Kapitel 50 / Ende

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Ich wollte nicht zurück. Am liebsten wäre ich einfach für immer mit ihm an diesem See geblieben, schließlich hatten wir hier unsere Ruhe und waren mit keinem einzigen Problem konfrontiert. Es war friedlich und das war genau das, was wir brauchten. Leider musste der Alltag irgendwann weitergehen und so fuhren wir am nächsten Abend wehmütig wieder zurück.
Meine Eltern hatte ich natürlich darüber informiert, dass ich an meinem Geburtstag nicht zu Hause sein würde, denn auch wenn wir uns momentan nicht so gut verstanden, hatten sie zumindest verdient zu wissen, dass es mir gut ging und ich nicht tot in irgendeiner Ecke lag. Gut, genau genommen hatte ich noch ein paar Stunden Geburtstag, aber den Ausflug und den Ring konnte nichts und niemand toppen.

,,Wenn du willst, dann kann ich auch mit dir reinkommen...", fragend blickte Celal zu mir und griff nach meiner Hand, um diese leicht zu drücken. Sofort fiel mein Blick wieder auf den Ring, was mich leicht schmunzeln ließ. Es war lieb, dass er dieses Angebot machte, aber ich war mir sicher, dass ich es ab hier alleine schaffen würde.
Zudem wollte ich nicht riskieren, dass die Situation wieder eskalierte. Ich hatte letzte Nacht noch lange wach gelegen und über das alles nachgedacht. Auch wenn ich wahnsinnig wütend auf meine Eltern war und ihnen einige Dinge, die passiert waren, nie verzeihen würde, wollte ich versuchen mich mit ihnen aussprechen. So wie es im Moment war, konnte es nicht länger weiter gehen, so viel war klar. Ich wollte ihnen davon erzählen, dass Celal und ich wieder zusammen waren und ich hoffte, dass sie diesmal verstanden, dass sie es einfach akzeptieren mussten.

Ich würde nicht zulassen, dass dieser unbegründete Hass erneut alles zerstörte. Und wenn sie nicht bereit waren, uns entgegen zu kommen, würde ich eben eine andere Lösung finden müssen. Das hieß, dass ich mit dem Gedanken spielte auszuziehen, wenn alles so weiterging wie bisher. Ich hatte keine Ahnung, wie das funktionieren sollte, aber es war besser dann die Notbremse zu ziehen, als unsere Beziehung erneut zu gefährden. Ich würde es einfach nicht aushalten, wieder von ihm getrennt zu sein. Ich wollte und konnte ohne ihn nicht mehr. Und ja, ich wusste, dass das vielleicht gefährlich war, aber ich konnte nichts für meine Gefühle. Und im Moment wollte ich auch gar nichts daran ändern.
,,Das ist lieb, aber das brauchst du nicht. Ich glaube ich sollte sie nicht zu sehr schocken. Babyschritte, weißt du? Ich fange langsam an!", ich lachte kurz, denn auch wenn ich versuchte das zu überspielen, war ich ein wenig nervös.
,,Bist du sicher? Ich meine... wenn sie... ich will nicht, dass du da ganz alleine bist, wenn sie ausrasten oder-"
,,Mach dir nicht so viele Sorgen um mich!", ich strich durch die Haare und lehnte meinen Kopf gegen die Kopflehne. Wahrscheinlich war das leichter gesagt, als getan. Ich wusste ja, wie viele Sorgen ich mir immer um ihn gemacht hatte und machte... und uns war Beiden klar, wie meine Eltern drauf waren. An seiner Stelle wäre ich wohl auch besorgt gewesen.

,,Wenn es dich beruhigt, kannst du ja am Ende der Straße warten und wenn ich flüchten muss, bin ich schnell bei dir!", schlug ich vor, wozu er dann auch leise seufzend zustimmte.
,,Okay, aber ich mach' das echt ungern", er sah mich mit ernster Miene an, ehe er sich zu mir beugte, um mich zu küssen. Ich schloss die Augen, genoss einfach den Moment und ließ den letzten Tag mit ihm noch einmal Revue passieren. Es war unglaublich, wie viel näher wir uns in den vergangenen Tagen gekommen waren und ich war einfach so verdammt glücklich mit ihm. Ich wollte mich jetzt nicht von ihm verabschieden, aber es musste sein, um hoffentlich den nächsten Schritt in Richtung "Happy End" zu machen. Nur hatten wir das nicht in der Hand, sondern meine Eltern.
,,Ich liebe dich... und wie gesagt, mach dir nicht so viele Sorgen!", sagte ich schließlich, als ich mich widerwillig von ihm gelöst hatte. Celal hingegen zog eine Grimasse, nuschelte "Jaja" und dann ein "Ich dich auch", als er sich das Lächeln nicht mehr verkneifen konnte.

Wir stiegen aus, er holte meine Tasche aus dem Kofferraum und kurz darauf stand ich alleine da. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, diesmal aber leider nicht, weil ich so verliebt war. Ich winkte meinem Freund noch kurz, als dieser unsere Auffahrt verließ, ehe ich letztendlich die Tür zu unserem Haus aufschloss und hineintrat. Die Tasche stellte ich an der Garderobe ab, wo ich auch meine Schuhe auszog, bevor ich zunächst in die Küche blickte, die jedoch leer war.
Im Wohnzimmer fand ich dann meine Mutter und meinen Vater, die überrascht vom Fernseher aufsahen, als sie bemerkten, dass jemand im Raum stand.
,,Nala! Da bist du ja!", erfreut war anders, aber ich hatte meine Mutter auch schon wütender oder emotionsloser gehört.
Sie stand auf und schloss mich in die Arme, was mich dazu brachte, mich augenblicklich zu versteifen. Es fiel mir schwer, ihre Nähe zuzulassen nach allem was passiert war, aber ein Neuanfang bedeutete wohl, dass auch ich wieder offener werden musste.
,,Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Große!", flüsterte sie mir ins Ohr, was ich mit einem tonlosen "Danke" erwiderte. Ich schaffte es sogar, ihr kurz über den Rücken zu streicheln, bevor sie mich Gott sei Dank wieder losließ, nur damit mein Vater mich in den Arm nehmen konnte.
,,Herzlichen Glückwunsch zum 18. Geburtstag, Nala!", tatsächlich klang er ein wenig gerührt, als ob ihm bewusst wurde, dass seine kleine Prinzessin nun endgültig erwachsen war. Naja, so halb zumindest. Ich wusste, dass ich manchmal wahnsinnig kindisch und verantwortungslos sein konnte, andererseits fand ich schon, dass ich erwachsener war, als viele in meinem Alter. Und ja, auf dem Papier war ich jetzt erwachsen.

Alles türkisch, oder was?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt