Kapitel 59

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Noch immer mit einer Gänsehaut saß ich in einem Sessel vor dem Fenster in der Bibliothek. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass es überhaupt zu so einer Situation gekommen war. Denn das hatte nur unangemessene Entäuschung gebracht, die ich teilweise selbst nicht verstand. Ich hatte mich ihm entzogen, ich, nicht er. Und er hatte mich gehen lassen. Beinahe bereute ich es, aufgehört zu haben, bevor es überhaupt angefangen hatte, obwohl es meinen eigenen Worten entsprach und eigentlich richtig war. Eigentlich.

Ich hätte es erst garnicht zu einer Beziehung - die es unwirkürlich gewesen war - kommen lassen sollen, Stopp sagen sollen - nein, müssen! Dann hätten wir diese ganze Entäuschung, den Schmerz und das Leid jetzt nicht. Entsetzt bemerkte ich, wie das flaue Gefühl in meinem Magen zurück gekehrt war, welches ich zum ersten Mal im Keller meines Entführers bemerkt hatte. Und noch entsetzter wurde ich, als ich schließlich wusste, was dieses Gefühl war: Liebeskummer.

Tränen begannen, sich einen Weg meine Wangen hinab zu bahnen und ich zog die Beine auf den Sessel, damit ich meine Arme um sie schlingen und mein Gesicht zwischen Operkörper und Beinen vergraben konnte. Ich wollte es nicht, ich hatte mich dagegen gewehrt, doch es hatte nichts verbracht: Ich, Hermine Granger, hatte mich in Draco Malfoy verliebt. Und das nicht zum ersten Mal. Plötzlich erschien es mir so, als wären meine eigenen Worte gelogen, dass ich eine Beziehung mit ihm wollte. Aber wer sagte mir, dass meine Worte wirklich gelogen waren und ich nicht nur so tat, als ob, um ihnen keinen Wiederstand leisten zu müssen, ihnen gerecht zu werden.

Schluchzer durchfuhren meinen Körper und ich konnte sie nicht stoppen. Ich hörte, wie die Tür aufging, doch es kümmerte mich nicht. Es war mir egal, ob Malfoy meine Tränen sah oder nicht. Ich hatte nichts zu verlieren, er hatte mir sowieso nie geglaubt, ich musste nicht länger irgendetwas vor spielen. Die Tür fiel ins Schloss und Schritte erklangen, schlugen meine Richtung ein. Vor mir blieben sie stehen und ich stellte das Schluchzen ein.

"Hey", sagte er sanft und strich mit seinem Finger leicht über meinen Knöchel, doch ich reagierte nicht auf ihn. Ich spürte, wie er seine Hände auf meine Knie legte und sie hinunter drückte, ehe er einen Finger unter mein Kinn legte und mich zwang, aufzuschauen. Als er mein verheultes Gesicht sah, schien er nicht überrascht, sondern in einer Vermutung bestätigt. Wie viel wusste oder vermutete er?

"Was willst du?" fragte ich mit rauer und heiserer Stimme. "Dir helfen", gab er zurück und wartete, dass ich etwas sagte. Jedoch schwieg ich, sah ihm nur stumm in die Augen, als er fortfuhr: "Ich wusste es." Schwer schluckte ich: "Was wusstest du?" "Was wohl?" Er hatte es herausgefunden. Es war immer eine Frage der Zeit gewesen, doch allein die Tatsache, dass er es wusste, zählte. Langsam nickte ich und gab mich damit geschlagen, senkte den Blick und starrte auf den weichen Stoff des Sofas.

Wieder legten sich zwei Finger unter mein Kinn ubd hoben meinen Kopf, ich musste ihm erneut in die Augen schauen. Er schüttelte den Kopf: "Das ist nicht schlimm." sagte er und beugte sich herunter, um in mein Ohr flüstern zu können: "Es geht mir genauso."

Ich bekam eine Gänsehaut und ein Schauder durchfuhr mich. Meinte er das ernst...? "Spiel nicht mit mir." hauchte ich mit rauer Stimme, zu mehr war ich nicht im Stande. "Ich spiele nicht." flüsterte er. Und dann küsste er mich.

DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt