*Special* Kapitel 54

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Ich wollte euch herzlichst für 5,5k Reads danken, ihr seid die besten! Das ihr überhaupt 53 Kapitel bisher mit mir ausgehalten habt, ist lobenswert :D
Viel Spaß!

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Bitte was? Wie war denn Malfoy hierher gekommen? Ein wohliges Kribbeln durchlief mich, trotz der gefährlichen Situation, und ein Schauder durchfuhr mich. Es würde zu meiner Theorie passen, wenn er wirklich mein indirekter Entführer war und wusste, wo ich festgehalten wurde, doch welchen Grund würde er haben, mich aufzusuchen? Oder wollte er mich gar nicht aufsuchen und hatte nur meine Schreie gehört, als der Entführer dabei war, mich umzubringen?

Ich glaubte nur teilweise, dass Malfoy Schuld an dieser Situation war. Klar, er war mit allen Wassern gewaschen und ich würde ihm zutrauen, jemanden zu entführen oder entführen zu lassen, erst Recht ein Schlammblut, wie ich es war. Doch ein Teil in mir wollte es nicht wahrheiben. Das war die Region im Unterkörper und mein Herz, gegen das mein Gehirn einen Krieg angefangen hatte.

Ich hatte immer gehofft, nicht in eine Situation zu kommen, in welcher ich mich zwischen meinem Herzen und meinem Verstand entscheiden musste. Jetzt war es wohl soweit. Malfoy war nett gewesen, wir hatten uns ineinander verliebt und - Stopp. Er hatte die Liebe nur vorgespielt, dementsprechend auch die Freundlichkeit. Alles nur gespielt. Nicht echt. Mein Gehirn lag wohl in der rationalen Wahrheit und hatte Recht, was diese Sache betraf.

"Lassen sie sie los, es ist zu ihrem eigenem Wohl, glauben sie mir."

Der Mann schnaubte amüsiert und verstärkte den Griff um meinen Oberkörper. "Denkst du wirklich, dass du gegen mich ankommst? Du?" Seine Stimme triefte vor Hohn und Malfoy antwortete mit kontrollierter Stimme: "Ich warne sie. Wenn..." fing er an, wurde jedoch vom Mann unterbrochen: "Wenn jemand hier Forderungen stellt, bin ich das, nicht du. Das musste ich der Kleinen hier auch schon beibringen."

Kleine? Ich und dumm? Wenn ich eines hasste, dann war es die Bemerkung, dass ich dumm sei. Das brachte mich immer auf die Palme, auch wenn ich nicht wusste, warum. Vermutlich verletzter Stolz, auch wenn das Slytherin-Eigenschaften waren.

Wütend stach ich meinem Peiniger mit den Fingernägeln in das Fleisch seiner Hand, mit dem Fuß trat ich ihm gegen das Knie. Und bereute es sofort. Ohne zu zögern löste er meine Fingernägel von seiner Hand und beantwortete meine Wut mit einem Tritt gegen das Schienbein, bei welchem ich mir auf die Lippe biss, um einen kleinen Aufschrei zu unterdrücken.

"Mit Gewalt kommen sie nicht weiter, jedenfalls nicht bei ihr."

"Ach, und wie dann, wenn du es so gut weißt?" antwortete der Entführer und seine Stimme triefte nur so vor Hohn. "Mit Worten." War ja klar, dass so etwas in der Art kommen musste. "Darin hast du ja genug Erfahrung", presste ich hervor und wollte erneut zum Sprechen ansetzen, als mich ein stechender Schmerz durchzuckte.

Erschrocken keuchte ich auf und spürte, wie mir etwas heißes den Hals entlang tropfte. Ich schielte an mir herunter und sah, dass die Klinge des Messers meine oberste Hautschicht an meiner Kehle durchstochen hatte. Unbewusst krallte ich mich erneut in den Arm des Entführers.

"Um zum Thema zurückzukommen", sagte Malfoy unbeeindruckt und endlich ließ das Messer von mir ab, "lassen sie sie los und ich bezahle das Geld." Geld wollte er also haben. Hätte ich mir ja denken können. Wieder starrte ich zur Decke und wartete ab: "Nein, andersherum. Erst gibst du mir das Geld, dann lasse ich das Gör los." Wieder wurde ich wütend, verkniff mir aber eine Bemerkung.

Inzwischen richtete sich meine Wut gegen den Entführer und Malfoy. Ich dachte, er wäre gekommen, um mich zu retten und nicht, um mich zu beleidigen. Natürlich hatte er die Situation ausnutzen müssen, vermutlich konnte er nicht anders. Das wohlige Gefühl war zum Glück verschwunden, es vernebelte nur meine Sinne und das brachte gar nichts. Aber Hass spürte ich nur gegen den Entführer, nicht gegen Malfoy. Und das wunderte mich.

"Woher weiß ich, dass sie uns nach der Geldübergabe nicht sofort töten?"

"Woher weiß ich, dass ihr nicht abhaut, noch bevor ich die Beute habe?" erwiederte der Entführer. "Kommen sie, ich habe keine Zeit, zu diskutieren." Ich musste an mich halten, nicht laut loszulachen. Was hatte er gedacht, dass das hier in ein paar Minuten geklärt sein würde? "Dann gib mir das Geld und sie kommt frei."

"Nein."

"Dann stirbt sie." Ich schluckte schwer und schielte nach unten. Malfoy stand noch immer knapp vor der Öffnung und hatte eine ausdruckslose Mine aufgesetzt. War das Taktik oder meinte er das Ernst? Jener verdrehte die Augen und tat so, als sei er genervt: "Okay. Wenn sie unbedingt darauf bestehen." Ich wurde aus ihm nicht schlau, kein Stück. "Natürlich bestehe ich darauf, ohne jede Ausnahme. Also, wo bleibt das Geld?"

Malfoy deutete hinter sich: "Das steht im Flur." "Dann hole es!" knurrte der Mann, der mich noch immer mit eisernem Griff festhielt. "Nein." "Warum nicht?" Der Angesprochene zuckte mit den Schultern: "Weil es ihr Geld ist." Ich konnte spüren, wie der Entführer entnervt stöhnte und die Augen verdrehte: "Dann hole es trotzdem!"

Wieder schüttelte er den Kopf. "Ich werde nicht gehen. Wer sagt mir denn, dass sie sie in der Zwischenzeit nicht umbringen?" "Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!" warf ich heiser ein, das wenige Wasser hatte meiner Kehle nicht gut getan. "Sieht man." kam es spöttisch von ihm und ich musste mir eingestehen, dass er Recht hatte. Ausnahmsweise.

"Wenn du nicht sofort das Geld holst, egal welches Risiko, stirbt sie." Er zuckte mit den Schultern: "Wenn sie meinen." Der Druck auf meiner Kehle verstärkte sich und ich bekam Panik. Anscheinend war es Malfoy egal, wenn ich starb, seinem Tonfall nach zu beurteilen. Er war zwar ein guter Schauspieler, doch wie gesagt: Er war zu allem fähig, mit allen Wassern gewaschen. Mein Atem vernschnellerte sich, so dass mir schwindlig wurde. Ich hoffte, dass der Entführer so klug war, und fragte, warum er dann überhaupt gekommen sei, denn ein weiterer Einwurf von mir würde gewiss Folgen haben.

Aber natürlich wurde mir dieser Wunsch nicht erfüllt. Stattdessen gab der Entführer zurück: "Dann macht es dir bestimmt auch nichts aus, wenn ich sie sofort umbringe, da du das Geld offensichtlich nicht rausrücken willst." Das Gesicht von Malfoy sah ich nicht, doch dafür spürte ich umso deutlicher den Schmerz, der mich durchzuckte.

Die Klinge des Messers versuchte, meine empfindlichen Hautschichten zu durchstechen und Blut lief mir den Hals hinab. Der stechende Schmerz war unerträglich, die metallene Klinge fühlte sich eiskalt auf meiner Haut an und ich spürte förmlich, wie viel Spaß es dem Entführer machte, mich zu quälen, als er langsam und qualvoll weiter bohrte. Meine Finger waren im Arm des Mannes festgekrallt, als könnten sie ihn nie wieder loslassen und ich hatte die Augen geschlossen.

Ich schmeckte Blut, da ich mir unterbewusst auf beide Lippen gebissen hatte und konnte einen lauten Schmerzensschrei nicht unterdrücken, der von den Wänden wiederhallte. Diesmal zogen keine Bilder an mir vorbei und ich fand einfach keine Konzentration, als letztes an meine beiden besten Freunde zu denken, zu groß waren der Schmerz und die Panik. So hatte ich auf keinen Fall sterben wollen.

Doch plötzlich wurde das Messer weg gezogen und die Hand ließ mich los, so dass ich gegen die Wand fiel. Ein Keuchen erklang, doch ich ignorierte es, griff mir an den Hals und sank zu Boden, Tränen liefen mir über die Wangen. Meine Hände waren blutrot und verklebt, doch das kümmerte mich nicht, denn der stechende Schmerz war noch immer da und ließ keinen anderen Gedanken zu.

Nur am Rande nahm ich war, dass ein dumpfes Geräusch erklang, zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt und wimmerte vor Schmerz. Plötzlich legten sich zwei Hände um mich und nahmen mich in den Arm, eine Hand strich sanft und beruhigend meinen Rücken rauf und runter. "Sscht", hörte ich eine sanfte Stimme, "alles ist gut, es ist vorbei."

DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt