,,Hi", grüßte Celal mich knapp, eine Hand immernoch am Lenkrad, den Blick aus dem Fenster gerichtet. Er sah mich nichtmal an.
,,Also?"
,,Ich denke wir sollten nicht hier reden", murmelte ich leise und ohne lange zu diskutieren nickte er, legte den Rückwärtsgang ein und drehte in unserer Auffahrt. Schweigend fuhr er durch die Nachbarschaft, noch immer würdigte er mich keines Blickes, während mein Herz mir bis zum Hals schlug und der Knoten in meinem Magen sich immer mehr zusammen zog. Mir war kotzübel und obwohl es draußen warm war, fror ich. Meine Hände waren eiskalt und meine Knie zitterten.,,Wenn du schwanger bist oder so 'ne scheiße...", hörte ich plötzlich seine Stimme, was mich zu ihm blicken ließ. Was redete er denn da? Ich runzelte die Stirn und schüttelte leicht den Kopf.
,,Ich wüsste nicht wovon, Celal"
,,Hast du nicht schon 'n Neuen? Diesen Penner da?"
,,Nein, habe ich nicht. Und selbst wenn, denkst du ich würde sofort mit ihm ins Bett steigen? Abgesehen davon... wenn ich von irgendeinem Neuen schwanger wäre, hättest du ganz sicher nichts damit zutun", warum rechtfertigte ich mich eigentlich? Seine Äußerung war albern und ich hatte keine Ahnung, warum er sowas überhaupt in den Raum warf. Wusste er nicht, was er sonst sagen sollte? War er selber unsicher? Oder wollte er mich aus irgendeinem Grund einfach nur provozieren?
,,Was weiß ich, Alter", er benahm sich jetzt schon wie ein Arschloch. Ich hatte ihn noch nie so kühl und unnahbar erlebt, wie in diesem Moment, aber das hielt mich sicher nicht davon ab, mit ihm zu sprechen. Aber vielleicht erleichterte es den Abschied...
Ich hielt also den Mund, sagte jetzt nichts mehr und starrte ebenfalls aus dem Fenster, während aus dem Autoradio irgendwelche Rapsongs dröhnten. Die Häuser der Nachbarn zogen an uns vorbei, bis wir irgendwann auf eine Landstraße fuhren. Er zog das Tempo an, während ich in meinen Sitz gedrückt wurde und mich an den Türgriff klammerte. Was zum Teufel sollte das hier werden? Wollte er uns beide umbringen? Er war vollkommen von der Rolle, starrte nur geradeaus, während seine linke Hand das Lenkrad umklammerte, so dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
,,Celal?"
Keine Antwort.
Ich schluckte fest, als er abermals schneller wurde und ich meine Angst nicht mehr wirklich verbergen konnte.
,,Halt an!"Immernoch keine Reaktion.
,,Fuck! Scheiße Celal, halt das verdammte Auto an!", schrie ich und jetzt sah er mich zum ersten Mal an diesem Tag an. Er wirkte wütend, angespannt, verwundert. Ich konnte es nicht so genau einordnen... aber er wurde langsamer und schließlich kam das Auto auf einem Feldweg zum Stehen. Ich atmete laut aus und fuhr mir mit den Händen über das Gesicht, ehe ich zu ihn blickte und rief: ,,Bist du jetzt vollkommen bescheuert oder was?"
,,Chill doch mal..."
,,Chill doch mal, ich geb dir gleich chill doch mal. Was soll die Scheiße denn?", ich ahnte schon, dass ich wahrscheinlich keine vernünftige Antwort darauf bekommen würde, aber es sprudelte einfach aus mir heraus. Er starrte mich bloß an und als ich jetzt seine roten, glasigen Augen sah, wurde mir klar, was an seinem Verhalten schuld war.
Er war total dicht.
,,Spinnst du? Du bekiffst dich und fährst dann? Hast du sie noch alle?"
,,Ja man, was soll ich denn machen? Du wolltest wissen, ob wir uns treffen, hier bin ich. Also heul mal nicht rum"
Klasse. Jetzt war ich also Schuld daran oder was? Und wo hatte er auf einmal den Macho hergeholt? Gut, er hatte sich in letzter Zeit sowieso schon beschissen benommen, aber das hier war nochmal auf einer ganz anderen Ebene.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf, während er sich durch die Haare fuhr, die heute nicht unter einer Basecap steckten. Er sah fertig aus, erschöpft, als hätte er tagelang nicht geschlafen. Kurz gesagt: Wir sahen beide beschissen aus.,,Und worüber wolltest du jetzt reden? Ich hab nicht ewig Zeit", murmelte er dann, während er sich die Augen rieb und mich dann müde ansah.
,,Ich habe etwas über dich gehört und ich möchte wissen, ob das stimmt", begann ich und überlegte erst, ob ich ganz weit ausholen, um den heißen Brei herumreden sollte. Aber diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder, denn was brachte uns das? Im Endeffekt wurde es so oder so gesagt, ob mit Blumen geschmückt oder gerade heraus.
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Alles türkisch, oder was?
RomanceNala Hofmann ist ein ganz gewöhnliches, 17-jähriges Mädchen, welches wohlbehütet in Berlin Zehlendorf aufwächst. Bisher hat sie geglaubt, dass ihr Umfeld offen und tolerant sei, doch als sie den Deutschtürken Celal kennenlernt und ihm näher kommt, m...