Es war vielleicht unfair von mir, ihn so zu beleidigen, doch er tat das gleiche mit mir und ich sah nicht ein, warum ich mir das gefallen lassen sollte! Es war stur, ohne jeden Zweifel, doch es war nun mal so, auch wenn wir uns kindisch benahmen! Er hatte schließlich mit dem Streit angefangen und ihn auch wieder neu aufleben lassen, nun konnte er sehen, wie er das Kind wieder aus dem Brunnen hollte und ich würde einen Teufel tun, ihm zu helfen!
Kurz nach unserem Streit hatten wir die Polizei gerufen und den Mann wegen Entführung, Körperverletzung und versuchten Mordes angezeigt. Malfoy hatte gesagt, dass er mit Zabini reden würde und mich somit dazu gezwungen, den Mund zu halten und jenen nicht zu verpetzen, auch wenn ich es gerne getan hätte. Das Malfoy überhaupt ein Handy hatte, damit er die Polizei rufen konnte, wunderte mich, interessierte mich aber auch nicht weiter, weswegen ich nicht nachfragte.
Nach der Anzeige hatte mich Malfoy allein gelassen und ich hatte mich in der Notaufnahme eines Muggelkrankenhauses in der Stadt kostenlos versorgen lassen. Zum Glück hatte die Ärztin nach der Frage, wie die Verletzungen denn entstanden sein, nicht weiter nachgefragt und stattdessen stumm meine Wunden und Kratzer desinfiziert und genäht. Danach war ich eine geschlagene Stunde auf den Feldwegen herumgeirrt, bis ich schließlich das Malfoy Manor gefunden hatte und über das Tor geklettert war. Die darauf folgenden Tage waren wir in alte Gewohnheiten zurückverfallen, wir hatten uns ignoriert und uns hin und wieder fiese und spöttische Kommentare zugezischt.
Seufzend stellte ich das Buch, welches ich gerade gelesen hatte zurück in das Regal und verließ die Bibliothek. So konnte es unmöglich die restlichen Sommerferien lang weitergehen, doch ich war nicht bereit, mich zu entschuldigen, dafür gab es einfach keinen Grund! Er war schuld, auch wenn er es zu vertuschen versuchte. Zu den Weasleys konnte ich nicht, die waren Charlie in Rumänien besuchen gegangen und hatten Harry mitgenommen, wie ich nach ein paar Briefen festgestellt hatte. Unglaublich, diese Sommerferien hatte ich mich kein einziges Mal mit Ron und Harry getroffen, wenn man das eine Mal im St. Mungo nicht mitzählte! Nun gut, es waren nur noch zwei Wochen Ferien. Dennoch.
Erneut seufzte ich und ging in das Gästezimmer, welches ich bewohnte. Sobald die Bücherlisten ankamen, würde ich in die Winkelgasse gehen, mir dort die nötigen Schulsachen besorgen und hoffen, Malfoy nicht zu begegnen. Als ich mich aufs Bett legen wollte, um, wie so oft, die Decke anzustarren und nachzudenken, bemerkte ich, das der Tagesprophet auf der Decke lag. Verwirrt nahm ich ihn in die Hand und kniff die Augen angestrengt zusammen, um die Zeilen lesen zu können, denn da es schon dämmerte fiel nicht viel Licht durch die Glasscheiben der Fenster.
Doch in der Schlagzeile stand nichts besonderes, nur das übliche. Ich schaltete die schwache Lampe an und studierte den Propheten gründlich, doch es stand nichts bedeutendes darin. Was wollte Malfoy mir sagen? Ich beschloss, ihn sofort zu fragen und ging hinunter ins Wohnzimmer, wo er auf dem grünen Sofa saß und ein Buch laß.
"Warum hast du mir den Propheten aufs Bett gelegt?" Stirnrunzelnd sah er von seiner Lektüre auf: "Was soll ich getan haben?" Ich verdrehte die Augen: "Tu nicht so dumm, Malfoy! Warum hast du mir den Tagespropheten aufs Bett gelegt? Was willst du mir damit sagen?"
"Ich will dir gar nichts damit sagen." "Sondern?" kam es genervt von mir. "Sondern nett sein." Ich hob eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust: "Du und nett zu mir? Da muss doch etwas faul sein, sags mir lieber gleich." Er legte das Buch weg und stand auf. "Sonst was?"
"Überleg doch mal. Du bist ein Reinblüter, Slytherin und Draco Malfoy und ich eine Schlammblüterin, Gryffindor und Hermine Granger. Es ist Gesetz, dass wir uns nicht vertragen, sondern uns hassen und das war auch schon immer so. Und nun willst du nett zu mir sein?"
Er kam auf mich zu und blieb erst stehen, als ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte. Ich blieb stur stehen, strafte die Schultern, machte mich groß und sah ihm trotzig in die Augen, als er antwortete: "Gesetze sind Regeln und Regeln sind dafür da, gebrochen zu werden." Energisch schüttelte ich den Kopf: "Oh nein, diese Regel sollte ganz bestimmt nicht gebrochen werden!"
Malfoy lachte spöttisch auf: "Die typische Streberin kehrt zurück! Gibs zu, dir hat es doch auch gefallen, also gibt es keinen Grund, es nicht wieder zu tun." "Leider kann ich nicht leugnen, dass es mir gefallen hat, doch es gibt tausend Gründe dafür, es nicht zu tun!"
"Und die wären?"
"Streng mal dein Gehirn an, Malfoy, falls du überhaupt noch eins hast!" fauchte ich und verließ das Wohnzimmer, Malfoys hönisches Lachen im Ohr. Innerlich gab ich mir selbst eine Ohrfeige dafür, dass ich einen Moment geglaubt hatte, dass er mich küssen würde. Doch natürlich hatte er das nicht getan und ich fragte mich, warum sich ein Teil von mir nach ihm sehnte. Nach seinen zärtlichen Berührungen, seinen sanften Worten, seinen leidenschaftlichen Küssen, nach der Art, wie er mich mit seiner Zunge neckte und mir dieses charmante Lächeln schenkte.
Es war ein Fehler gewesen, mich auf ihn einzulassen. Das mit uns hatte keine gemeinsame Zukunft.
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Dramione
Fanfiction[Harry Potter-FanFiction] Hermine wollte eigentlich einen ganz entspannten Sommer bei den Weasleys verbringen. Doch ihr Plan wird vereitelt, als sie einen Brief von McGongall bekommt und erfährt, dass sie ins Malfoy Manor ziehen muss - für die gesam...