Obwohl ich erst gestern meine Führung hatte und heute schon ein oder zwei Mal daran vorbei gelaufen war, hatte ich das Jungenwohnheim noch nie von innen gesehen. Im Großen und Ganzen glich es dem der Mädchen – die gleichen Flure, die gleichen Wände, selbst die Türen schienen dieselben zu sein. Der Unterschied ging in erster Linie von den vielen Bildern aus und der Gruppe Jungen die im Aufenthaltsraum ihres Wohnheimes saßen und Baseball schauten.
„Ähm", ich Räusperte mich, versuchte mir ihre Aufmerksamkeit anzueignen.
Es dauerte nur Sekunden ehe der erste aufsah. Der Junge hatte braune Haare, dunklere als Ryze. Seine Augen waren von einem so vielen braun das sie auf mich schon fast schwarz wirkten. Und trotzdem erkannte ich den Lebensfrohen, frechen Ausdruck in ihnen und erahnte schon welche Art von Kerl er war.
Als sein Blick auf mir liegen blieb, bildete sich ein Grinsen in seinem Gesicht, er lachte über irgendetwas das der Typ neben ihm sagte und sah nur kurz weg um sich den Spielverlauf anzukommen, weil ein anderer Kumpel fluchte. Ich blieb stehen, wusste dass diese Leute bemerkt hatten dass ich hier stand und irgendjemanden um Rat fragen wollte. Schüchtern trat ich von einem Bein auf das Andere, spielte an dem Zipfel meines T-Shirts und versuchte nicht an meine, nun nur noch Schulterlangen, völlig zerzausten, Haare zu denken.
Es dauerte nur einen kurzen Moment bis der Fremde sich erhob und auf mich zuging. Die Hände den Taschen, musterte er mich dieses Mal länger: „Und, wie kann ich dir helfen, Schöne?"
Ich konnte nichts dagegen tun als mir die röte ins Gesicht schoss, außer hastig weg zu schauen und mich plötzlich besonders interessiert im Raum umzusehen. Bisher hatte mir noch kein Schüler Komplimente gemacht. Es war mir irgendwie so vorgekommen als hätten die Werwölfe an diesem Ort wichtigere Dinge zu tun als mit den Wesen des anderen Geschlechts zu Flirten.
„Äh... a-also, ähm", ich räusperte mich, verschränkte die Arme hinter meinem Rücken und schenkte dem Kerl ein Lächeln: „Ich suche unseren Schülersprecher. I-Ich muss mit ihm über etwas sehr Wichtiges sprechen."
Anders als erwartet weiteten sich seine Augen nicht bei meinem Anliegen. Er trat kein Schritt zurück oder wirkte besonders Überrascht. Wenn ich es recht interpretierte lagen seine Augen immer noch auf mir und musterten mich gerade zu verträumt.
Oh, ich war keines Wegs hässlich. Aber ich war auch keine Schönheit – meine Brüste hätten viel größer sein können, ein paar Zentimeter mehr hätten meinem Körper nicht geschadet und ernsthaft, auch wenn ich mich nicht als dick bezeichnen würde, so gehörte ich doch nicht zu den Klischeehaften Magermodels die strikt auf ihre Ernährung achteten.
„Der Schülersprecher?", wiederholte der Fremde meine Worte. Ich nickte, vielleicht ein wenig zu eilig um meine Schüchternheit zu verstecken: „Hm... Ich verrat dir wo sein Zimmer ist, wenn du mir deinen Namen verrätst – einverstanden?"
„Nur wenn du mir auch deinen nennst.", erwiderte ich während mir etwas leichter ums Herz wurde. Und doch vertraute ich ihm nicht, ich vertraute seiner freundlichen Ader gerade soweit dass ich mit ihm sprach. Seine Augen gefielen mir nicht, irgendetwas an ihnen zeigte mehr als nur den Schalk und Lebensfreude. Außerdem, hatte mich die Erfahrung mit meiner Zimmergenossin weites gehend geprägt, ich war nicht erpicht darauf denselben Fehler ein zweites Mal zu begehen.
„Einverstanden!"
Ich lächelte: „Mein Name ist Leiha Surhen."
„Verstehe. Und ich bin Lucian Nils. Du... Erinnerst dich nicht an mich, oder?", der Junge kratzte sich hinter dem Ohr, fast als wäre er verlegen.
„Sollte ich das denn?", fragte ich verwirrt, teils schockiert.
„haha – nein, nein. Wir sind in derselben Klasse... Aber das ist schon ok, ehrlich. Du kannst dir immerhin schlecht all die Namen deiner Klassenkameraden in gerade einmal sieben Stunden merken. Zu deiner Frage: Cain ist im gleichen Zimmer wie ich, B0.01. Aber ich muss dich enttäuschen, er ist vor etwa einer halben Stunde erst weg. Aber du kannst auf unserem Zimmer warten wenn du möchtest. Oder du suchst ihn – ich nehme an er ist im Wald."
Ich machte große Augen. Selbstverständlich konnte ich Cain auch durch seinen Geruch finden. Auch wenn es seltsam klang, schien dieser mir so vertraut wie der meiner eigenen Familie. Ich schluckte, leckte mir über die trockene Unterlippe, und lächelte kläglich.
„Danke für die Information. I-Ich würde dann einfach im Zimmer auf ihn warten."
„ok. Äh... Warte! Hier."
Ich wollte mich schon zum Gehen wenden, als seine Hand auf meiner Schulter landete. Während ich zusammen zuckte, erkannte ich den Schlüssel den Lucian mir vor die Nase hielt. Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt. Natürlich brauchte ich auch den Schlüssel zum Zimmer wenn ich warten wollte.
Ich Bedankte mich, steuerte auf den Flur zu und folgte diesem bis zu dem besagtem Raum. Das Zimmer sah genauso aus wie meines, abgesehen von einigen Farben. Doch ich sah mich nicht weiter um und setzte mich auf eines der beiden Betten.
Eine ganze weil wartete ich, starrte vor mich hin, und versuchte zu verstehen, wieso die Natur des Werwolfes so abhängig war von Dominanz. Würde es etwas ändern wenn unser Alpha befahl menschlicher zu sein? Ich wagte es stark zu bezweifeln. Ivy Evens, Ryze Dovin und Cain Blakson waren keine Deltas die den Befehl ihres Anführers hinnahmen ohne mit der Wimper zu zucken. Ich wagte sogar zu glauben ihr Potenzial bei weitem zu Unterschätzen. Doch was wusste ich denn bisher?
Ivy war ein Wolf mit drastischen Stimmungsschwankungen. Sie machte sich nicht besonders viel aus dem Gesetz des Stärkeren, sonst wäre sie nicht so freundlich zu mir gewesen Offensichtlich war sie ein Wesen das nur einmal verzieh. Wer in ihre Ungunst fällt, bleibt auch dort und gehört fortan zu dem niederen Abschaum.
Ryze konnte ich noch viel weniger Einschätzen – in seinem »Rudel« gab es nur Jungen, so wie es gestern ausgesehen hatte. Er war Gefährlich, bei weitem nicht zu unterschätzen, doch vor Cain hatte er Respekt gezeigt. Ich wagte stark zu bezweifeln das dieser Kerl ein Mann war der gerne die Rolle eines Unterlegenen spielte, doch das er es in einem perfekten Schauspiel getan hatte ohne sich sein Missmut anmerken zu lassen, bewies wie sehr man sich vor ihm in Acht nehmen sollte. Er war schlau und wusste andere zu Manipulieren.
Cain war ein schwierigerer Fall. Er wurde mir als Einzelgänger beschrieben und schien sich Tatsächlich bis zu einem gewissen Grad abzuschotten. Er vertraute sich seinen Kameraden nicht an und spielte mit seiner Macht wie ein unterfordertes Tier. Sadist. Er hatte sich selbst als einen Bezeichnet. Vielleicht gehörte der Schülersprecher zu der Sorte Wolf, die lieber Andere verletzten als sich selbst einzugestehen das sie vor langer Zeit verletzt wurden. Ich las viel – und oft spielten auch solche Charaktere eine Rolle. Fast immer hatten sie ein traumatisches Erlebnis erlebt, etwas das sie letzten Endes stetig als die guten hinstellte. Die Idee behielt ich im Hinterkopf.
Kia, Dan und Lucian waren unschwer zu erkennen Epsilons. Ich war mir sicher, Befahl man ihnen sich besser zu benehmen würden sie gehorchen.
Ein Geräusch riss mich aus meinen Gedanken, ich schreckte aus meinem Halbschlaf hoch und blinzelte das Gefühl von Schwindel fort. Wann war ich eingeschlafen?
„Was tust du hier?", unschwer erkennbar Cains Stimme. Sie klang tonlos, kalt wie Eis. Doch seine Schritte waren ruhig, geduldig. Seine Körperhaltung wirkte locker, lässig und weshalb auch nicht? Er war nicht nur ein starkes Raubtier, er war eines in seiner eigenen Höhle.
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Omega: Academy of the Pack
WerewolfDas Omega, ist das schwächte Glied im Rudel. Es wird herablassend behandelt und spielt den Sündenbock für all seine Gefährten - Doch im Gegensatz zu einem Wolf, ist ein Werwolf immer auch zum Teil menschlich. In einer Zeit in der die Gestaltwandler...