Kapitel 25

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„Das ist ein Scherz.", knurrte Cain leise. Er schien unzufrieden, fühlte sich wohl Möglich verarscht. Ich zuckte mit den Schultern und wusste nicht wie ich reagieren sollte. Die Geschichte von Cerberus, dem ersten Werwolf, schien mir doch etwas sehr weit her geholt. Noch dazu waren Gestaltwandler nicht unsterblich – da der Höllenhund schon im alten Griechenland erwähnt wurde, war die Idee sehr unrealistisch. Andererseits wollte ich mich nicht erdreisten eine Entstehungslegende in den Dreck zu ziehen: „Ey, Nathan! Wir müssen unter vier Augen reden!"

Ich versteifte mich als der Kerl neben mir auf sprang, die Arme vor der Brust verschränkt und seinen Bruder fixierend. Selbst war ich noch damit beschäftigt die Informationen zu verdauen die ich gerade hatte Schlucken müssen. Sie lagen mir schwer im Magen, gleich Steinen. Unser Alpha sah auf seinen rebellischen Bruder herab. Sein Blick wirkte genervt, aber gefasst: „Später, Cain. Ich bin noch nicht fertig. Und jetzt setz dich."
„Aber-"
„Setz dich!"

Die Brüder knurrten sich an. Für mich kein neuer Anblick, dennoch immer wieder äußerst einschüchternd. Und nicht nur mir erging es so, immerhin zogen auch alle Wölfe um mich herum die Köpfe ein. Trotzdem siegte unser Alpha. Eher wiederwillig ließ der Schülersprecher sich auf seinen Stuhl fallen. Ich hörte ihn mit den Zähnen knirschen und machte mich selbst noch kleiner auf meinem Platz.
„Anlässlich dieses... Problems, habe ich Maßnahmen ergriffen.", setzte Mr.McRoad an: „Ihr seid keine Welpen mehr, das ist mir mehr als Bewusst. Nichts desto trotz seit ihr Jungtiere und ich weiß aus eigener Erfahrung welche... Dummheiten man in diesem Alter gerne einmal anstellt, selbst wenn einer einem sagt er solle sich nicht Hals über Kopf in etwas rein stürzen."
zustimmendes Murmelt folgte seinen Worten, stoppte jedoch abrupt als unser Alpha ein weiteres Knurren erklingen ließ: „Aus diesem Grund werden Morgen einige Deltas hier eintreffen denen ich Vertraue. Sie werden als Sicherheitspersonal fungieren und ein Auge auf euch haben. Eure kindische Selbstfindung hat in solchen Zeiten keinen Platz hier. Das gilt für jeden Einzelnen, ob Gamma, Delta oder Omega." Nathen hob das Kinn, sah in die Masse hinein und fixierte eine Gruppe Schüler die zusammen Tuschelten. Ich sah zu Cain hinüber, erkannte das dieser die Hände zu Fäusten geballt hatte, und senkte den Kopf erneut.

„Jester, wärst du so freundlich deinen Schülern die Neuerungen zu erklären?", wandte unser Alpha sich an seinen Beta. Der Direktor nickte und prompt tauschten Mr.McRoad und Mr.Lued die Plätze.
Nun stand unserer Direktor auf der Bühne, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und jeden Schüler einzeln musternd, allem voran die Problemfälle.
„Zunächst einmal möchte ich unsere neuste Schülerin Leiha Surhen willkommen heißen. Trotz all der... Problematiken dürfen wir unsere guten Manieren schließlich nicht vergessen.", Mr.Lued nickte mir zu, doch ich wandte meinen Blick schnell wieder ab, zuckte zusammen als ich Cains Hand auf meinem Oberschenkel spürte und er sich zu mir beugte, dicht an mein Ohr, wo er meinen Duft tief einatmete ehe er mir seine Worte ins Ohr flüsterte.

„Weißt du was dein Problem ist? Diese offensichtliche Unterwürfigkeit reizt unsere Raubtierinstinkte noch mehr als ohnehin schon.", ich nickte auf seine Aussage hin und blieb still sitzen als er seine Nase in meine Halsgrube versenkte und noch einmal tief Luft holte. Das war wohl die Sache mit dem angenehmen Duft...

„Und jetzt zu unseren Änderungen. Wir setzten eine Ausgangssperre ab 22 Uhr.", genervtes Gestöhne war zu hören, das Jester schnell unterband: „Mir ist schon klar das Euch das nicht passt. Doch jeder, den wir dann noch draußen erwischen, wird unter Arrest gestellt."
Ich zuckte zusammen und auch Cain hielt inne. Die ergriffenen Maßnahmen waren sehr drastisch, die Situation konnte also wirklich nicht gut aussehen.
„Der Unterricht wird wie gehabt fortgesetzt. Für den Wald gibt es ein striktes Tabu. Er wird nur von den Patrouillen betreten und somit den Erwachsenen. Ausnahmen sind die vom Schülerrat eingeteilten Gruppen. Trotz allen Lehrern und morgen eintreffenden Deltas, wird es nicht leicht das ganze Gebiet ohne Unterstützung im Auge zu behalten."
„Was soll der Mist?", rief eine mir Fremde Stimme.
„Ihr könnt uns doch nicht verbieten durch den Wald zu rennen!", schrie eine Andere.
Ich machte mich klein und versuchte die vielen Proteste zu ignorieren. Meine Probleme waren bei weitem schlimmer, immerhin wurden offensichtlich Omegas umgebracht, und meine Mitschüler hatten nichts Besseres zu tun als Sicherheitsmaßnahmen zu Kritisieren.

„Haltet dir Klappe.", zischte Cain, der mein Unbehagen bemerkt hatte. Die meisten Stimmen verstummten, die anderen wurden von Ryze und Ivy unterjocht. Jester beobachtete das Szenario kritisch, ihm gefiel nicht welche Machtposition der Schülersprecher inne hatte.

„Das können wir – und wir tun es. Wir haben gestern im Lehrerzimmer darüber gesprochen und haben auch die Zusicherung des Schülerrats und den eures Schülersprechers."
Cain gefielen die Worte nicht, das spürte ich. Doch er hatte den Kampf gegen seinen Bruder verloren und schien sein Wort zu halten dem Schülerrat unter die Arme zu greifen, also sprach er nicht dazwischen. Ich selbst hatte nicht viel von der Besprechung des gestrigen Abends mitbekommen. Wie auch wenn ich damit beschäftigt war mit Cain zu schlafen... Bei dem Gedanken lief ich rot an.
„in der Mensa wird es Zukünftig eine Anwesenheitsliste geben. Das dient lediglich der Übersicht – wenn jemand verschwinden sollte, merken wir es somit spätestens am nächsten Tag. Damit besteht für Euch Gleichzeitig eine Anwesenheitspflicht zum Essen.", Jester verschränkte die Arme vor der Brust: „Das wars, ihr könnt dann gehen."

Diese Worte musste unser Direktor kein zweites Mal sagen. Noch ehe er seinen Satz beendet hatte sprangen die meisten Schüler auf und machten sich daran die Halle zu verlassen. Auch ich wollte mich erheben, wurde von meinem Schülersprecher jedoch am Handgelenk zurück auf den Stuhl gezogen.
Unsicher sah ich von Cain zu der verschwindenden Menge und begegnete Dans Blick. Ich lächelte tapfer und zuckte mit den Schultern.
„Verzeih dass du es so erfahren hast, Leiha."
Ich sah auf und begegnete Nathans Blick. Zögernd nickte ich. Mit dem Tod meiner Eltern hatte ich mich abgefunden, weshalb ich über die Information Geschockt war, aber nicht Überwältigt.
„Es ist besser davon zu Erfahren als... unwissend zu bleiben", ich zuckte mit den Schultern.
„Ich kann nicht fassen das du mir das alles nicht schon früher Erzählt hast, Nathan!", knurrte Cain, der mittlerweile aufgestanden war. Auch unser Direktor gesellte sich zu uns, Antwortete sogar anstatt seines Alphas: „Dein Bruder hatte besseres zu tun als sich um einen unreifen, pubertierenden Wolf zu kümmern! Er musste den ganzen Mist ausbaden den dieser Cerberus schon angestellt hat."
„Da er seine Wölfe wahllos Menschen töten lässt, mussten wir restlichen Alphas alle Beziehungen spielen lassen die wir... irgendwie haben. Aber sie werden unsere Lügen nicht lange Schlucken.", ergänzte Nathan ruhig.

Ich sah von einem zum Anderen und fühlte mich etwas fehl am Platz, weshalb ich aufstand und murmelte: „Ich bin dann Mal weg."

Omega: Academy of the PackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt