Kapitel 32

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Es mussten zwei Tage vergangen sein seit dem ich kein Wort gesprochen hatte. Ich verdrängte all die Gedanken an den Mord dreier Menschen, wagte nicht darüber nachzudenken wie sehr sie zu leiden hatten oder wie ihr Blut geschmeckt hatte. Stattdessen dachte ich an Flucht, daran zu entkommen sobald sich mir die nächst Beste Möglichkeit ergab.
Seth und seine beiden Kameraden, Jakob und Felice, hatten allerdings ganz andere Pläne mit mir. Er hatte seit dem Tag vor zwei Nächten nicht mehr mit mir Gesprochen. Stattdessen hatten seine beiden Partner, Gammawölfe, sich noch am selben Abend bei mir Vorgestellt. Jakob und seine feste Freundin waren ein seltsames Paar mit Mitte 30. Sie waren sehr auf ihre Beziehung fixiert, beachteten mich nur wenn ich einen Laut von mir gebe oder sie mich füttern. Denn mich von diesem Stuhl zu binden schien gar nicht zur Option zu stehen.

„Bis Donnerstag sollen wir dich so weit haben das du auf unseren Chef treffen kannst.", erklärte Jakob mir während er den Löffel mit der lauwarmen Suppe an meinen Mund führte. Ich schwieg, weigerte mich den Mund auf zu machen. Weigerte mich überhaupt etwas zu Essen. Mir tat alles weh und ich vermisste mein Bett. Alles in meinem Körper schrie auf, verkrampfte immer weiter und bescherte mir ein Gefühl der Starre.

»Du bist einfach zu Stur. Wie oft soll ich dir noch sagen dass du keinen ordentlichen Fluchtplan ausarbeiten kannst wenn dein Magen knurrt?« Scest war seit gestern wütend auf mich, ihm gefiel nicht wie ich mit der Situation umging und hatte gestern Abend einfach die Kontrolle über meinen Körper übernommen und den Mund aufgemacht um das Zeug zu schlucken das man mir gab. Als er bemerkt hatte wie Fertig mich diese Puppenspieltrick machte, hatte er sich zurückgezogen. Ich vermutete das mein Körper auf meine Psyche reagierte und nicht auf die seine. Ein anderer Grund würde mir nicht einfallen aus dem er mich schonen wollen würde.
„Wann wollte Seth eigentlich zurück sein, Liebling?", hörte ich Felice liebliche Stimme. Auch wenn ich sie nicht mochte, konnte ich nicht leugnen dass sie eine prächtige Schönheit war und ihre Stimme einem eine Gänsehaut bescherte.
Ihr Freund dachte über ihre Worte nach während er den Löffel von meinem Mund nahm und ihn sich selbst in den Mund steckte, was sicherlich nicht Sinn der Sache war: „...Wenn er ein passendes Opfer für unseren kleinen Dämon gefunden hat."

Diese Worte konnten nicht einfach an mir ab prallen. Ich riss meine Augen auf und spürte wie mein Herz schneller zu schlagen begann. Scest blieb stumm, lachte nicht einmal sein irres Lachen und verunsicherte mich mit dieser stille.

„Opfer?", meine Stimme klang selbst in meinen Stimmen viel zu hoch, außerdem rau weil ich länger als 24 Stunden nicht mehr gesprochen hatte: „Wie... Opfer?"

„oh, Madam kann sprechen", murmelte Felice desinteressiert, während Jakob meine Frage beantwortete: „Wir wissen es nicht so Genau. Ist nicht so als würde man uns in alles einweihen... Aber du bekommst am Donnerstag Besuch und anlässlich dieses Treffens sollst du dich entsprechend Verhalten", er zuckte mit den Schultern: „Kein Plan was das bedeuten soll."

»Das wir hier weg müssen. Und das noch vor Donnerstag« hörte ich Panik in der Stimme in meinem Kopf? Ich Antwortete nicht, sondern fixierte mein Gegenüber mit nachdenklichem Blick während dieser Abgelenkt die Suppe auslöffelte die meine Wenigkeit sowieso nicht anrühren würde. Ich sah zu Felice hinüber, wie sie dort mit ihrem Modemagazin saß und eine Seite umblätterte.
„Erzählt mir etwas über euren Boss", bat ich mit süßer, freundlicher Stimme. Plötzlich war ich dankbar für die Zeit mit Cain, es war als hätte er mich die ganzen letzten Tage auf dieses ideale Schauspiel vorbereitet.

Felice und Jakob sahen geleichzeitig auf und bedachten mich mit demselben misstrauischen Blick. Doch dann nickte Felice, legte ihre Zeitschrift beiseite und stand auf. Meine Augenbrauen zuckten unsicher als sie auf mich zu kam und in ihrer Handtasche herum kramte, doch als sie nur einen Kamm zu Tage förderte entspannte ich mich etwas. Auch wenn ich nicht nachvollziehen konnte weshalb, trat die Frau hinter mich und begann sanft durch mein verfilztes Haar zu bürsten und die Knoten geradezu Liebevoll zu Lösen. Als sie erzählte, klang sie Abwesend: „Cerberus ist noch nicht lange bei uns. Vor... Ich glaube es sind nun drei Monate her, kam er einfach in unser Versteck spaziert. Für die Öffentlichkeit ist das Kanadische Rudel, Rivensgane, eine Bande von Drogendealern, eine Art Untergrundorganisation über die nicht viel bekannt ist. Allein das Cerberus unseren Aufenthaltsort gefunden hat beweist wie sensibel seine Sinne sind, selbst für einen Werwolf....

und sie erzählte weiter, verlor sich in ihrer Erzählung, wie eine Erzählerin die einen Abschnitt bis ins kleinste Detail beschrieb...

Nein nicht zuende. Es geht direkt hier weiter. Meine Damen und Herren, ich präsentiere euch den Prolog der Alphaversion dieser Geschichte:

Manchmal ist das Leben eine launische Schlampe. Braucht sie es bunter, wälzt sie sich voll Wollust in einem Eimer Farbe und zankt mit ihrer kleinen Schwester Schicksal, auch Karma genannt, um unwichtiges, vergängliches Zeugs. Die Zwei werfen Stofftiere, Gläser durch den Raum und bemerken nicht, dass ihr Bruder, der Tod, im Nebenzimmer, langsam aus seinem Schlaf erwacht, schlecht gelaunt und müde, gewillt etwas aus seinen Fängen zu lassen das seinen Schwestern eine Lehre sein würde.
„Wie viele?", der Dunkelhaarige war nicht bester Laune. Seine tiefschwarzen Augen wanderten durch die Halle, musterten die Wölfe in menschlicher Gestalt ein ums andere Mal. Ihr Führer, ein rothaariger Bursche mit großen Brillengläsern, stand ihm Gegenüber, den Blick gesenkt.
„Zweihundert und vier.", seine Stimme klang abgehackt, unsicher, als wüsste er nicht wie sein Herr auf die Nachricht reagieren würde. Doch dieser schwieg, machte einen tiefen Atemzug, und ließ seinen Untergebenen zappelt ehe er eine positive, oder negative Reaktion zu zeigen bereit war: „Wie viele sind entkommen, mein Lieber."
„...Vier oder Fünf, Herr.", der Rothaarige zögerte bevor er Antwortete. Er wusste dass ihm diese Art der Antwort nicht gefiel, dass Sein Herr saubere, präzise Arbeit verlangte, und keine Schlampereien. Fakten und keine Einschätzungen. Statt Laut zu werden, lachte der Großgewachsene leise in sich hinein, schien etwas zu Wissen das allen anderen verwehrt blieb. Der Bursche biss sich auf die Unterlippe, sah aus dem Augenwinkel heraus zu seinem besten Freund. Sein Teint war blass, seine Augen gerötet. Unter den, von ihnen Ermordeten, war auch sein kleiner Bruder bei gewesen.
Sie hatten ganze Familien vernichtet, Kinder und Senioren. Das Gesicht eines kleinen Mädchens tauchte vor seinen Augen auf, ihre kurz geschnittenen, braunen Haare und ihre großen, runden Augen, wie die eines Rehs, eines Welpen. Doch sein Herr duldete keine Gnade. Also hatte er sie genauso getötet wie all die anderen Außenseiter seiner Art. Wölfe waren Raubtiere, nicht dazu geschaffen, Hand in Hand mit der menschlichen Rasse zu Leben. Es war an der Zeit sich ihren Platz ganz oben, auf der Nahrungskette, zu ergattern. Jahrzehnte waren vergangen, während Mensch und Mensch im Krieg waren, und Seinesgleichen hatte so viele Chancen sich zu outen vertan. Erst seit er ihr Alpha ist, sehen sie das Ziel so klar vor Augen wie die Vollmondnacht selbst.
„Vier oder Fünf.", wiederholte der Dunkelhaarige leise: „Nun, das wird reichen. Das Letzte was wir gebrauchen können sind ein paar dahergelaufene, räudige Straßenköter die ihr Rudel verlassen haben... Was ist mit meinem unerwünschten Begleiter? Habt ihr ihn Gefunden?"
Der Rothaarige unterbrach den Blickkontakt mit seinem besten Freund. Er sah seinem Herrn einen Moment lang in die Augen, ehe er seinen Blick erneut senkte: „Es tut mir leid aber..."
„Dabei war ich mir so sicher! Schön. Werden sie diese Aufgabe halt übernehmen.", unterbrach sein Herr mit einem theatralischen Seufzten.
Ein verwirrter Ausdruck legte sich auf des Rothaarigen Züge. Er verstand nicht welchen Schritt er als nächstes Einschlagen würde, was sie zu tun bereit sein sollten. Zu seinem Glück, beließ sein Herr es nicht bei seinen knappen Worten. Er verdrehte die Augen, wandte seinen Blick der Menge zu, und erhob die Stimme: „In einer Gottlosen Welt, regiert der Instinkt. Der Wille zu leben, und die Stärke zu überleben, werden uns eines Tages zu etwas weit Mächtigerem machen als zu Herrschern. Nämlich zu Götter. Teufeln... Und, so die Menschen drauf bestehen, Bestien die den Tod mit sich bringen."
Zustimmendes Jaulen erhob sich, zerriss die Nacht wie tausend, zersplitternde Scherben. Von Sekunde zu Sekunde wurde der laut unmenschlicher, nahm einen animalischen Klang an, Blutdurstig und Gefährlich. Gestalten krümmten sich, ihre Körper verformten sich, ihnen wuchs Fell, Knochen brachen... wildes knurren vermischte sich mit ihrer Zustimmung, bellende laute die nicht von einem Hund kamen konnten.
Wölfe waren Raubtiere. Und sie hatten keine Lust mehr diese Tatsache zu ignorieren, denn die Illusion von Frieden war ein Luxus, den nur der Mensch, als arrogantes, naives Wesen sich erlauben kann. Die Starken wussten es besser.


Und, wie ist es? Der Prolog dessen Betaversion ich hier nie Veröffentlicht hab.

Omega: Academy of the PackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt