,,Und denk dran... du stehst da drüber, okay?", raunte Celal mir ins Ohr und küsste mich noch einmal auf die Lippen, ehe er mich losließ. Ich hätte mich am liebsten gleich wieder an ihn geklammert, denn nicht nur, dass ich absolut keinen Bock auf Sozialwissenschaften hatte, ich würde auch noch 90 Minuten mit Emilia und Sophie in einem Raum verbringen müssen und das war schlimmer als alles andere. Ich spürte schon wieder diese Wut in meinem Bauch, wenn ich nur an sie dachte und als sie eben an mir vorbei gelaufen waren und schon wieder so dumm geguckt hatten, hätte ich die Sache von Samstag am liebsten beendet.
,,Ich versuch's zumindest..."
,,Versprich es mir! Oder muss ich schwänzen, damit ich mich hier vor die Tür setzen kann, um sicher zu gehen, dass mein Mädchen keine scheiße baut?", fragte er und nahm mein Gesicht in seine Hände, blickte mir in die Augen. Gott, so konnte ich ihm doch nichts abschlagen. Wusste er eigentlich, wie gemein das war?
,,Oookay, ich verspreche es!", ich verdrehte die Augen, wollte ihm noch einen Kuss aufdrücken, doch er zog seinen Kopf zurück.
,,Das gibt's erst wieder, wenn ich weiß, dass du dich benommen hast!", er verpasste mir einen Klaps auf den Hintern und ich lachte, schüttelte fassungslos den Kopf.
,,Sowas muss ich mir gefallen lassen, echt schlimm mit dir... und jetzt hau ab, sonst kommst du zu spät!", wies ich ihn an, ehe ich widerwillig in dem stickigen und viel zu kleinem Klassenraum verschwand.Die meisten saßen schon und starrten mich an, als hätte ich irgendwas im Gesicht, allerdings ignorierte ich das. Ja mein Gott, war ich halt die Letzte die kam, war doch auch egal, solange die Lehrerin noch nicht anwesend war. Gehobenen Hauptes lief ich an meinen besten Freundinnen vorbei und setzte mich in die letzte Reihe. Normalerweise saß ich neben ihnen, aber heute verzichtete ich darauf nur zu gerne... Ich musste sogar, wenn ich das Versprechen an Celal halten wollte. Wortlos nahm ich mein Buch und meinen Block aus der Tasche und fand dabei auch die Tüte Haribo, die Celal mir anscheinend zugesteckt haben musste. Vielleicht glaubte er, dass ich Nervennahrung gebrauchen konnte und damit hatte er sogar verdammt recht. Schmunzelnd suchte ich mir ein wenig Weingummi heraus, auch wenn ich immernoch Blicke auf mir spürte... Wenn sie auch was wollten, sollten sie es doch einfach sagen und nicht so dumm gucken. Ich steckte die Tüte wieder zurück in meine Tasche, als Frau Büchner ihren Klassenraum betrat.
Nach einer knappen Begrüßung und der Anwesenheit ging es sofort mit Sigmund Freud, seiner Psychoanalyse und den Entwicklungsphasen weiter. Theoretisch kein langweiliges Thema, aber sie hatte leider kein großes Talent dazu, ihren Unterricht spannend zu gestalten und so war es kein Wunder, dass man früher oder später gedanklich abschweifte. Während Frau Büchner sich also zur Tafel drehte und etwas anschrieb, fiel mein Blick auf Sophie, die mit dem Mädchen zu ihrer linken tuschelte und ihr hin und wieder ein Zettelchen rüberschob. Gott, das war ja wie in der Grundschule, aber hey, das sollte nicht mein Problem sein. Es war schon komisch, wenn man auf einmal so tat, als würde man sich nicht kennen, nachdem man lange Zeit wirklich gut befreundet war, aber wahrscheinlich war es erstmal das Beste so. Zwar war mein weiblicher Freundeskreis damit quasi auf Null gesunken, aber ich hatte eh erstmal die Schnauze voll. Mit einem Gähnen kramte ich einen Kugelschreiber aus meiner Tasche und begann die verschiedenen Phasen von der Tafel abzuschreiben. Anschließend mussten wir etwa eine halbe Stunde in einer Kleingruppe arbeiten und Plakate zu den Phasen erstellen, die wir dann vorstellen sollten.
Ich musste Gott sei Dank weder mit Emilia, noch mit Sophie zusammenarbeiten, aber trotzdem herrschte eine komische Stimmung in meiner Gruppe. Man hörte mir kaum zu und guckte mich schräg an und ich verstand das nicht. Hatte ich was im Gesicht? In den Haaren? Umso erleichterter war ich, als ich wieder an meinem Platz saß und wir ein Fallbeispiel besprachen. Wir sollten bestimmen, in welcher Phase das Kind sich befand und da das alles andere als schwer war, meldete ich mich und kam sogar dran.
,,Das müsste die phallische Phase sein, da-" ,,Und du befindest dich in der oralen Phase oder was?", unterbrach Sophie mich kichernd, was mich nur die Stirn runzeln ließ. Was war denn jetzt?
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Alles türkisch, oder was?
RomanceNala Hofmann ist ein ganz gewöhnliches, 17-jähriges Mädchen, welches wohlbehütet in Berlin Zehlendorf aufwächst. Bisher hat sie geglaubt, dass ihr Umfeld offen und tolerant sei, doch als sie den Deutschtürken Celal kennenlernt und ihm näher kommt, m...