Alvaros Pov
Es ist schwierig genug, den Raum zu finden, in dem Michael gefangen gehalten wird. Deshalb habe ich eigentlich erwartet, dass es noch schwieriger wird, die Wachen auszuschalten. Was ich ganz sicher nicht erwartet habe, ist ein Erzengel, der trotz Ketten um seine Gelenke fünf Wachen ausgeschaltet hat. Michael ist geschickt, das muss man ihm lassen. Wie auch immer er es angestellt hat, die Wachen sehen aus, als würden sie vor morgen früh nicht mehr aufwachen, falls sie es überhaupt jemals wieder tun sollten.
Als er uns ankommen sieht, weicht sein angespannter Gesichtsausdruck der Erleichterung. „Azur." Er schließt seinen Freund in eine feste Umarmung. „Bist du verletzt?" Azur schüttelt den Kopf und tritt einen Schritt zur Seite. „Lord Blackbourne hat mir geholfen."
Michael hebt den Kopf und sieht mir in die Augen. Sein Blick ist sehr ernst, als er mir zunickt. „Lord Blackbourne." Ich nicke zurück. Trotz der Tatsache, dass Michael kein Gegner ist, bin ich trotzdem vorsichtig. Es gibt für mich keinen Anlass, einem Engel zu vertrauen.
„Wo ist Cheveyo?" Eigentlich habe ich ein klein wenig Hoffnung gehabt, dass er hier bei Michael ist. Das wäre aber auch wirklich zu einfach gewesen.
„Ich weiß es nicht", erwidert Michael. „Der Hauptmann hat ihn woanders hin gebracht." Ich gehe auf Michael zu und nehme die Ketten, die seine Gelenke umschließen. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, Michael und Azur festzuhalten, hat wirklich keinen guten Job gemacht. Anscheinend hat keiner damit gerechnet, dass jemand von außerhalb an der Engelarmee vorbei kommen und die beiden befreien würde. Sonst würden sie wohl sehr viel besser bewacht gewesen.
Auch diese Ketten hier sind aus dem gleichen Material wie die, die Azur getragen hat. Mit ein wenig Anstrengung schaffe ich es, sie auseinander zu biegen. Bei der um sein rechtes Handgelenk funktioniert es allerdings nicht. Ich besehe sie mir genauer. Als ich verstehe, was das Problem ist, seufze ich.
„Das hier ist eine Fessel, die Euch eure Kräfte nimmt. Alleine bekomme ich die nicht auf. Ich kann die Kette zerreißen, aber der Metallring um Euer Handgelenk wird bleiben müssen, bis wir das entsprechende Werkzeug dafür haben." Michael nickt nur. „Das ist in Ordnung. Wir werden es auch so schaffen." Also zerreiße ich die letzte Kette.
„Danke." Sobald Michael frei ist, macht er einen Schritt zu Azur und legt beschützend den Arm um ihn.
Zum einen verstehe ich Michael, dass er sich hat erpressen lassen. Azur und er scheinen sich sehr nahe zu stehen. Aber auf der anderen Seite bin ich auch verdammt wütend. Ich habe viel geopfert für mein Volk. Auch ich hätte Fineen befreien können, hätte ich das Angebot des Hauptmannes angenommen. Aber dann wären wir alle zum Glauben gezwungen oder getötet worden. Mein Bruder hat für unser Volk gelitten, das tut er immer noch. Und Michael zieht die Rettung eines Engels dem Verhindern eines Kriegs vor?
Und trotzdem... ich weiß nicht, wie ich gehandelt hätte. Hätte man Fineen oder sogar Jel vor meinen Augen gefoltert, wahrscheinlich hätte ich das Gleiche getan wie Michael. Fineen ist zwar gefoltert worden, aber ich war nicht dabei. Außerdem gab es für meinen Bruder die ganze Zeit wenigstens noch eine Chance Und Michael ist nicht schuld an diesem Krieg. Das muss ich mir vor Augen halten. Er hat ihn auch nicht verhindert, ja. Aber er ist nicht mein Feind.
„Okay, wir müssen überlegen, wie wir weiter vorgehen. Ich hoffe, wir sind beide der Meinung, dass dieser Krieg aufhören muss." Michael nickt und schüttelt seine weiß-goldenen Flügel kurz. „Wir müssen Cheveyo finden. Wenn sie ihn benutzen, bringt das das ganze Gleichgewicht durcheinander. Der Hauptmann muss verrückt geworden sein."
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Kick the world's ass!
FantasyDämonen haben nur eins im Sinn: Liebe. Allerdings nicht wahre Liebe. Ein Dämon ist nur zufrieden, wenn er ein Spielzeug hat. Oder auch mehrere. Die einzigen, die sich wenigstens ein bisschen unter Kontrolle haben, sind die Mitglieder des Dämonenkrei...