Kapitel 20

85 2 2
                                    

Ich glaubte eine halbe Ewigkeit hier mit ihm zu stehen und ihn zu küssen und hätte ich gekonnt, hätte ich wohl auch nie damit aufgehört, aber meine Schwester stand noch immer in der Küche und wartete bestimmt darauf, dass ich zurück kam. Ich war sogar überrascht, dass sie noch nicht hier stand und nachsah, wo ich so lange blieb. Es war nur so verdammt schwer sich von ihm zu lösen und ich wollte nicht, dass das hier vorbei ging, allerdings hatte ich wohl keine andere Wahl.
,,Ich sollte jetzt wieder rein..."
,,Nein... nein auf keinen Fall!", er schüttelte grinsend den Kopf und wollte mich erneut küssen, doch ich zog den Kopf zurück, auch wenn das einiges an Kraft kostete, denn ich wollte nichts mehr, als einfach in seiner Nähe zu sein.
,,Du kannst auch mit reinkommen und dich gleich meinen Eltern stellen, wenn dir das lieber ist" ,,Ähhh, ne, ich wollte eigentlich noch 'n bisschen leben, glaub ich", er verzog das Gesicht, nahm die Kappe ab und wuschelte sich durch die ungemachten, braunen Haare, ehe er sich das Teil wieder auf den Kopf setzte.
,,Das dachte ich mir schon", widerwillig ließ ich von ihm ab und trat nun ein paar Schritte nach hinten, um nicht schon wieder in Versuchung zu geraten ihn erneut zu küssen und eine weitere Ewigkeit hier draußen zu stehen. Kurzerhand liefen wir zurück zu seinem Auto und ein Blick zum Fenster verriet mir, dass Mila noch immer oder schon wieder heraus starrte.
,,Ich stehe anscheinend unter Dauerbewachung", mit einem Kopfnicken deutete ich in Richtung Küchenfenster und Celal lachte leise, tätschelte mir den Kopf.
,,Sie passt eben auf dich auf" ,,Ach so nennt man das bei dir, schon klar!", ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und verschränkte dann die Arme vor der Brust, weil ich mich sonst wahrscheinlich nochmal an ihn geklammert hätte, aber so stieg er jetzt in sein schwarzes Auto, schnallte sich an und startete den Motor, ehe er das Fenster runterließ.
,,Also sehen wir uns morgen?" ,,Davon gehe ich aus", zumindest hatte ich jetzt wohl einen triftigen Grund, mich auf die Schule zu freuen.
,,Okay, dann bis morgen", er zwinkerte mir zu und dann fuhr er auch schon vom Grundstück.

Ich blieb noch hier stehen, bis das Auto nicht mehr zu sehen war und atmete dann tief durch. Am liebsten hätte ich gequietscht und gekreischt wie eine 12-jährige, die gerade Justin Bieber getroffen hatte, denn genauso fühlte ich mich. Ich war komplett verschossen und hatte das Gefühl auf Wolken zu laufen, mir konnte keiner was und ich hätte die ganze Welt umarmen können. Ich hatte immer gedacht, dass alle übertrieben, wenn sie davon erzählten, dass sie ja sooo verliebt waren, aber es war tatsächlich die Realität.
Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen trat ich schließlich zurück ins Haus, wo mich sofort Milas neugieriger Blick traf.
,,War das nicht der von der Party?" ,,Ja und?", fragte ich und versuchte das so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.
,,Was macht der hier? Und wo wart ihr denn auf einmal so lange?", Sherlock Holmes. Ganz klar.
,,Wir haben doch Geschichte zusammen und er hatte eine wichtige Frage zu den Hausaufgaben. Willst du jetzt noch genau wissen, was wir gesagt haben? In welcher Tonlage? Welcher Gesichtsausdruck?", fragte ich und nun hob sie abwehrend die Hände. ,,Ist ja schon gut", ging doch.
,,Schmeck mal den Dip ab, ob der gut so ist!", forderte sie mich schließlich auf und das machte ich im Gegensatz zu Fragen beantworten doch gerne.

Etwa eine Stunde später saß die komplette Familie am Esstisch und wir machten uns über das liebevoll zubereitete Essen her. Inzwischen hatte ich auch raus, dass es Hähnchenfleisch dazu gab, aber ich konzentrierte mich eher auf die Kartoffeln und das Gemüse, da ich sowieso nicht gerne Fleisch aß. Davon abgesehen hatte ich aber eh keinen großen Hunger. Ich saß bloß da und grinste vor mich hin. Er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass er einfach hier auftauchte und das das alles so ausging.
,,Ach und falls ihr euch fragt, warum die da so bescheuert grinst... sie hatte heute Männerbesuch!", mit einem Mal war ich wieder komplett da und starrte fassungslos zu meiner Schwester, die allerdings nur grinste und sich wohl nichts dabei gedacht hatte, was die Sache aber nicht weniger schlimm machte.
,,Achja? Und von wem?", fragte mein Vater, nachdem er es geschafft hatte, sich nicht an seinem Wein zu verschlucken. Männerbesuch klang, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wie Gangbang inklusive Drogen und Alkohol oder sowas.
,,Ach nur ein Schulkollege!", sagte ich schnell, bevor Mila sich wieder einmischen konnte und zwang mich zu einem Lächeln.
,,Ging um Hausaufgaben, also nichts besonderes", versuchte ich das runterzuspielen, während ich spürte, dass Mila mich verwirrt musterte. Zwar erzählte ich hier gerade keine andere Geschichte, aber mir war auch bewusst, dass ich nervös und hektisch klang. Ich konnte ihnen nicht erzählen, dass Celal hier gewesen war, immerhin hatte meine Mutter letztens schon so allergisch auf ihn reagiert. Gott, wie würden sie wohl reagieren, wenn sie erfuhren, dass ich jetzt mit ihm zusammen war? Waren wir überhaupt zusammen? Zumindest hatte es sich so angefühlt...

,,Ach und deswegen bist du so lange weg, kommst wieder und grinst wie so eine bescheuerte oder was? Abgesehen davon, klärt man das heutzutage nicht eher per WhatsApp oder so?", Mila schüttelte lachend den Kopf und am liebsten hätte ich ihr eine große Kartoffel in den Mund gestopft, damit sie endlich die Klappe hielt.
,,Ach, ist da jemand verliebt oder was?", mischte sich meine Mom jetzt auch ein und grinste wie ein Honigkuchenpferd, während mein Vater sich noch mehr Wein einschüttete. Ja verdammt, war ich, aber das hatte sie nicht zu interessieren. Noch nicht zumindest.
,,Wer ist es denn? Marco?" ,,Was?", quietschte ich empört und schüttelte sofort heftig den Kopf. Sonst ging es ihr aber noch gut, oder? Nie im Leben! Niemals!
,,Nein! Und nein, ich bin auch nicht verliebt, können wir jetzt damit aufhören?", seufzte ich und schob genervt meinen Teller von mir. Ich hatte jetzt nämlich noch weniger Hunger als vorhin schon. Ich hätte nicht gedacht, dass das noch möglich war. Ganz davon abgesehen fühlte es sich irgendwie scheiße an, Celal zu verleugnen... denn genau das tat ich gerade. Andererseits konnte und wollte ich nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen, denn "frisch" war gar kein Ausdruck für das, was da gerade zwischen uns passierte.
,,Ist okay, wir hören auf! Und Frank, guck nicht so böse, Nala ist fast erwachsen!"
,,Ja ich weiß, ich muss ja trotzdem keine Luftsprünge machen, wenn-" ,,Hallooo! Ihr nervt!", stellte ich klar und verdrehte die Augen. Meine Schwester konnte sich ordentlich auf die Schulter klopfen, hatte sie echt toll gemacht. Warum zum Teufel hatte sie das sagen müssen? Was brachte ihr das? Irgendwann würde ich ihr das noch heimzahlen, so viel war sicher.
Um ehrlich zu sein konnte mir das meine Laune aber auch nicht komplett vermiesen, ich war immernoch auf Wolke 7 und meine nervige Familie würde daran garantiert nichts ändern.

___________________________________________________________
Hallo ihr Lieben!
Irgendwie habe ich die Story hier ganz schön vernachlässigt, also habe ich mal eine ganze Ladung an Kapiteln gepostet :)
Falls euch die Geschichte gefällt, werde ich den Rest natürlich auch noch posten. Lasst es mich wissen :)

Alles türkisch, oder was?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt