Kapitel 36

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Das ganze Haus roch nach dem Abendessen, mit dem meine Mutter schon den ganzen Tag beschäftigt war. Als ich aus der Schule gekommen war, hatte sie bereits wahnsinnig gestresst gewirkt, denn wie Mütter eben so waren, wollte sie, dass heute Abend alles perfekt war. Sie hatte gestern schon damit angefangen den Nachtisch vorzubereiten und wenn ich sie heute gesehen hatte, hatte sie ständig irgendein Gemüse geschnitten oder was abgeschmeckt. Sie war die reinste Katastrophe, nicht beim Kochen, aber was das Vorbereiten anging, weil sie dann immer total nervös wurde und alle um sich herum auch verrückt machte. Im Endeffekt war das Essen aber immer ziemlich gut und ich freute mich jetzt schon darauf, mir später den Bauch vollzuschlagen.
Im Gegensatz zu Celal und meiner Mutter war ich nämlich überhaupt noch nicht nervös, auch wenn ich mir natürlich meine Gedanken darüber machte, was vielleicht passieren könnte, aber ich versuchte positiv zu denken.

Genau das, was ich Anfang der Woche noch nicht gekonnt hatte. Den ganzen Sonntag hatte ich mir den Kopf über unsere Beziehung zerbrochen, darüber nachgedacht mit Celal darüber zu reden, das dann aber doch wieder verworfen. Wahrscheinlich hatte ich einfach übertrieben. Das Auftauchen von Marie hatte mich aus der Bahn geworfen und da war meine Fantasie mit mir durchgegangen. Ja, ich war eifersüchtig gewesen... aber das hatte sich auch relativ schnell wieder gelegt. Montagmorgen hatte Celal mein Gezicke wohl schon wieder vergessen und wir hatten weitergemacht wie bisher. Er hatte auch kein Wort über Marie verloren, was mir ehrlich gesagt ganz lieb war... und ich hoffte, dass wir sie so schnell nicht wiedersehen würden.

Gemeinsam mit Mila begann ich irgendwann den Tisch zu decken, bevor ich mich umzog... Es war nichts besonderes, aber ich wollte auch nicht in Jogginghose am Tisch sitzen, also tauschte ich diese gegen Jeans und T-Shirt und kämmte noch einmal meine Haare, als es klingelte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz vor 18 Uhr war, also war Celal anscheinend überpünktlich. Machte zumindest schon mal keinen schlechten Eindruck.

,,Ich mach auf!", rief ich, schlüpfte in meine Turnschuhe und joggte die Treppen nach unten, um schließlich die Tür zu öffnen und meinen Freund zu begrüßen, der mal wieder wahnsinnig gut aussah. Glücklicherweise hatte er meinen Rat befolgt und hatte sich nicht in einen Anzug geworfen, stattdessen trug er ein schwarzes T-Shirt, helle Jeans und knallrote Airmax, die das schlichte Outfit ein wenig aufpeppten. In der Hand hielt er einen kleinen Blumenstrauß und ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln, doch bevor ich etwas sagen konnte, tauchte meine Mutter neben mir auf und ich merkte sofort, dass Nervosität in Celal aufstieg. Man konnte es ihm ansehen, wie sich der Griff um die Blumen verkrampfte und das Lächeln plötzlich angestrengt wirkte.

,,Hallo Frau Hofmann", er schüttelte meiner Mutter die Hand, ehe er etwas unsicher auf die Blumen sah und dann zurück zu ihr blickte.
,,Ich ähm... ich weiß, wir hatten nicht den besten Start, aber... vielleicht können wir ja nochmal von vorne anfangen? Mein Name ist Celal. Und ähm... die sind für Sie", damit reichte er ihr den Strauß, den meine Mutter mit einem Lächeln entgegen nahm.
,,Danke dir, das ist sehr aufmerksam! Und ja, ich denke das ist das Beste. Komm doch erstmal rein. Das Essen ist gleich fertig, ihr könnt euch ja schon mal setzen!"
,,Danke Frau Hofmann", er trat ins Haus und ich schloss die Tür hinter ihm, während ich mich fragte, warum meine Mutter ihm nicht sofort das Du angeboten hatte. Er würde schließlich ab jetzt öfter hier auftauchen und ihr begegnen, vielleicht wollte sie sich das aber lediglich für später aufheben.

Meine Mom verschwand wieder in der Küche, während Celal und ich ins Esszimmer gingen, wo ich mein Vater und Mila erblickte, die in einem Gespräch vertieft waren, aber sofort verstummten, als sie uns bemerkten.
,,Hey ihr Zwei! Also... das ist Celal! Celal, das ist mein Vater und meine Schwester Mila", stellte ich sie sich gegenseitig vor und beobachtete mit einem Lächeln, wie sie einander die Hände schüttelten.

Alles türkisch, oder was?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt