Kapitel 21

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„Ich bin so nervös das mir ganz schlecht ist.", gestand Lucian als wir das Jungenwohnheim verließen. Wir trugen beide nur Bademäntel. Die meisten unserer Mitschüler stellten sich schlauer an und liefen direkt in Wolfsgestalt in den Wald, doch weil ich das erste Mal im Rudel jagen würde, gingen Lucian und ich es langsam an.
Ich hatte mich Geduscht nachdem ich mich klamm heimlich über den Campus bis in das Jungenwohnheim geschlichen hatte. Immer noch, traute ich mich nicht das Mädchenwohnheim zu betreten, aus Frucht Kia zu begegnen. Der Junge aus dem Schulkomitee hatte mir freundlicherweise die Tür aufgemacht, keine Fragen gestellte und darauf gewartet das ich fertig wurde.
„Soll ich dich Ablenken?"
„Ich bitte darum!"
„Hattest du Sex mit Cain Blakson?"
Ich stolperte über meine eigenen Füße, wurde aber Festgehalten ehe ich Fallen konnte. Hastig richtete ich mich wieder auf und strich mir über den Bademantel.
„Gegenfrage."
„Ich höre.", Lucian legte den Kopf schief.
Seit mir Bewusst geworden ist das er den gleichen Namen hatte wie mein Bruder, konnte ich nicht aufhören an diesen zu denken wenn ich Lucian ansah. Es schmerzte. Und trotzdem fühlte es sich vertraut an, heimisch.
„Hat das Schulkomitee echt eine Forderung gestellt Cain seines Amtes zu entheben?", meine Stimme klang skeptisch, ich konnte mir einfach nicht Vorstellen das sie den Mut hatten sich gegen einen Delta aufzulehnen. Andererseits glaubte ich auch nicht, dass das Schulkomitee aus inkompetenten Wölfen bestand. Jeder von ihnen besaß sehr wahrscheinlich eine beachtliche Willensstärke und vielleicht war einer von ihnen ebenfalls ein Delta.
Lucian neigte den Kopf zur Seite als müsse er über diese Frage nachdenken, dann begann er zu lachen und sich dabei an die Stirn zu fassen. Ich gab einen Wissbegierden laut von mir.
„Haben wir. Aber es war der Vorschlag unseres Mathelehrers, also kann man das nicht wirklich als unseren Verdienst bezeichnen."
Ich nickte.
„Soll ich dir etwas verraten?", fragte ich neckisch.
„Möchtest du mir denn meine Frage beantworten?"
„Nein", ich kicherte: „Etwas Besseres."
Nun hatte ich Lucians volle Aufmerksamkeit. Ein wissendes Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus und ich ließ meinen Kumpel zappeln. Wir kamen dem Wald immer näher, wurden immer wieder von rennenden, tollenden Wölfen überholt. Die Sonne hatte den Zenit schon lange überschritten und war hinter dem Horizont verschwunden. Es war dunkel, jedoch noch nicht düster.
„Nathan hat Cain dazu verdonnert mit dem Schulkomitee zusammen zu arbeiten.", ich Grinste während Lucian wie angewurzelt stehen blieb. Ich drehte mich zu ihm herum, starrte in sein schockiertes Gesicht.
„Du hast Mr.McRoad schon getroffen? Und du nennst ihn beim Vornamen?"
„Hm... Ja. Und Letztes hab ich mir wohl von seinem kleinen Bruder abgeschaut... Wieso heißt Cain mit Nachnamen eigentlich Blakson wenn sein Bruder McRoad heißt?"
„Woher soll ich das wissen? Ich glaube Mr.McRoad hat damals ganz untypisch den Namen seiner Frau angenommen, aber sicher bin ich mir auch nicht."
Ich nickte und beließ es dabei.
Wie folgten den rennenden Wölfen gemütlich, waren sowieso fast am Waldrand angekommen. Meine Nervosität fühlte sich greifbar an, kroch meinen Nacken herauf wie die Kreaturen aus Alpträumen. Ich schluckte, ermahnte mich ruhig zu bleiben, konnte aber bereits seit Stunden fühlen wie meine tierische Gestalt an der Haut meines Körpers kratzte, wie ein Küken das aus seinem Ei entschlüpfen wollte.
„Bist du Nervös?", Lucian neigte den Kopf zur Seite, sah mich mit seinen warmen, braunen Augen an. Ich musste zugeben dass ein Teil von mir ihn ziemlich Attraktiv fand, während mein wölfisches Ich keinerlei Interesse an ihm hatte.
„Äh", ich überlegte, schüttelte den Kopf und versuchte mich auf logische Gedanken zu Kontrollieren. Meine Instinkte übernahmen die Führung, wollten dass ich mein Verstand abschaltete. Doch ich war noch nicht so weit: „Ja... Ja schon. Ich will nicht Kia begegnen. Oder Ryze. Aber wenn ich mit dem Rudel zusammen jage wird sich das nicht vermeiden lassen."
„Denk einfach immer daran das die Vollmondjagd der einzige Tag im Monat ist an dem unser Rang völlig Bedeutungslos ist. Wir sind ein Rudel. Du riechst nach uns. Keiner wird dir etwas zu leide tun."
„I-Ich weiß" ein schüchternes Lächeln breitete sich in meinem Gesicht auf, dann hatten wir die ersten Bäume erreicht. Mit großen Augen sah ich mich um, musterte die hinein huschenden Tiere. Wölfe in Grautönen, schwarz, weiß, braun, selbst Kreaturen mit rotem Fell. Vermischt, gefleckt, gesprenkelt, dreckig, einfarbig... Ich würde zwar kaum einen zuteilen können, verstand aber wenn andere es konnten. Keiner der Wölfe glich einem anderen weitestgehend, jeder zeichnete sich durch ein bestimmtes Merkmal aus.
Am Rande meines Sichtfeldes hielten vier Wölfe an, sahen zu mir wie als wären sie verwirrt mich hier zusehen. Anhand des roten Fells und der schwarzen Augen, glaubte ich es handelte sich um Ivy und ihre Gefolgschaft. Ich zwang mich zu einem kurzen nicken, dann liefen die Tiere weiter.
„So, dann bis gleich, ja?"
Mit diesen Worten begangen Lucians Augen intensiver zu leuchten. Er schenkte mir noch ein ermutigendes grinsen, dann knackten Knochen, wuchs ihm Fell aus der Haut die Wiese aus der Erde. Seine Zähne wurden länger, sein Kopf, sein Kiefer, verformten sich. Zum Schluss stand ein dunkelbrauner Wolf neben mir, mit einigen helleren flecken und Honigbraunen Augen. Mit dem langen Pelz hätte er mich an einen Teddybären erinnert, wäre er etwas dicklicher und nicht ganz so groß.
Ich nickte, sprach mir selbst Mut zu, und tat es dem Mitglied des Schulkomitees gleich – Erlaubte meiner wölfischen Gestalt überhand zu nehmen, spürte den Schmerz der Verwandlung, an den sich jedoch die meisten Wölfe im Laufe der Zeit gewöhnt hatten. Es tat nicht dolle weh – Dank der Evolution war die Verwandlung viel einfacher als noch vor einigen Jahrzehnten. Es hieß, die ersten Werwölfe sahen aus wie überdimensionale Menschen mit langen Zähnen, Händen, aufrecht stehend und samt menschlichen Augen. Und vielleicht Stimme das auch – doch kein solches Wesen hatte die Jahrhunderte überdauert und man vermutete das sich diese altertümlichen Kreaturen angepasst hatten um nicht mehr so sehr gefürchtet, gejagt, zu werden.
Nach meiner Wandlung fühlte ich mich befreite, schüttelte mein schwarz, weißes Fell und streckte mich ausgiebig. Der Drang zu laufen, zu rennen, übermannte mich. Ich sah noch einmal zu Lucian, stieß ein bellen aus und rannte an ihm vorbei in den Wald. Omegas waren kleiner als alle anderen Gestaltwandler. Sie glichen richtigen Wölfen, den Tieren. Deshalb erkannte man sie, und mich, unter anderem nicht nur an dem Geruch. Ich preschte an einem anderen Wolf vorbei, überholte ihn munter, bellte ihm spielerisch zu. Der Fremde bellte zurück, nahm an der Einladung eines Wettrennens teil. Wir sprinteten zwischen Bäumen entlang, hüpften über Wurzeln, tollten miteinander wie Kinder – obwohl wir uns, aus menschlicher Sicht betrachtet, nicht kannten.
Fünf oder Zehn Minuten ging das so weiter, wir begegneten weiteren Rudelmitgliedern, einige rannten mit uns, tollten ebenfalls herum. Andere schlossen sich mit anderen Gruppen tobender Wölfe zusammen. Schließlich erreichten wir den Treffpunkt, wurden langsamer, und sahen uns um.
Ich erspähte Lucian, der die ganze Zeit über hinter mir gewesen war, dann erhaschte ich einen Blick auf Kia und Dan wenn ich mich nicht täuschte.
Letzten Endes verlange eine starke Präsenz meine Aufmerksamkeit. Wie alle anderen um mich herum sah ich in die entsprechende Richtung – Den Wolf hatte ich schon einmal gesehen, genauer gesagt erst vorhin im Klassenraum, als er mit Cain gekämpft hatte. Nathan war da und zeigte sich das erste Mal seit knapp einem Jahr dem Teil seines Rudels, der in diesem Internat lebte.

Omega: Academy of the PackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt