Kapitel 14

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Kurz nachdem meine Schwester und ich es geschafft hatten, uns wieder zusammenzuraufen, schnappte ich mir mein Fahrrad und machte mich auf den Weg zum Fußballplatz, auf dem Marco gerade gemeinsam mit seiner Mannschaft trainierte. Ich wollte mein Glück zu Hause nicht überstrapazieren und außerdem wollte ich meine neu gewonnene Freiheit direkt ausnutzen. Zudem hatte ich so die Chance nochmal über das Chaos der letzten Zeit nachzudenken. Ich hatte wohl echt irgendwie Mist gebaut, vorallem bei meiner Schwester. Ich wäre an ihrer Stelle wohl auch ziemlich enttäuscht gewesen. Sicher wäre das alles vielleicht gar nicht erst so schlimm geworden, wenn sie mir an diesem Abend gesagt hätte, dass sie mich gerne richtig dabei haben würde, aber andererseits war sie nunmal erst 15 und vielleicht hatte sie mich auch nicht nerven oder zu etwas drängen wollen. Sie traf da also definitiv keine Schuld, die Sache ging auf meine Kappe. Umso froher war ich, dass wir das nun geklärt hatten und vielleicht konnten wir beim Shoppen die verlorene Zeit wieder aufholen.

Im Gegensatz zu den letzten Tagen war es heute ein wenig kühler, weswegen ich froh war, mir noch eine Sweatshirtjacke übergezogen zu haben. Ich wollte mich aber nicht beschweren, denn die frische Luft tat gut und das Gefühl der Freiheit war sowieso unbeschreiblich. Der Fahrtwind sorgte dafür, dass ich mal wieder einen klaren Kopf bekam und noch dazu konnte ich die Nudeln von eben abtrainieren. Der Weg von unserem Haus bis zum Sportplatz war nicht sonderlich lang, schon gar nicht wenn man mit dem Fahrrad fuhr, aber für mich, die Unsportlichkeit in Person, reichte die Strecke vollkommen aus, um dafür zu sorgen, dass ich aus der Puste war. Wahrscheinlich würde ich mich morgen mit einem Muskelkater rumquälen dürfen, aber das war mir gerade auch egal.
Ich war ungefähr zehn Minuten durch eine ruhigere Wohngegend und einen Park gefahren, als ich mein Fahrrad abstellen und abschließen konnte. Das Flutlicht auf dem Platz brannte und ich hörte eine Trillerpfeife mit der dazugehörigen Anweisung des Trainers.
Vielleicht war das untypisch für mich als Mädchen, aber ich mochte Fußball. Im Gegensatz zu vielen anderen fand ich es spannend, wenn zwanzig Männer einem Ball hinterherjagten und versuchten, diesen im Tor zu versenken (die Torhüter zählte ich nicht mit) und ja, ich verstand auch die Abseitsregel. War ja auch wirklich nicht sonderlich schwer. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Frauen sich in der Hinsicht extra dumm stellten. Warum? Keine Ahnung! Vielleicht glaubten sie, dass sich das so gehörte, weil Frauen und Fußball nicht zusammen gehörten. So ein quatsch.

Ich verstaute den Schlüssel vom Fahrradschloss in meiner Jackentasche und betrat dann den Sportplatz, wo ich bis zur Bande lief, auf welcher ich meine Arme abstützte. So wie es aussah waren die Jungs gerade dabei sich aufzuwärmen, sie machten verschiedene Übungen, Sprints und all den anderen Kram, der so dazugehörte und bei dem ich mir wahrscheinlich sonst was gezerrt und ausgerenkt hätte. Es dauerte nicht lange, bis ich Marco entdeckt hatte und sofort begann ich ihm aufgeregt zuzuwinken. Ich sah ihn die Stirn runzeln, doch dann schien er mich zu erkennen und auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Er rief seinem Trainer etwas zu und dann kam er in meine Richtung gejoggt.
,,Sieh mal einer an, wen haben wir denn hier? Bist du ausgebrochen?", fragte er mich, aber ich streckte ihm erstmal die Zunge raus.
,,Pff, nein, ich bin wegen guter Führung frühzeitig entlassen worden, gut, oder?", stolz blickte ich an und tatsächlich nickte er anerkennend. ,,Nicht schlecht! Und dein erster Weg nach deiner Haft führt dich hierher? Du warst schon lange nicht mehr beim Training. Nicht, dass ich mich nicht darüber freue, wenn du mich anfeuerst, aber das hat nicht zufällig mit einem gewissen Spieler mit der Nummer 11 zutun, oder?", Marco zog die rechte Augenbraue hoch und musterte mich eindringlich, während ich ein wenig hilflos da stand.

Ich wusste es nicht genau und das war die Wahrheit. Ich war schon wegen Marco hier... Celal war ein (mehr oder weniger) netter Nebeneffekt. Ich hatte keine Ahnung, ob Mr. Launisch jetzt wieder mit mir sprach oder nicht und irgendwie war es mir auch egal. Okay, es war mir nicht egal, aber es war auch nicht so, dass ich mir rund um die Uhr den Kopf deswegen zerbrach.
,,Ne, hat es nicht und jetzt beweg dich, sonst verletzt du dich noch und ich habe echt keine Lust darauf, dich wieder jammern zu hören!", witzelte ich, woraufhin Marco nur eine Grimasse zog und sich wieder dem Rest der Mannschaft anschloss. Ich ließ meinen Blick wieder schweifen und erwischte mich dann doch dabei, dass ich in der Gruppe nach Celal suchte... was aber sicher nur darauf zurückzuführen war, dass Marco ihn eben erwähnt hatte. Ich sah ihn schließlich bei den Jungs, die gerade ein paar Sprints absolvierten und musste zugeben, dass er sich zumindest dabei ganz gut machte. Bisher war er mir in der Mannschaft gar nicht aufgefallen, dabei es hatte eine Zeit gegeben, in der ich fast jede Woche bei den Spielen gewesen war. Naja okay, ich hatte mir jetzt auch nicht jeden Jungen ganz genau angesehen, vielleicht war es damit zu erklären.

Alles türkisch, oder was?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt