vorher. Sein Gesicht hatte wieder Farbe bekommen und er konnte sich auch wieder besser bewegen. Zwar brauchte er in so gut wie allem weiterhin meine Unterstützung und richtig laufen konnte er ebenfalls noch nicht, doch ein weiterer Krankhausaufhalt würde nicht von Nöten sein. Ich war glücklich ihn wieder an meiner Seite zu haben, doch die Gedanken an meinen Traum waren nicht eine Sekunde schwächer geworden. Ich wusste, dass ich ihm voll und ganz vertrauen konnte und ich ihn niemals verlieren würde, doch das kleine Mädchen suchte mich immer wieder heim. Ich hatte ihm mittlerweile alles erzählen können und er hatte meine Reaktion verstanden, doch ich konnte seine besorgten Blicke immer wieder auf mir spüren, wenn er mich betrachtete im Glauben ich würde es nicht sehen.
"Dyl?", holte mich ein sanfter britischer Akzent aus meinen Gedanken. Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. "An was hast du gerade gedacht?", fragte er mich und ich konnte im Augenwinkel sehen, wie besorgt er mich ansah.
Wir saßen gerade im Auto zurück zum Wohnheim und eine angenehme Stille war entstanden. "Ich habe gerade an dich gedacht. Wie es jetzt weitergeht und wie wir das mit deiner Mutter regeln sollen.", versuchte ich ihm zu erklären, was gar nicht mal gelogen war. Sein Blick senkte sich und er verschränkte seine Hände auf seinen Beinen. "Stimmt, das Problem gibt es ja auch noch. Ich glaube, ich kann mich nicht mehr zu Hause blicken lassen. Und mein Zimmer im Wohnheim wird bestimmt schon jemand anderem gehören.", überlegte er. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und fuhr mit der anderen weiter. "Wir werden schon eine Lösung finden. Du kannst ja solange bei mir einziehen und wenn bei uns im Wohnheim ein Zimmer frei wird, kratzen wir unser Geld zusammen und dann kannst du dort einziehen.", schlug ich vor und mein Herz begann an bisschen schneller zu schlagen. Die Vorstellung mit meinem Tommy in einer Wohnung zu leben war einfach Fantastisch. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das sofort ansteckend war. Er nickte mit dem Kopf. "Ja. So machen wir es fürs erste. Aber ich will nicht, dass du oder die anderen euer Geld zusammenkratzen müsst. Ich will das allein schaffen!", versuchte er mir einzureden. "Wir stecken da zusammen drin. Ich werde dich ganz bestimmt nicht in so einer Situation allein sitzen lassen. Das habe ich schon zu oft getan. Die anderen und vor allem ich werden dir da helfen, ohne Widerrede! ", sagte ich und knuffte kurz in seine Schulter. Er lächelte zufrieden.
Nach einigen Minuten standen wir auch schon vor den geöffneten Türen unseres Wohnheims. Meine Schwester stand schon wartend davor und winkte uns lächelnd entgegen.
Sie hatte mir ihr Auto geborgt, damit ich immer zu Thomas fahren konnte und nicht immer auf Bus und Bahn angewiesen war. Als sie von mir gehört hatte, hatte sie sich sofort ihre Sachen gepackt und war schon vor ihrer eigentlichen Rückkehr zu mir gefahren.
"Hey Thomas!", begrüßte sie meinen Freund und umarmte ihn vorsichtig. "Hey Julia. Schön dich zu sehen.", begrüßte auch er sie und versuchte die zu umarmen. Dabei stützte er sich ein wenig an mir ab. "Thomas!", schrie eine laute Stimme aus dem Gang und der kleine Blake schoss hervor. Sofort stürzte er auf Thomas zu und rannte ihn fast um. "Hey kleiner!", lachte dieser und wuschelte kurz durch seine Haare. Kaya, Ki Hong, Will und Rosa standen ebenfalls schon im Türrahmen. Blake ließ Thomas wieder los und er begrüßte die anderen. "Jag' uns ja nicht nochmal so einen Schrecken ein!", lachte Will und nahm ihn ein bisschen in den Arm. Den typischen Schulter-Klopfer ließ er besser sein. "Kommt rein, wir haben Essen für euch vorbereitet. Thomas sieht aus, als bestünde er nur noch aus Haut und Knochen.", sagte Kaya und befahl uns nach drinnen zu gehen.
Dass Thomas furchtbar dünn geworden war, war auch mir aufgefallen, doch ich machte mir keine Sorgen um ihn, da er mir versprochen hatte dies wieder zu ändern.
Drinnen liefen wir direkt auf mein Zimmer zu. Böse Erinnerungen durchfluteten meinen Körper und ich stockte ein bisschen. Doch Thomas nahm meine Hand und drückte sie ganz fest, sodass ich mich sofort besser fühlte. In meinem Zimmer sah alles völlig anders aus. Die Möbel waren umgestellt worden und meine Wände waren neu gestrichen. Es waren überall Bilder von mir und meinen Freunden aufgehängt worden und ein riesiger Bilderrahmen zierte die Wand über meinem Bett. Die Bilder darin waren zu einer Collage zusammengebastelt worden und auf jedem waren Thomas und ich zu sehen. Thomas musste anfangen zu lachen, als er die Bilder betrachtete. Mir kamen die Tränen. Das alles war viel zu schön für mich. Nichts war mehr so wie es war. Nichts würde mich mehr an diese schreckliche Zeit erinnern, außer mein Gewissen. Doch dieses schob ich beiseite und nahm meinen Freund fest in den Arm. "Ich liebe dich!", flüsterte ich ihm zu, bevor ich ihn sanft küsste. Er lächelte in den Kuss hinein und klammerte sich ein wenig in mein T-Shirt. "Wie süß!", kam es aus einer Ecke quietschend. Blake fing an zu lachen und zu klatschen. "Meine Idee hat funktioniert!", rief er in den Raum hinein und nun mussten wir alle anfangen zu lachen.
Am Abend hatten wir uns alle auf meine kleine Terrasse gesetzt und redeten über alles mögliche, als Thomas plötzlich verschwand. Sofort machte ich mir Sorgen und wollte ihm hinterher, doch dann erkannte ich, was er vor hatte. Er hatte seine Gitarre geholt und setzte sich in die Mitte auf den Boden. "Wer den Song kennt, einfach mit einstimmen!", sagte er in die Runde und begann leise zu spielen. Als er auch noch anfing zu singen, bekam ich eine Gänsehaut.
Nach kurzer Zeit stimmte auch ich mit ein und wir alle sangen und lachten bis tief in die Nacht.
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Wenn Welten kollidieren (Dylmas)
FanfictionDylan: Ein ganz normaler Junge in der 10. Klasse eines Internates für begeisterte Schüler in Sachen Musik und Schauspielerei. Er ist eher unauffällig, ruhig und nicht überall bekannt. Thomas: Ebenfalls auf dem Internat für Musik und Schauspielerei...