Chapter 64

1.5K 109 11
                                    

PoV: Thomas
Es gab leider keine Reaktion von ihm. Wie denn auch, wenn er schlief. Mein Bauch hatte wieder höllisch angefangen zu schmerzen und ich versuchte mich gerade aufzusetzten, dass der Schmerz verschwinden würde, doch das Stechen ließ einfach nicht nach.
"Thomas, wir sollten vielleicht wieder rüber gehen. Du hast Schmerzen, das alles hat dich überanstrengt.", sagte Bella und legte ihre Arme um meine Schultern. "Ich will aber nicht gehen. Ich will bei ihm bleiben. Ich will der erste sein, den er sieht, wenn er aufwacht!", flüsterte ich. Ich wollte ihn nicht schon wieder gehen lassen. Am liebsten wäre ich in sein Bett gekrabbelt und hätte mich zu ihm gelegt.
Plötzlich wurde die Tür wieder aufgerissen und ein Arzt kam herein. "Herr Sangster! Sie können ihr Zimmer doch nicht einfach so verlassen! Sie dürfen sich noch gar nicht bewegen, die Gefahr, dass ihre Wunde wieder aufplatzt ist viel zu groß!", wurde ich von der Seite angemacht. "Seien Sie doch still! Sehen Sie nicht, dass er schläft?", richtete ich mich aufgebracht an ihn und blickte ihn böse. "Ich bitte Sie, es geht um ihre Gesundheit!", fauchte er mich wieder an, doch diesmal etwas lauter. "Ich werde mich keinen Zentimeter wegbewegen, bis Dylan die Auge aufmacht. Und wenn ich dafür Stunden mit Schmerzen in Kauf nehmen muss!", sagte ich entschlossen und legte dabei meine Hände auf Dylans. Ich drückte sie ganz leicht. "Dann verlegen wir Sie eben auf dieses Zimmer. Aber kommen Sie jetzt bitte mit, das andere Bett ist ja noch frei!", ließ sich der Arzt überreden und steuerte auf das leere Bett neben Dylan zu. Widerwillig stand ich auf und torkelte auf das Bett zu. Ich legte mich darauf und wurde sofort an meinem Bauch an der Wunde untersucht. Es war nichts großartiges passiert, nur der Verband war ein wenig verrutscht. "Sie können von Glück sprechen, dass nichts passiert ist!", fauchte der Arzt nochmal und ließ uns dann allein. Bella hatte den Vorhang komplett beiseite geschoben, so dass ich Dylan betrachte konnte, auch während ich in meinem Bett lag. Er hatte sich keinen Zentimeter bewegt, nur sein Lächeln auf den Lippen war größer geworden.
"Ich denke, er hat dich gerade gehört!", lächelte Bella und stellte sich an sein Bett. Sie betrachtete ihn nachdenklich und ich könnte ihre gläsernen Augen sehen. "Bella, hör auf dir Vorwürfe zu machen! Er ist bestimmt auch nicht sauer auf dich! Das ist niemand.", versicherte ich ihr.
Ihre Haare fielen von ihrer Schulter zurück und ihr Hals wurde sichtbar. Dicke, schwarze Striemen machten sich darauf bemerktbar. "Bella, was ist das an deinem Hals?", fragte ich sie besorgt. Die blickte mich an und fing augenblicklich an zu weinen. War es eine falsche Frage gewesen?
"Bella, komm her!", forderte ich sie auf und sofort kam sie mit schnellen Schritten auf mich zu. Sie setzte sich auf mein Bett und ich richtete mich auf. Ich nahm sie ganz fest in den Arm und strich ich leicht über ihr goldenes Haar. "Das war er.", schluchzte sie leise. "Er? Was hat er getan?", fragte ich, meine Stimme war in voller Wut getränkt. "Als... Er mir gesagt hat, dass... Dass er mein V...Vater ist... Hab ich ihm das nicht geglaubt und ihm V...Vorwürfe ge..macht. Er hat dann angefangen... angefangen mich zu würgen und das ist dabei gelieben.", schluchzte sie weiterhin. Jetzt wurde ich erst recht wütend. So etwas kann man sich nicht machen!
Ich drückte sie fest an mich und flüsterte ihr beruhigende Worte in ihr Ohr. Sie beruhigte sich nach einigen Minuten und strich sich über ihre nassen Wangen. Mein T-Shirt hatte es extrem erwischt, aber das war mir egal. "Wie viel Uhr ist es?", fragte sie. Ihre Stimme war immer noch sehr brüchig. "Es müsste Nachmittag sein.", beantworte ich ihre Frage und blickte sie an. "Ich muss gleich noch zu meiner Mutter. Sie macht sich tierische Sorgen!", erzählte sie mir. Ich nickte nur mit dem Kopf. Ich hatte ihre Mutter schon seit Monaten nicht mehr gesehen. "Sie hat auch nach dir gefragt. Sie hat deine Entscheidung damals besser verkraftet als ich. Sie macht sich auch Sorgen um euch!", klärte sie mich auf. "Willst du ihr von mir ausrichten, dass es uns gut geht und sie von mir drücken?", fragte ich sie. Die lächelte und nickte mit dem Kopf. "Soll ich dir noch dein Zeug aus dem anderen Zimmer holen?", fragte sie mich noch, als sie kurz vor der Tür stand. "Ja, das wäre nett!", sagte ich und kurz darauf war sie verschwunden.
Ich richtete meinen Blick wieder auf den schlafenden Dylan. Ich hätte ihn stundenlang so ansehen können. Er war einfach so perfekt. Mit all seinen Macken und allem was ihn ausmachte. Er war das schönste Wesen das ich jemals gesehen hatte, selbst wenn er so verletzt wie jetzt war. Er bewegte sich ein wenig. Sein Kopf sackte weiter nach unten und er drehte sich auf die Seite. Das musste ihn höllisch wehgetan haben, denn er kniff die Augen zusammen und stöhnte leise auf. Doch trotzdem blieb er so liegen. Er war anscheinend so tief am schlafen, dass er diese Schmerzen gar nicht richtig realisierte. Seine Hände legte er automatisch neben seinen Kopf und das Lächeln schlich sich wieder auf sein Gesicht. Ganz leise begann er etwas zu sagen. Ich konnte ein leises 'Tommy' heraus hören und musste mir das breite Lächeln unterdrücken. Ich hatte nie bemerkt, dass er ihm Schlaf redete.
Leise öffnete sich unsere Zimmertür wieder und Bella huschte hinein. Sie Lehre mir eine Sporttasche mit Klamotten neben mich und lächelte mich noch einmal an. Ich bedankt mich bei ihr, zog sie an der Hand zu mir und gab ihr einen Wangenkuss. Sie wurde etwas rot, doch sie erwiderte mein breites Lachen. "Wenn ich nachher wieder komme und ihr nicht aneinanderklebt, dann bin ich sauer!", lachte sie und blickte rüber zu Dylan. Dieser flüsterte nur wieder leise meinen Namen. Sie musste genauso wie ich breit grinsen und verschwand dann endgültig.

PoV: Dylan
Meine vor Schmerz schreienden Knochen und Muskeln weckten mich auf. Stöhnend öffnete ich meine Augen und blickte wieder gegen die Decke. Ich wollte hier nicht sein. Die Wände erstickten mich. Ich wollte zu meinem Tommy. In die starken, großen, warmen, gemütlichen und perfekten Arme meines Engels. Ich wollte sehen wie es ihm geht. Ihn küssen bis ich keine Luft mehr bekam. Meine Hände durch seine Haare fahren lassen und sie zerstrubbeln und in seine so perfekten Augen blicken. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Noch nie hatte ich so ein starkes Bedürfnis ihn in die Arme zu nehmen. Ihn zu lieben und nie mehr gehen zu lassen. Ständig war irgendetwas passiert und nie hatten wir ein paar Tage für uns gehabt. Mein Bauch tat schon weh allein von dem Gefühl jemanden so stark zu vermissen.
Plötzlich hörte ich ein rascheln. Es klang, als hätte jemand eine Buchseite umgeschlagen. Ich versuchte meinen Kopf zu drehen und blickte auf das gegenüberliegende Bett. Blonde Haare. Jung aussehendes Gesicht. Schlanker Körper und starke Arme. Die starken Arme. Ich betrachtete ihn von oben nach unten. Er sah normal aus. Ein bisschen blass und auf seiner Wange prangte ein großer Kratzter aber sonst schien es ihm gut zu gehen. Als er seine Hand wieder hob, konnte ich jedoch einen Verband an dessen Handgelenk sehen. Stimmt, der Arzt hatte ja gemeint, er hätte sich das Handgelenk gebrochen. Ich blickte wieder nach oben. Er sah so konzentriert aus, während er das Buch las.
Ich hätte ihn ewig so betrachten können, doch die Schmerzen in meinem Bauch meldeten sich wieder. Ich musste ihn spüren. Ich musste ihn küssen. Jetzt sofort.
"Tommy!", sagte ich leise und blickte ihn an. Dieser verharrte in seiner Position und verspannte sich. War alles in Ordnung? Konnte er sich erinnern? Er sah mich nicht an. Er legte ganz langsam das Buch zur Seite und stand auf. Er stöhnte einmal laut auf und hielt sich den Bauch, jedoch zwang er sich weiter dazu aufzustehen und einen geraden Stand zu bekommen. "Tommy, was tust du? Pass auf!", warnte ich ihn, doch er ließ sich von nichts abhalten. Er wollte doch nicht etwa gehen? Die Angst packte mich. Doch als er einen geraden Stand hatte, stützte er sich am Geländer des Bettes ab, lief um dieses herum, direkt auf mich zu. Er starrte mir in die Augen, doch es waren keine Emotionen zu erkennen. War war los mit ihm? "Tommy?", fragte ich ängstlich, doch dieser setzte sich einfach auf mein Bett, legte seine Hände an meine Wangen und drückte seine Lippen auf meine. Ich brauchte einige Zeit um den Kuss zu erwidern, doch er begann in den Kuss zu stöhnen. Wohl vor Schmerzen. Doch er hörte nicht auf mein zu küssen. Er ignorierte seine Schmerzen und drückte sich immer enger an mich. Seine Hände hielten mein Gesicht fest in seinem Griff und langsam legte auch ich meine Hände auf seinen Rücken. Ich strich durch seine Haare. Ich achtete auf das Gefühl seiner Lippen auf meinen.
Dann hörte der Kuss auf und ich konnte ein breites Lächeln erkennen. "Du bist aufgewacht!", flüsterte Thomas leise und drückte wieder seine Lippen auf meine.

Wenn Welten kollidieren (Dylmas)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt