Tatsächlich verbrachten wir den Vormittag damit, uns Dinge wie Frauentausch anzugucken, ehe wir uns gegen drei aus dem Bett quälten und das Haus verließen. Meine Mom würde gegen vier nach Hause kommen und wir hatten beide keine Lust darauf gehabt, ihr zu begegnen. So waren wir in seinen schwarzen BMW gestiegen und in die Stadt gefahren, wo wir erstmal was gegessen hatten. Eigentlich hatte ich keinen großen Hunger gehabt, aber er hatte mir nicht wirklich eine Wahl gelassen und so hatte ich mir ein paar Pommes runtergezwungen, während er einen großen Döner verschlungen und sich danach beim SB Bäcker noch ein viel zu süßes Croissant gekauft hatte. Ich fragte mich immernoch, wo er das ganze Zeug hinsteckte, aber er hatte mich mit einem "Ich hab halt den besten Stoffwechsel der Welt" ruhig gestellt. Hätte ich auch gerne gehabt, war aber leider nicht so. Wenn ich pech hatte, brauchte ich die Schokolade nur angucken und hatte die Kilos auf den Hüften... Gott sei Dank konnte ich oft genug widerstehen. Vielleicht schwamm ich aber auch einfach nur oft genug meine Runden im Pool.
Nachdem sein Hunger für einen Moment gestillt war, hatten wir dann ein wenig die Läden unsicher gemacht. Ich kaufte mir eine Sweatshirtjacke, während es für Celal ein paar neue Jeans, ein paar Shirts und eine neue Snapback sein durfte. Er schaffte es einfach wahnsinnig gut mich abzulenken, er alberte herum, ließ sich von mir Klamottentechnisch beraten und lief eng umschlungen mit mir durch die Stadt. Es war generell schwer für uns, die Finger voneinander zu lassen, was mich als Außenstehender wahrscheinlich wahnsinnig genervt hätte. Ich war früher immer jemand gewesen, der die Augen verdreht hatte, wenn ich irgendwo turtelnde Pärchen gesehen hatte.. jetzt konnte ich das aber um einiges besser verstehen und wenn sich jemand gestört fühlte, sollte er halt wegsehen.
Gegen Abend brauchte Celal dann nochmal was zu essen, also ging es in die nächste Bäckerei, wo er ein Croissant kaufte, was mit wenigen Bissen verschwunden war, bevor wir zurück zum Auto gingen und er mich nach Hause fuhr.
,,Soll ich dich morgen früh abholen?", seine Hand lag auf meinem Knie, als ich mit den Schultern zuckte und mir auf die Unterlippe biss.
,,Weiß nicht..."
,,Wie du weißt nicht?"
,,Naja, ich... hab eigentlich keinen Bock mich wieder blöd angucken zu lassen und-" ,,Drauf geschissen! Wenn du nicht gehst, dann vermittelst du nur, dass an der Story was dran ist. Also, bin morgen um 20 vor 8 hier. Zerbrech dir nicht den Kopf, ich bin bei dir, okay?", ihm zu widersprechen brachte sowieso nichts. Er würde auf gar keinen Fall locker lassen und mich wahrscheinlich zur Not vom Bett in sein Auto tragen, also nickte ich.
,,Was würde ich eigentlich ohne dich machen, hm?", ich sah ihm in die rehbraunen Augen, die inzwischen so vertraut waren und schon wieder machte meinen Herz einen Hüpfer. Ich war echt ein hoffnungsloser Fall.
,,Gute Frage! Wahrscheinlich hätte Sophie jetzt aber ein blaues Auge", grinste er und ja, auch mich ließ das schmunzeln.
,,Sehr gut möglich! Aber mal im ernst... ich bin froh, dich zu haben, sehr sogar", es waren zwar noch nicht die berühmten drei Worte, aber verdammt nah dran.
,,Mir geht es doch genauso... Komm her, Baby", damit zog er mich wieder in seine Arme, zumindest soweit das im Auto ging und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. Mir reichte das aber noch nicht weswegen ich meinen Kopf hob und mich ihm langsam näherte, bis sich unsere Lippen berührten. Eine Weile saßen wir noch in seinem Auto und küssten uns, ehe ich mit weichen Knien ausstieg und Richtung Tür ging, während er von unserem Grundstück fuhr. Ich winkte noch einmal, dann verschwand ich in unserem Haus.Mit einem glücklichen Grinsen auf dem Gesicht, stieg ich aus meinen Schuhen und lief weiter in die Küche, wo meine Mutter gerade die Spülmaschine ausräumte.
,,Heey, na, warst du shoppen? Wer war das im Auto?", und schon kam der Detektiv wieder in ihr durch. Meine Familie hatte echt ein Talent dafür... Inzwischen war es dunkel geworden, also hatte sie wohl tatsächlich nicht sehen können, wer mich hier abgesetzt hatte und ich konnte ausschließen, dass es einfach nur eine Fangfrage war. Die Tüte mit meiner neuen Jacke legte ich auf die Arbeitsplatte, um mir dann eine kleine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank zu holen.
,,Hmm war ich, hab aber nicht viel gekauft", ich lehnte mich an die geschlossene Kühlschranktür, nahm einen Schluck Wasser und überlegte, ob ich die Bombe endgültig platzen lassen sollte. Natürlich hätte ich ihr jetzt irgendeine Märchengeschichte erzählen können, aber eigentlich war das hier genau der richtige Moment, um ihr davon zu erzählen, dass ich einen Freund hatte. Es war mir sogar ganz lieb, dass mein Vater nicht hier war... nichts gegen ihn, aber vielleicht war es besser, wenn sie ihm später davon erzählte, denn für ihn würde es sicher ein mehr oder weniger großer Schock sein, dass kein kleines Mädchen plötzlich verliebt war.
,,Und wer das im Auto war... also... najaa...", verlegen fuhr ich mir durch die Haare und trank erneut ein wenig aus meiner Flasche, um mir Zeit zu verschaffen. ,,Ich sollte dir da wohl was sagen..."
,,Was denn?", sofort hatte ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, die Teller, Gläser und Tassen waren plötzlich uninteressant.
,,Also... ich bin mit jemandem zusammen...", prüfend blickte ich ihr ins Gesicht, versuchte zu erraten, was sie jetzt dachte, aber sie hatte anscheinend ihr Pokerface aufgesetzt. Oder hatte sie nicht verstanden, was ich meinte? Noch deutlicher ging es ja eigentlich nicht.
,,Ich meine ich habe einen Freund"
,,Ja, ich weiß, was das heißen sollte, Nala. Also... das kommt jetzt schon irgendwie überraschend, aber das freut mich für dich!", jetzt lächelte sie sogar und für einen Moment spürte ich Erleichterung. Mein Herzschlag beruhigte sich und meine Knie waren auch nicht mehr so weich, wie noch vor ein paar Sekunden.
Das sie mich gleich darauf umarmte, war mir zwar nicht so recht, aber ich ließ es einfach passieren und tätschelte ihr etwas unbeholfen den Rücken, bis sie mich wieder losließ.
,,Na los, erzähl mal was über ihn! Ich bin neugierig!", gut gelaunt piekste sie mir in die Seite und schmiss das Geschirrhandtuch auf die Arbeitsplatte, welches eben noch über ihrer Schulter gelegen hatte. Ob ihre Laune so bleiben würde, wenn sie erfuhr, dass Celal der Glückliche war? Ich konnte und wollte ihr aber nur die Wahrheit erzählen, ich schleppte das sowieso schon einen Monat mit mir herum und ich hatte wirklich keine Lust mehr auf das Versteckspiel.
,,Naja, eigentlich kennst du ihn ja schon, ich-"
,,Ist es Marco?", Gott, war sie immernoch nicht von diesem Trip runter? Ich runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf. ,,Neiiin, immernoch nicht, Mama. Wir sind beste Freunde, da ist nichts. Er heißt Celal und du hast ihn schon mal getroffen... auf Milas Party...", fragend blickte ich meiner Mutter in die Augen, deren Pokerface mit einem Mal verschwunden war. Stattdessen konnte man sehen, wie sich die Verwunderung auf ihr Gesicht legte. Ob das jetzt positiv oder negativ war, wusste ich allerdings auch noch nicht.,,Er... also er ist toll! Du glaubst vielleicht er ist ein Chaot wegen dem Vorfall auf der Party, aber das ist nicht so. Da haben wir eben... Mist gebaut", zumindest musste ich vor ihr so tun, als würde ich das immernoch bereuen. ,,Also gib ihm einfach eine Chance, okay? Er ist wirklich toll! Er ist immer für mich da und bringt mich zum Lachen. Du musst ihn kennenlernen", je länger ich redete, desto später konnte sie damit anfangen, ihn schlecht zu reden, auch wenn ich immernoch hoffte, dass ihre Meinung nicht so radikal war, wie es sich schon mal angedeutet hatte... schließlich hatte sie mich vor einigen Wochen quasi noch vor ihm gewarnt.
,,Nala..."
,,Mama, bitte. Komm schon, ich bin wirklich in ihn verliebt und mir ist es wichtig, dass ihr ihn kennenlernt und merkt, was für ein wundervoller Mensch er ist und-"
,,Ist ja schon gut", sie seufzte leise und atmete tief durch, ehe sie mir leicht über den Arm strich.
,,Wenn du so überzeugt von ihm bist, dann muss er ja irgendwas haben. Ich muss noch mit Papa reden, aber vielleicht kann er ja nächste Woche mal zum Essen kommen, was hältst du davon?", es schien ihr schwer zu fallen und wirklich begeistert wirkte sie auch nicht, aber das war egal.
Der Anfang war gemacht, sie war bereit ihm eine Chance zu geben und ich wusste, dass er sowohl meine Mutter, als auch meinen Vater sowieso um den Finger wickeln würde. Ich hatte schließlich nicht übertrieben, für mich war er eben der wundervollste Mensch, den ich kannte und das würden sie auch merken, da war ich mir sicher.
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Alles türkisch, oder was?
RomanceNala Hofmann ist ein ganz gewöhnliches, 17-jähriges Mädchen, welches wohlbehütet in Berlin Zehlendorf aufwächst. Bisher hat sie geglaubt, dass ihr Umfeld offen und tolerant sei, doch als sie den Deutschtürken Celal kennenlernt und ihm näher kommt, m...