Kapitel 3

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Schon als ich meine Hand auf den Türgriff legte, wurde mir bewusst dass ich nicht alleine in meinem neuen Heim wohnen würde. Leises Gekicher drang durch die Wand, die der dumpfe Ton einer Trommel. Ich zögerte einen Augenblick lang, drückte die Klinke zum Schluss jedoch hinunter und betrat den Raum vorsichtig.

„Hallo..?"

„Ach! Ich nehme an du bist meine neue Mitbewohnerin! Mein Name ist Kia Ryder – das hier ist ein Freund, sein Name ist Dan Hail... Aber keine Sorge er beißt nicht. Sonst hätte ich ihn nämlich nicht hinein gelassen, nicht wahr Dan?"

Ich musste einige Male blinzeln, überrumpelt von der fröhlichen Stimmung im Raum. Das Zimmer war komplett verwüstet – Müll lag auf den Boden herum, ein Stapel CDs musste vor einige Zeit umgefallen sein und Geschirr lag auf dem Boden verteilt. Im Zentrum des ganzen saß ein Mädchen mit langen, blonden Haaren und blauen, aufgeweckten Augen. Sie musterte mich freundlich und machte nicht den Eindruck einer Feindseeligen Persönlichkeit.

Die zweite Person war gewiss 10cm größer als Kia, ebenfalls mit blonden Haaren aber mit grünen statt blauen Augen. Ich versuchte das Lächeln der beiden freundlichst zu erwidern.

„Also Kia, ich wäre mir nicht so sicher dass ich nicht beiße. Ich hab Toby beim letzten Vollmond ganz schön verletzt – ich meine, er erzählt überall herum ein riesiger Wolf, mindestens ein Delta, hätte ihn attackiert aber... hehe, ich kenn die Wahrheit."

„Die Wahrheit und NUR die Wahrheit!", grölte Kia mit verstellter, tief gelegter Stimme. Ich musste kichern und hielt mir eine Hand vor den Mund, die beiden waren mir auf Anhieb sympathisch.

„Na komm, setz dich zu uns!", wandte sich Dan nun an mich. Ich ließ es mir nichts zweimal sagen und war mit wenigen Schritten bei den Beiden angekommen. Ohne groß das Zeug auf dem Boden zur Seite zu rollen, ließ ich mich auf den Po sinken.

„Ich bin Leiha Surhen.", meine Stimme klang trotz allem leiser als beabsichtigt und ich traute mich nicht recht den Blickkontakt zu den beiden Personen länger als drei oder vier Sekunden zu halten ehe ich einen anderen Punkt fixierte.

„Du hast nicht besonders viel Gepäck bei dir.", stellte Kia fest mit einem Blick auf den Koffer den ich an der Tür hatte stehen lassen. Ich zuckte nur mit den Schultern und als meiner Zimmergenossin aufging, dass es da eine Sache gab über die ich nicht unbedingt reden wollte, sprach sie weiter: „ok ok, ich weiß das ist aufdringlich aber ich muss dich das Fragen: Welcher Typ Werwolf bist du? Ich meine, kannst du dich kontrolliert verwandeln, oder nur bei Vollmond?"

Und dabei handelte es sich wirklich bei einer sehr intimen Frage. Den Rang eines Wolfes konnte jede einzelne Person riechen die einen einigermaßen guten Geruchssinn hatte. Roch sie Stark, handelte es sich wohl um ein Alpha, einen Betha oder einen Delta. War nur ein Rauch des Starkes Geruches vorhanden, vermischt mit einem leicht süßen Aroma, handelte es sich sehr wahrscheinlich um ein Gamma Wolf. Wie mein eigener Geruch war, hatte Cain vorhin schon erwähnt gehabt – schwach. Also eine Mischung aus Süß, beißend und Sauer.

„Ähm" ich überlegte, zögerte noch ein wenig. Bei der Kontrolle des Werwolfes handhabte unsereins die Dinge ein wenig anders. Selbst ein Delta konnte sich Gut und Gerne nur bei Vollmond verwandeln. Ebenso wie ein Omega wie ich sich auch Gerne einmal bei Lust und Laune verwandeln kann. Es gibt keine Methode es anhand von Geruch oder Aussehen zu erkennen, damit war es das Best gehütete Geheimnis eines Werwolfs.

„Kia das ich Unhöflich. Wenn du sie schon Fragst musst du auch verraten welcher Typ du bist.", Dan schüttelte den Kopf und lachte, dann deutete er mit einer überschwänglichen Geste auf sich selbst: „Ich kann mich Verwandeln wann ich möchte – Kia nur bei Vollmond. Also?"

Ich lächelte leise vor mich hin und nickte dann ein wenig Mutiger als zuvor: „Ich denke ich... kann mich Verwandeln wann ich möchte. Aber ich bekomm es nicht wirklich... Kontrolliert. Wenn ich Panik bekomme, o-oder wütend werde dann steh ich auf einmal als Wolf da..." ich zuckte mit den Schultern.

„Hahaha! Das hab ich auch noch nicht gehört!", Kia lachte und auch Dan versuchte seine Belustigung zu verbergen. Aus irgendeinem Grund war ich erleichtert keine spöttischen Kommentare hören zu müssen, also stieg ich in ihr Gekicher mit ein.

„Hat dir schon jemand den Campus gezeigt?", fragte mich Dan neugierig.

„Nein... Aber Cain wollte mich um 18 Uhr abholen und mich zum Essen beglei-... hat es einen Grund das ihr gerade so blass werdet?"

„Du meinst unseren Schülersprecher Cain?", fragte Kia unsicher. Ich nickte, doch ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich wusste nicht welchen Ruf dieser Junge an dem Internat hatte, oder weshalb er so einen hohen Rang bekleidete wenn so viele Leute Angst vor ihm hatten.

„Erklärt es mir, bitte. Ich weiß er ist ein Delta. Und ich weiß er benimmt sich... seltsam. Aber wieso habt ihr solche Panik vor ihm? Wenn ich mich recht erinnere ist selbst Mrs.Heaven leiser geworden als sie mit ihm gesprochen hat.", ich zog irritiert die Augenbrauen zusammen.

„Weißt du...", Dan räusperte sich um wieder eine klare Stimme zu bekommen: „Cain ist selbst für einen Delta sehr stark. Ryze behauptet sogar, er sei genauso dominant wie unser Betha Mr.Lued. Und er ist ein Einzelgänger.... Die sind Gefährlich wenn sie zu einem Rudel gehören. Ich...Ich hab nur Gerüchte gehört. Aber seine Stärke brachte ihm einen hohen Rang ein. Das Schülerkomitee wurde gegründet weil sich die meisten Schüler nicht getraut haben ihn zu Belästigen – und selbst dort ist und bleibt er der Vorstand. Er soll vielen Wölfen sehr wehgetan haben, aus den unwichtigsten Gründen. "

„Wieso ist er denn dann im Rudel?", fragte ich vorsichtig, das flattern in meinem Bauch ignorierend das mich drängte den Jungen zu verteidigen.

Dieses Mal antwortete Kia mir, beugte sich ein wenig vor und senkte die Stimme:" Sein älterer Bruder ist Nathen McRoad... unser Alpha."

Stille senkte sich über den Raum.

Mein Blick wanderte an die Wanduhr und ich stellte fest dass es 17 Uhr war. Mutig, nahm ich mich zusammen und zauberte ein Lächeln in mein Gesicht als ich erneut zu meinen beiden neuen Freunden sah.

„Alles Klar – Ich hab eine Stunde um zu Duschen und mich fertig zu machen. Ich beeil mich und dann..." ich kicherte beim Aufstehen „..Helfe ich euch beim Aufräumen. Vorausgesetzt ihr lasst mit einen von diesen Schokoladenkeksen dort übrig."

Unter anderen Umständen hätte ich mich nicht getraut zu Scherzen, doch das Lachen der beiden Teenager bestätigte mich in meiner offenen Redewendung. Wir waren zum Teil Menschen, also konnten wir uns auch trotz Rang und Name miteinander verstehen.



Omega: Academy of the PackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt