Kapitel 23

97 2 0
                                    

,,Du hast mich fertig gemacht!"
,,Das kommt davon, wenn man sich mit mir anlegt. Ich hoffe du hast jetzt gerafft, dass das nicht schlau ist!", erwiderte er und ich lachte leise, kuschelte mich etwas mehr in mein Handtuch. Nachdem wir eine ganze Weile um die Luftmatratze gekämpft und im Wasser rumgealbert hatten, hatten wir es uns auf einer der Liegen am Pool gemütlich gemacht. Celal lag hinter mir und ich lehnte mit dem Rücken an seiner Brust. Inzwischen war es komplett dunkel, nur die Beleuchtung des Pools spendete etwas Licht, aber das war vollkommen ausreichend.
,,Pff, du hast mit unfairen Mitteln gekämpft!"
,,Bitte? Niiiiemals!", beteuerte er und versuchte die Unschuld in Person zu geben, ich wusste aber ganz genau, dass das quatsch war. Er hatte immer wieder gesagt, dass wir jetzt quitt waren und dann von vorne angefangen. Wenn das nicht unfair war, wusste ich auch nicht, aber zumindest hatte es mich immer wieder aufs Neue lachen lassen und tatsächlich dafür gesorgt, dass ich nicht mehr an den beschissenen Vormittag dachte.

Für einen Moment legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen, während er mit seinen Fingerspitzen sanft über mein linkes Knie streichelte.
,,Kann ich dich was fragen?" ,,Klar", ich nickte leicht, auch wenn ich schon ahnte, was er wissen wollte.
,,Woher hast du die Narbe am Knie? Die is' ja riiiesig!"
Jackpot, ich hatte gewusst, dass er genau danach fragen würde!
,,Riesig! Riesig ist ja wohl was anderes, dass sind vielleicht zwei oder drei Zentimeter... Und die Geschichte dazu ist mega peinlich!", langsam öffnete ich wieder die Augen, drehte mich ein wenig in seinen Armen, um ihn ansehen zu können.
,,Ach bestimmt nicht..." ,,Doch, ich wette du wirst dich kaputt lachen! Also... ich war sechs oder sieben und wir waren gerade erst in das Haus gezogen. Den Pool gab es hier schon und für mich gab es natürlich nichts geileres. Damals war der Pool aber noch mit Pflastersteinen umrandet, jaa und dann kam der erste warme Tag!", es war schon komisch, aber ich erinnerte mich daran noch, als sei es gestern gewesen. Die meisten Erinnerungen von damals waren schon ziemlich verblasst, aber nicht diese, was vielleicht auch daran lag, dass der Tag für mich schrecklich gewesen war.

,,Alleine wäre ich vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen in den Pool zu springen, aber da mein Papa das gemacht hatte, wollte ich das natürlich uuunbedingt nachmachen. Also hab ich Anlauf genommen, bin dann aber letztendlich an einem dieser beschissenen Steine hängen geblieben und irgendwie doof auf die Kante vom Beckenrand gefallen oder so, keine Ahnung. Auf jeden Fall bin ich dann noch im Pool gelandet und hab das Wasser ein bisschen eingefärbt. War damals nicht ganz so cool, nach dem Auftauchen habe ich sofort geheult, weil der Schmerz natürlich auch direkt da war und als ich dann noch das ganze Blut gesehen habe und so. Der Tag endete auf jeden Fall im Krankenhaus und mein Knie wurde genäht. Zumindest durfte ich dann abends noch ein riesiges Eis essen", beendete ich meine Geschichte schmunzelnd und sah, dass auch er grinste.
,,Ich will gar nicht wissen, wie dumm das aussah! Ich bin wahrscheinlich wie so ein Sack Kartoffeln auf den Boden geknallt und dann in den Pool gepurzelt oder so, meine Mama hat mal gesagt, dass das im ersten Moment sehr witzig aussah! Tja und so renne ich jetzt mit einem hässlichen Knie durch die Gegend!"
,,Ihr Frauen seid echt schlimm! So 'ne Narbe is' doch kein großes Ding, außerdem ist die Geschichte doch lustig, also hast du immer was zu erzählen!", meinte er und strich mit seinen Fingern jetzt über die Narbe. Ihn störte das vielleicht nicht, für mich war das schon ein Makel, der mich manchmal verunsicherte, wenn ich kurze Hosen oder Kleider trug. Wahrscheinlich total bescheuert also hatte er vielleicht sogar recht, wenn er sagte, dass wir Frauen schlimm waren, was sowas anging.
,,Das stimmt... Aber apropos, ich habe das Gefühl du weißt viel mehr über mich, als ich über dich!"
,,Was soll ich'n erzählen? Frag mich halt was!" ,,Egal was?", ich wusste schon genau, worüber ich mehr wissen wollte, ich befürchtete nur immernoch, dass ich ihm damit zu nah trat.
,,Ja, egal was, ich habe nicht viel zu verbergen!", grinste er und wahrscheinlich hatte er diese Worte bewusst gewählt. Nicht viel zu verbergen, was sollte das denn heißen?

Alles türkisch, oder was?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt