,,Alter! Eine Zwei! Wie geil ist das denn bitte?", Celal schmiss die Tür zum Klassenzimmer hinter uns zu und packte mich im nächsten Moment, um mich hochzuheben, was mich kreischen und gleichzeitig lachen ließ. ,,Jaaa! Hilfe, bitte bring mich jetzt nicht um, ich möchte die Zwei noch ein wenig genießen!", quietschte ich und hielt mich irgendwie an seinen Armen fest, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. ,,Ich doch nicht, ich hab alles im Griff! Scheiße man, wir sind DAS Dreamteam!"
,,Jaa das sind wir!", stimmte ich zu und blickte schmunzelnd zu ihm auf. Es war echt perfekt gelaufen. Frau Lange war begeistert gewesen, wir hatten den Müll perfekt verkauft und die Präsentation und das Handout waren auch ganz gut angekommen. Ihr hatten noch die letzten paar Details gefehlt, aber scheiß drauf, mit der Zwei waren wir wunschlos glücklich. Noch dazu hatten wir den Vorteil gehabt, dass die zwei Paare vor uns ziemlich beschissen gewesen waren, da hatte es ja nur besser werden können.,,Das müssen wir feiern, oder?", er war richtig begeistert, was mich irgendwie ansteckte. Klar, ich war auch total glücklich über unsere Note, aber er grinste wie ein Honigkuchenpferd... als erlebte er Geburtstag und Weihnachten gleichzeitig. Wenn er denn Weihnachten feierte, aber er sah zumindest sehr glücklich und erleichtert aus. Wahrscheinlich war er einfach nur froh, dass sein Start auf der neuen Schule geglückt war und die erste Note gleich so eine gute war. ,,Ähhh... ja, warum eigentlich nicht? Meine Schwester feiert Samstag ihren 15. Geburtstag, wenn du Lust hast, kannst du kommen. Also ich meine... ich feier nicht so wirklich mit, ich soll nur so ein bisschen aufpassen und so weiter und da wir ja schon festgestellt haben, dass vier Augen mehr sehen als zwei, könnte man das doch verbinden. Abgesehen davon sind da eh nur Kinder, wir feiern einfach unsere eigene Party!", schlug ich vor und blickte ihn fragend an.
Nach ellenlangen Diskussionen hatte meine Schwester es nämlich geschafft, unsere Eltern davon zu überzeugen bei ihrer Party nicht anwesend zu sein. Um ehrlich zu sein hatte mich das ganz schön angepisst, denn ich hatte sowas vor zwei Jahren noch nicht gedurft... aber das kleine Küken bekam natürlich alles was es wollte. War klar. Die einzige Bedingung die sie gestellt hatten war, dass ich dann die Rolle der Aufpasserin übernahm und das es keinen Alkohol gab. Kein Problem. Für die Kleinen würde es auch keinen geben, das hieß aber nicht, dass ich nichts trinken durfte. Sollten die Mädels halt ihre Party feiern. Das Essen würde geliefert werden, Getränke kauften wir selber ein und wir dekorierten auch selber, denn Mila wollte bei dem guten Wetter natürlich eine Gartenparty schmeißen. Ein bisschen Musik dazu und fertig war die Geburtstagssause.
,,Du bist echt gar nicht so dumm wie ich dachte, Blondie!", sagte er plötzlich mit einem frechen Grinsen auf den Lippen und tätschelte mir den Kopf. ,,Ich mag deine Art zu denken!" ,,Und ich mag die Art, wie du auf dem Boden liegst und vor Schmerzen winselst, wenn du sowas nochmal sagst! Immer diese Vorurteile, echt!", nein, so beleidigt wie ich tat, war ich eigentlich nicht, aber sein blöder Gesichtsausdruck war Gold wert. Er starrte mich vollkommen entgeistert an, nur um mir dann plötzlich durch die Haare zu wuscheln. ,,Wie süüüß" ,,Boah du Arsch!", fauchte ich und schlug seine Hände weg, um meine Haare zu ordnen, die ich heute morgen in mühevoller Kleinstarbeit gegelättet hatte. Ich war extra eine halbe Stunde früher aufgestanden!
,,Der Arsch nimmt die Einladung auf jeden Fall dankend an, ich bring noch eine kleine Stärkung mit und jetzt gehe ich erstmal pissen!" ,,Wow, diese Information brauchte ich jetzt unbedingt!", ich verzog das Gesicht, tätschelte ihm freundschaftlich den Arm und machte dann auf dem Absatz kehrt, um Richtung Caféteria zu laufen. Nach dem anstrengenden Morgen brauchte ich erstmal was zu essen.---------------------------------
Es war Samstag 18Uhr und ich hatte das Gefühl, als sei ich im Kindergarten gelandet. Um mich herum waren bestimmt 10 Mädels, alle ungefähr in Milas Alter, die schnatterten wie Enten... von dem Lachen ganz zu schweigen, wahrscheinlich würde ich ab morgen an unheilbarem Tinitus leiden. Gott, ich fühlte mich alt, dabei war ich gerade mal drei Jahre früher geboren.
<Ich werde dir nie verzeihen, dass du mich mit dem pubertierenden Volk alleine gelassen hast!>, schrieb ich Marco, der heute morgen hier gewesen war, um noch beim Aufbau zu helfen. Ja, so war er eben. Da er mich schon ewig kannte, kannte er Mila selbstverständlich auch quasi seit der Geburt und irgendwie war er für sie wie ein großer Bruder.Er hatte ihr natürlich ein Geschenk vorbei gebracht und gleichzeitig seine Hilfe angeboten, obwohl er heute Abend nicht dabei sein konnte. Irgendeiner in seiner Familie heiratete und das ging natürlich vor, auch wenn ich ihn echt gerne hier gehabt hätte. Dafür hatte Celal ja versprochen mir Gesellschaft zu leisten, zumindest wenn nicht wieder seine Oma oder irgendein anderes Familienmitglied dazwischen kam. Dann würde ich hoffentlich auch nicht mehr den Bimbo spielen müssen, der Jacken abnahm, Getränke servierte und Geschenke auf den dafür vorgesehenen Tisch stellte. Ich machte ja echt viel für meine Schwester, aber ich kam mir ein bisschen dumm vor.
Aus den Boxen, die Marco und unser Vater mit uns aufgebaut hatten, drang irgendein viel zu lauter One Direction Song und ich fragte mich, wie ich das den ganzen Abend lang ertragen sollte, als ich angetippt wurde und mich fragend umdrehte. Als erstes fiel mir eine große Flasche Three Sixty Vodka in den Blick und erst dann nahm ich Celal wahr, der grinsend hinter der Flasche hervorblickte.
,,Der Special Guest ist da, jetzt kann's losgehen! Ich hoffe mein Gastgeschenk ist angemessen!", meinte er, aber ich konnte nur lachen, denn ich wusste im ersten Moment einfach nicht, was ich sagen sollte. Es war allerdings echt praktisch, dass er bereits 18 war...
,,Achso, für deine Schwester habe ich natürlich auch noch 'ne Kleinigkeit!", damit drückte er mir die schwere Flasche in die Hand und kramte etwas aus seiner Hosentasche. ,,Hoffentlich kein Alkohol" ,,Hallo? Was denkst'n du von mir? Natürlich nicht. Sie steht doch auf Schmuck, oder? Ich hab so'n... wie heißt das nochmal? Achja... Bettelarmband oder so, für sie gekauft!"Wusste er eigentlich, wie süß das war? Okay, vielleicht war süß auch der falsche Ausdruck, aber es war einfach verdammt aufmerksam. Er kannte meine Schwester kaum, sie hatte ihn lediglich letztens ins Haus gelassen, und trotzdem brachte er ihr ein Geschenk mit, obwohl er theoretisch gar nichts mit ihrer Geburtstagsfeier zutun hatte. Ich hatte ihn schließlich einfach nur eingeladen, weil es an diesem Tag gut passte. ,,Bestimmt. Geh ruhig zu ihr, ich stell mal dieses Monstrum hier kalt, ich habe aber auch noch eine kleine Flasche, ich mach uns dann gleich mal was zu trinken!"
,,Okay, cool!", er lächelte mir zu und lief dann rüber zu meiner Schwester. Für einen Moment beobachtete ich die Beiden, dann ging ich rein und runter in den Keller. Dort hatte ich im Kühlschrank eine Vodkaflasche versteckt, die meine Eltern bis jetzt anscheinend noch nicht gefunden hatten. Nicht, dass sie mich nicht trinken ließen, aber sie hielten sich ziemlich strikt an das Gesetz. Das hieß, dass Sekt, Bier und Wein okay war, aber das sie mich nie an irgendwas härteres gelassen hätten. Ich fand das bescheuert, denn besser unter Aufsicht, als wenn man es irgendwo heimlich machte, oder? Aber war mir im Endeffekt auch egal. Ich machte das, was ich für richtig hielt.So trat ich ein paar Minuten später mit zwei Gläsern Vodka Energy zurück in unseren Garten, wo mir diesmal Justin Bieber entgegen schallte. Gut das ich jetzt genug Alkohol hatte, um das hoffentlich irgendwie zu überstehen. ,,Alter, deine Schwester hat aber schon einen krass beschissenen Musikgeschmack, oder?", fragte Celal, als er neben mir zum Stehen kam und mir eines der Gläser aus der Hand nahm.
,,Lass uns besser nicht darüber reden", gab ich zurück und nippte an meinem Drink. Diesen Moment nutzte ich, um ihn kurz zu mustern. Er sah echt nicht schlecht aus heute. Das dunkle Jeanshemd stand ihm wahnsinnig gut und war auf Jeanshose und Sneaker perfekt abgestimmt. Dazu kam, dass er unverschämt gut roch. ,,Hey, wir haben noch nicht angestoßen!" ,,Oh sorry!", ich hustete, weil ich mich ein wenig an dem süßen Zeug verschluckt hatte, stieß dann aber mit ihm an.
,,Auf unser perfektes Referat" ,,Auf das Dreamteam!", er sah mir in die Augen, zwinkerte mir zu und jetzt durfte ich wohl auch ganz offiziell aus meinem Glas trinken. Die Party konnte also losgehen.
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Alles türkisch, oder was?
RomanceNala Hofmann ist ein ganz gewöhnliches, 17-jähriges Mädchen, welches wohlbehütet in Berlin Zehlendorf aufwächst. Bisher hat sie geglaubt, dass ihr Umfeld offen und tolerant sei, doch als sie den Deutschtürken Celal kennenlernt und ihm näher kommt, m...