Kapitel 8

98 2 0
                                    

,,Mach die Musik mal ein bisschen leiser, es ist nach 10! Ich hab keinen Bock, die Bullen gleich vor der Tür stehen zu haben!", zischte ich meiner Schwester leise zu, die ich auf dem Weg ins Bad erwischt und direkt angehalten hatte. Die Party war in vollem Gange, die Gäste waren satt und mit ausreichend Getränken versorgt. Letzteres traf übrigens auch auf Celal und mich zu. Meine kleine Flasche hatten wir bereits geleert und nun wurde sein Gastgeschenk angebrochen. Zugegeben, ich war schon nicht mehr ganz so klar. Mir war ein wenig schwindelig, aber das war kein großes Ding. Das hieß bei mir lediglich, dass ich angetrunken war und das war ja wohl kein Verbrechen.
,,Nerv mich nicht! Ihr feiert doch da eh euer eigenes Ding", brummte sie und löste sich aus meinem Griff, da ich sie bis eben am Handgelenk festgehalten hatte. ,,Ja und?"
,,Ja und?", äffte sie mich nach. ,,Willst du mich verarschen? Hauptsache du sollst auf mich aufpassen und bist am saufen oder was? Und ich durfte nicht mal eine Flasche Sekt einkaufen!", war das ihr ernst? Hatte die eigentlich keine anderen Probleme? Ich runzelte die Stirn und überlegte für einen Moment, ob ich mit ihr diskutieren sollte, aber darauf hatte ich gerade echt keinen Bock. Ich wollte wieder zurück in die Hängematte, die Celal und ich für uns beansprucht hatten. Von da aus konnte man die Gäste perfekt beobachten und... trinken.

,,Mach die Musik einfach leiser und alles ist in Ordnung...", ich ließ sie stehen, um gar nicht erst das Risiko einzugehen, dass irgendeiner von uns anfing zu diskutieren. Außerdem wurde sonst noch unser Vodka Energy warm und das konnte ich definitiv nicht riskieren.
Einen Moment später ließ ich mich dann wieder in die schmerzlich vermisste Hängematte fallen. Naja... gleiten, sonst hätte ich alles verschüttet und wir wären zudem wahrscheinlich auf dem Boden gelandet.
,,Du hast auch Geschwister, oder? Gott, die können so nervig sein. Mila kriegt ALLES, alles was sie will, in den Arsch gesteckt und motzt trotzdem noch rum!", kotzte ich mich aus und blickte fragend zu Celal, der sein Handy, auf dem er eben noch rumgetippt hatte, wieder in der Hosentasche verschwinden ließ. ,,Wow, so unentspannt auf einmal!", stellte er lachend fest, aber ich fand das gar nicht witzig.

,,Aber ja, ich hab Geschwister. Einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester und dann noch einen älteren Bruder. Der ist schon ausgezogen, lebt mit seiner Verlobten zusammen. Der kleine Bruder ist auch ganz cool, der ist jetzt 10. Meine Schwester ist 13 und glaub mir, ich weiß was du durchmachst!" ,,Ohhh nein, das weißt du nicht. Zwischen Mädels ist das bestimmt nochmal eine Nummer härter!", seufzte ich und stellte mein Getränk ins Gras. ,,Sie meint ständig sie müsste alles dürfen, was ich darf und ja... ach keine Ahnung eh, ist mir alles zu anstrengend gerade"
,,Du musst doch gar nichts machen!" ,,Ich meine darüber nachzudenken, Schlaumeier!"
,,Ja sag das doch, man. Euch Frauen soll man immer verstehen, das geht gar nicht! Aber hey, ich hätte da was, damit du wieder runterkommst. Ich meine... so als Aufpasser ist man ja schnell krass gestresst und ein Gastgechenk ist zu wenig!", begann er, aber ich runzelte nur die Stirn, beobachtete wie er erneut in seiner Hosentasche kramte, nur um mir schließlich ein kleines, durchsichtiges Päckchen mit ziemlich verdächtigem Inhalt zu präsentieren. ,,Ist das Gras?", jappste ich und im nächsten Moment hielt er mir den Mund zu, auch wenn mich bei der Lautstärke der Musik sicher niemand gehört hatte. ,,Shhhh! Schrei doch noch lauter, man!", zischte er, was mich dazu brachte ihn entschuldigend anzugucken. ,,Ja ist es. Wenn du nicht willst, macht nix, bleibt mehr für mich, ist nur ein Angebot!", schloss er schulterzuckend, während er Blättchen und Feuerzeug hervorzauberte.

Wollte ich? Oder wollte ich nicht? Ich hatte das Zeug noch nie probiert, was aber nicht hieß, dass ich noch nie damit in Berührung gekommen war. Sowohl Marco, als auch Em und Sophie hatte ich schon Gras rauchen sehen, aber bisher hatte ich mich nicht wirklich rangetraut. Natürlich war ich immer neugierig gewesen, aber ich hatte mich nie dazu durchringen können. Und jetzt? Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht wie eine Spaßbremse und auch nicht wie ein Feigling vor ihm wirken... abgesehen davon war ich hier zu Hause, wenn mir das nicht bekam, hatte ich es also nicht weit bis in mein Zimmer. Aber da war auch noch die Tatsache, dass ich eigentlich auf meine Schwester und ihre Party aufpassen sollte. Andererseits... was sollte da schon passieren? Sie tranken Fruchtcocktails, aßen Erdnussflips und tanzten zu Justin Bieber und Co.

Alles türkisch, oder was?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt