Am nächsten Tag nahm ich gleich die Mission "Schleim dich aus dem Hausarrest" in Angriff, was übersetzt so viel hieß, dass ich mehr als nur nett zu meinen Eltern war und mir sogar vorgenommen hatte, ihnen irgendwie weiszumachen, dass mir die Sache toootal leid tat, ich nie wieder kiffen würde und überhaupt nicht wusste, was an diesem Abend in mich gefahren war. Vielleicht half das ja, um meine Inhaftierung ein für alle Mal zu beenden. So ungern ich das auch zugab, aber es reizte mich schon auf diese Party zu gehen. Natürlich nicht, weil Celal da sein würde, nein, einfach nur weil ich mal wieder raus musste.
Okay, ich glaubte mir gerade selber nicht. Ja, ich wollte wegen ihm auf diese verdammte Party und am liebsten hätte ich mich dafür selbst erwürgt. Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, möglicherweise wollte ich es auch nicht wissen und verdrängte diese Gedanken bewusst aus meinem Kopf. Ganz davon abgesehen würde Marco auch da sein und den vermisste ich tatsächlich, auch wenn ich ihn täglich in der Schule sah.,,Mammaaa?", vorsichtig trat ich an den Esstisch heran, an welchem meine Mutter ihre Tageszeitung las. Irgendwie fühlte es sich schon ein wenig komisch an, dass ich diejenige war, die jetzt angekrochen kam, obwohl sie sich bei mir hätte entschuldigen müssen, aber was tat man nicht alles, um seine Jugend nicht im eigenen Zimmer zu vergeuden?
,,Hmm?" ,,Kann ich mal mit dir sprechen? Es geht um Milas Geburtstag...", ich nahm all mein Schauspieltalent zusammen und versuchte so reumütig wie möglich zu wirken, als ich mich neben sie auf einen Stuhl setzte und begann, an meinen Nägeln herumzufummeln.
Jackpot. Ohne lange zu zögern, faltete sie die Zeitung zusammen und schob sie beiseite, um mich anzusehen.
,,Ich höre..."
,,Naja, ich... ähm... ich wollte sagen, dass mir das echt leid tut. Ich... habe eingesehen, dass das ein großer Fehler war und... ich werde das Zeug nie wieder anrühren, ich schwöre!"Ob ich mich daran halten würde, war die andere Sache, aber das musste sie ja nicht wissen.
,,Ich war einfach nur neugierig und habe dann nicht nachgedacht, das war echt dumm von mir. Du weißt ja, dass ich eigentlich nicht so bin", ich kaufte mir den Mist, den ich von mir gab, selber nicht ab, aber ich hoffte, dass meine Mutter da leichtgläubiger war.
,,Okay", das war alles? Ich runzelte die Stirn und wartete, ob sie noch irgendwas sagte, aber da kam nichts.
,,Was bedeutet jetzt okay in diesem Fall?" ,,Naja, es ist schön, dass du anscheinend verstanden hast, dass du einen Fehler gemacht hast und ich weiß zu schätzen, dass du dich dafür entschuldigst", schloss meine Mutter und schenkte mir ein kurzes Lächeln, während ich ziemlich enttäuscht war, mich aber ebenfalls um ein Lächeln bemühte. Ich wollte schließlich nicht wieder zur Zicke mutieren.
,,Okay, dann... geh ich jetzt wohl mal meine Hausaufgaben machen", und das gehörte nicht zu meinem "Schleim-Plan". Mein Abi wollte ich immerhin schaffen und ich war sowieso faul genug.Wirklich konzentrieren konnte ich mich allerdings nicht. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, aber der Stress zu Hause ging mir schon an die Nieren. Ich hasste es einfach, wenn schlechte Stimmung herrschte und in der letzten Zeit war ich viel zu oft dafür verantwortlich gewesen. Ich wollte also wirklich, dass sich das einrenkte, auch wenn ich noch immer der Meinung war, dass meine Eltern ein viel zu großes Fass wegen dieser ganzen Sache aufmachten.
Beim Abendessen am nächsten Tag waren wir dann mal wieder alle vereint und während alle angeregt von ihrem Tag erzählten, hielt ich meine Klappe. Ich hatte nicht viel zu erzählen, außer das ich in der Schule gewesen war und außerdem bezweifelte ich, dass überhaupt jemand mit mir reden wollte.
,,Papa und ich haben übrigens über deinen Hausarrest gesprochen...", hörte ich meine Mom plötzlich sagen und ich musste mich echt bemühen, um mich nicht an der Nudel zu verschlucken, die ich gerade kaute. Schnell schluckte ich diese runter und blickte zwischen meinen Eltern hin und her. So wie sie das gesagt hatte, konnte das entweder gut für mich ausgehen, oder verdammt beschissen.
,,Ja?", musste sie mich jetzt auch noch so lange warten lassen? Ich wollte mich einfach nicht zu früh freuen.
,,Ja und wir denken, dass du deine Lektion gelernt hast..."
,,Das heißt kein Hausarrest mehr?", fragte ich sofort und meine Stimme überschlug sich fast. Wahrscheinlich glaubte mir keiner, wie unglaublich glücklich mich das machte! Nicht nur im Hinblick auf die Party am Samstag, auch weil ich endlich meine Freiheit wieder hatte und nicht mehr hier eingesperrt war.
,,Genau... aber Nala, merk dir eins: Solltest du noch einmal in deinem Leben Drogen anrühren oder kaufen oder sonst irgendwas... dann...", meine Mutter schüttelte den Kopf und atmete tief durch.
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Alles türkisch, oder was?
RomanceNala Hofmann ist ein ganz gewöhnliches, 17-jähriges Mädchen, welches wohlbehütet in Berlin Zehlendorf aufwächst. Bisher hat sie geglaubt, dass ihr Umfeld offen und tolerant sei, doch als sie den Deutschtürken Celal kennenlernt und ihm näher kommt, m...