Als ich am Freitag von der Schule nach Hause kam, bemerkte ich als erstes den schwarzen Range Rover meiner Oma, der in unserer Auffahrt stand. Ich war ziemlich überrascht, dass sie uns anscheinend besuchte, denn so oft ließ sie sich nicht hier blicken, was wahrscheinlich daran lag, dass sie meine Eltern ebenfalls ziemlich nervig fand. Oma Edith war die Mutter meiner Mutter, aber die Zwei ähnelten sich kaum. Meine Oma stand auf Schicki Micki, achtete penibelst auf ihr Aussehen und den Ruf der Familie. Meine Mutter war eher die Light-Version von ihr und generell weniger anstrengend, wenn sie nicht gerade gemeinsam mit meinem Vater mein Leben ruinierte.
Trotzdem war ich froh sie zu sehen, als ich letztendlich die Tür zu unserem Haus aufschloss und sie kurz darauf in der Küche stehen sah. Obwohl heute ein Tag wie jeder andere war, hatte sie sich regelrecht rausgeputzt. Ihre grau-silbernen Haare sahen aus wie frisch vom Frisör, sie trug Perlenohrringe und einen roten Lippenstift, während das Tweed Kostüm farblich perfekt zu ihrer Frisur passte. Sie hatte Stil, das musste man ihr lassen.,,Naaalaa, mein Schatz! Was hast du mit deinen Haaren gemacht?", mein Gott, war das jetzt echt das Erste, was ich von jedem zu hören bekam? Ich zwang mich dazu, nicht meine Augen zu verdrehen und stattdessen zu lächeln und sie erstmal in den Arm zu nehmen. Lange dauerte die Umarmung allerdings nicht an, denn kurz darauf schob sie mich schon wieder von sich, um mich erneut zu mustern. ,,Aber gut sieht es aus", na immerhin etwas.
,,Danke Oma. Ich... brauchte einfach mal was neues! Aber erzähl erstmal, was du hier machst!? Also... ich freue mich natürlich, es wundert mich nur! Ist Mama schon hier?", ich stellte meine Tasche auf der Arbeitsplatte ab und hoffte, sie würde meine Frage verneinen. In den letzten Tagen war ich meinen Eltern mehr oder weniger erfolgreich aus dem Weg gegangen. Die meiste Zeit hatte ich in meinem Zimmer verbracht und beim Essen hatte ich sie einfach ignoriert und mich mit Mila unterhalten. Fragen beantwortete ich knapp mit "Ja" oder "Nein" oder irgendeinem Brummeln. Ich konnte mich wohl glücklich schätzen, dass keiner einen weiteren Versuch gestartet hatte, mit mir über das vergangene Wochenende zu reden.
,,Ich wollte meine Enkelinnen mal wieder sehen! Und nein, deine Mutter ist noch auf der Arbeit. Sie weiß aber, dass ich hier bin. Ich hab den Schlüssel von draußen genommen... der unter dem Blumentopf", natürlich.
,,Ich weiß sowieso nicht, warum ich noch keinen Schlüssel bekommen habe. Was ist denn, wenn mal was passiert? Außerdem ist der Schlüssel im Vorgarten viel zu gefährlich", begann sie sich aufzuregen, während ich die Erleichterung darüber spürte, dass ich noch ein wenig Zeit hatte, bevor ich meinen missratenen Eltern wieder begegnen musste.
,,Hier kann jeder einfach reinspazieren! Stell dir das mal vor. Die brauchen gar nicht lange suchen. Dabei wird es doch immer schlimmer mit den Einbrüchen!"Ihr Monolog wurde von dem vibrieren meines Handys unterbrochen und ich sah sie entschuldigend an, ehe ich mein iPhone aus meiner Tasche kramte. Dabei fielen mir auch die Tickets für den Schulball in die Hände, welche ich vor zwei Wochen gekauft hatte. Das war dann wohl ein Fall für den Müll. Mit einem Seufzen nahm ich also nicht nur mein Smartphone, sondern auch die Karten aus der Tasche, doch bevor ich den Mülleimer überhaupt öffnen konnte, schnappte sich meine Oma die beiden Tickets und hielt sie etwas weiter von ihren Augen weg, wahrscheinlich um ohne Brille lesen zu können, was darauf stand.
,,Was ist das denn?", interessiert blickte sie zu mir auf.
,,Gar nichts, kann in den Müll", damit verstaute ich mein iPhone in der hinteren Tasche meiner Jeans, nachdem ich festgestellt hatte, dass Marco mir eine Nachricht geschrieben hatte, in welcher er fragte, ob ich gut nach Hause gekommen war. Ich hatte mich geweigert, mich von ihm nach Hause fahren zu lassen, denn er hatte diese Woche genug für mich getan und sollte sein Wochenende jetzt mal ohne mich als Last genießen.
,,Sieht mir aber nicht nach nichts aus. Ein Schulball... nächste Woche! Willst du da denn gar nicht hingehen?"
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Alles türkisch, oder was?
RomanceNala Hofmann ist ein ganz gewöhnliches, 17-jähriges Mädchen, welches wohlbehütet in Berlin Zehlendorf aufwächst. Bisher hat sie geglaubt, dass ihr Umfeld offen und tolerant sei, doch als sie den Deutschtürken Celal kennenlernt und ihm näher kommt, m...