Kapitel 27

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Es war schon spät, als wir schließlich wieder vor meinem Haus standen und ich den Haustürschlüssel unter einem Blumenkübel hervorkratzte, da ich diesen vorhin, wie so oft, vergessen hatte. Meine Eltern hatten ihn irgendwann nur für mich dort platziert, da ich ein regelrechtes Talent dafür hatte, meinen Schlüssel zuhause zu vergessen und es hatte sie auf Dauer genervt, dass ich sie spät abends aus dem Bett klingelte, damit sie mir die Tür öffneten.
Celal beobachtete mich mit einem Grinsen auf den Lippen, die Hände in den Hosentaschen seiner Jeans vergraben.
,,Hast du's jetzt?"
,,Jaaa, es ist dunkel und ich wusste nicht mehr genau welcher Blumentopf es war, aber ich hab ihn", triumphierend hielt ich ihm den silbernen Schlüssel vor die Nase, als ich wieder vor him stand.
,,Okay, dann sollte ich jetzt wohl gehen, hm?", er zuckte leicht mit den Schultern, nahm die Hände letztendlich wieder aus den Taschen, um mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Er sah müde aus, auch wenn das Gras und der Alkohol sicher auch ihren Teil dazu beigetragen hatten... trotzdem wirkte er glücklich und in keinster Weise niedergeschlagen, so wie ich es erwartet hatte, wenn er von Emilias und Sophies Dummheit erfuhr. Vielleicht klang es blöd, aber ich war stolz auf ihn. Stolz, weil er es nicht an sich heranließ, weil er darüber stand, ganz im Gegensatz zu mir... und wieder wurde mir klar, wie sehr ich in ihn verliebt war.

,,Du... könntest heute Nacht auch einfach bei mir bleiben!", murmelte ich schließlich, denn auch wenn es sicher eine riskante Idee war, konnte ich nicht anders. Ich konnte ihn jetzt nicht einfach gehen lassen.
,,Bist du dir sicher?" ,,Ja, meine Eltern schlafen sowieso und... ich möchte einfach nicht alleine sein", ich nahm seine Hände in meine und versuchte jetzt auch mal meinen Hundeblick aufzusetzen, auch wenn ich mir sicher war, dass er das viel besser konnte als ich.
,,Und wenn sie uns morgen früh erwischen?"
,,Die kommen nicht einfach in mein Zimmer, wir kriegen dich schon irgendwie unbemerkt aus dem Haus! Und wenn nicht... naja, dann erfahren sie es halt. Mich interessiert das nicht mehr, okay? Sollen sie es doch wissen! Aber wenn du nicht möchtest ist das auch okay", ich schenkte ihm ein Lächeln, ließ seine Hände los und stieg die drei Treppen zur Tür hinauf, die ich dann aufschloss. Ich wollte mich gerade noch einmal zu ihm umdrehen, als ich spürte, wie er seine Arme von hinten um mich schlang und mir einen Kuss auf die Schulter hauchte.
,,Ich kann doch nicht nein sagen. Ich wollte nur sicher gehen, dass du dir... naja... sicher bist"
Ich kicherte leise, ging mit ihm ins Haus und schloss die Tür hinter uns, ehe ich mich zu ihm umdrehte.
,,Du bist echt ein Idiot!" ,,Aber ein gutaussehender, oder?"
,,Der Schönste den ich kenne und jetzt psscht!", ich legte ihm einen Finger auf die Lippen, nahm ihn an die Hand und lief mit ihm die Treppen nach oben. Naja, eigentlich schlichen wir nach oben und bei jedem Knarzen und Knacken lauschten wir, ob wir irgendein Geräusch von meinen Eltern hörten.

Wir schafften es allerdings ohne Probleme in mein Zimmer, wo ich das Licht anschaltete, damit Celal nicht irgendwo gegen stieß und meine Eltern doch noch weckte. Während ich meine Schuhe auszog, sah er sich mit großen Augen um, ehe er sich schließlich auf mein Bett fallen ließ. ,,Wooah üüberkrass! Dein Zimmer ist voll schön"
,,Du bist bescheuert! Seit wann finden Typen Deko und Mädchenkram toll?"
,,Es passt halt voll zu dir. Ich find's echt schick", er zog seine Jeansjacke aus und schmiss sie über die Bettkante, bevor er sich die weißen Sneaker von den Füßen schob. Ich schaltete in dieser Zeit das große Licht wieder aus und knipste dafür die kleine Lampe auf meinem Nachttisch an.
,,Boah ich bin so müüüde, aber ich hab total Hunger" ,,Soll ich dir wieder die Sprühsahne aus dem Kühlschrank holen?", lachte ich leise und ging zu meinem Schrank, wo ich meine Schlafklamotten herauszog, die aus einem Top und kurzen Stoff Hotpants bestanden. Für einen Moment überlegte ich, ob ich zum Umziehen ins Bad gehen sollte, andererseits hatte er mich auch schon im Bikini gesehen, da war Unterwäsche wohl kein großer Unterschied. Ich warf einen Blick zu Celal, der jedoch gerade damit kämpfte, aus seinen Jeans rauszukommen, was mich schmunzeln ließ. Ich spürte zwar auch den Alkohol und die nette Substanz, die wir geraucht hatten, aber es warf mich nicht so aus der Bahn wie beim letzten Mal, jedoch hatte Celal auch noch mehr getrunken als ich und so war es wohl kein Wunder, dass er ein wenig länger brauchte. Abgesehen davon hatte mich die Begegnung mit meinen "besten Freundinnen" vielleicht auch schlagartig wieder nüchtern gemacht.

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