Kapitel 47

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Warum ich? Okay, das klang egoistisch, aber es war nun mal so! Seit ich ins Malfoy Manor gezogen war, wurde ich ständig in irgendetwas verwickelt, und zwar zu meinem Nachteil! Warum, Schicksal, warum?

Nachdenklich aß ich das halbe Brötchen auf, den Rest behielt ich für später und wickelte ihn wieder in die Folie ein. Der Boden war ungemütlich und kalt, sodass ich mich auf die Seite legte. Ich versuchte wieder, meine Hände aus der Schlaufe zu ziehen. Vergeblich.

Also lag ich da und starrte in die Dunkelheit, über Fluchtmöglichkeiten nachdenkend. Aber mir fiel keine ein. Hätte ich nur meinen Zauberstab! Eine gefühlte Ewigkeit lag ich einfach nur da, als ich eine Idee bekam. Vielleicht könnte ich die Seile durchbeißen!

Ich biss in die Seile, die meine Handgelenke zusammenhielten und nagte daran, auch, wenn es nicht gerade appetitlich war. Doch irgendwann hatte ich den Knoten auf und die Seile hatten sich gelockert.

Ich streifte mir die Seile ab und rieb mir die schmerzenden Handgelenke, auf denen sich eine Druckstelle abzeichnete.

Leise stand ich auf und ging zur Tür, das Brötchen war mir egal. Wie erwartet war die Tür abgeschlossen, als ich daran rüttelte. Entweder würde ich die Tür aufbrechen müssen, oder auf den Entführer warten müssen, um ihn k.o. zu schlagen. Doch dafür brauchte ich eine Waffe. Sorgfältig wog ich die beiden Möglichkeiten ab und entschied mich dafür, zu versuchen, die Tür aufzubrechen. Wenn das nicht funktionierte, konnte ich immer noch auf den Entführer warten, auch, wenn jener viel stärker als ich war.

Ich ging zu einer der vielen Kisten und öffnete sie. Darin befanden sich große, schwere Holzbretter, für die ich einfach zu schwach war. Also suchte ich weiter und fand schließlich einen Teller aus Porzellan. Ohne mir Gedanken darüber zu machen, was dieser hier zu suchen hatte, ließ ich ihn auf den Boden fallen und suchte mir die schärfste Scherbe aus.

Im Regal fand ich noch eine Nadel, mit der ich versuchte, das Schloss zu knacken. Doch ich hatte einfach zu wenig Übung darin und so musste ich warten, bis der Entführer kam.

Nach ein paar Stunden hörte ich Schritte, ein Umdrehen des Schlosses und dann ging die Tür auf.

Sofort ging ich auf ihn los und schlug auf ihn ein, versuchte, sein Gesicht mit der Scherbe zu treffen, die Nadel ließ ich im Handgemenge fallen. Er reagierte und wollte mir sein Knie in den Bauch rammen, doch ich wich geschickt aus und schaffte es, im Gang zu stehen.

Schnell drehte ich mich um und rannte davon, kam aber keine zwei Meter weit, denn er verpaste mir eine Ohrfeige von hinten und schleuderte mich an die Wand. Wieder schlug er mich, diesmal auf die Nase und mir kam die Situation ziemlich bekannt vor. Der Entführer versetzte mir noch einen Faustschlag und ließ dann endlich wieder ab.

Ich wiederstand dem Drang, zu wimmern und zu Boden zu sinken und ging wieder mit der Scherbe auf ihn los. Doch bevor ich sein Gesicht erreichte, packte er meinen Arm und drückte ihn gewaltsam nach hinten, wieder zu mir. Immer weiter und ich hörte schon meine Knochen knacksen.

Ich schrie vor Schmerz auf. "Sie tun mir weh!" schrie ich und unterdrückte ein Wimmern.

"Ich weiß." Als mein Arm fast meine Schulter erreichte, ließ er ihn los. Fluchend hielt ich ihn mir und ließ die Scherbe fallen, die er grob beiseite trat. Dann packte er mich an den Haaren, drückte mich zu Boden und zerrte mich, unbeeindruckt von meinen Schmerzensschreien, zu einer Tür schräg gegenüber der anderen, öffnete diese und zerrte mich hinein.

"Dachtest du wirklich, du könntest mich mit einer Scherbe besiegen?" Seine Stimme triefte vor Spott und Hohn und erinnerte mich nur zu genau an jemanden verhasstes. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er und ließ die Tür ins Schloss fallen.

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