21. Chained To Heaven

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Cheveyos Pov

Ich weiß nicht, wie lange ich schon durch die Gegend geschleppt werde. Zwischenzeitlich bin ich kurz ohnmächtig geworden und hab dadurch jegliches Zeitgefühl verloren. Die Engel reden miteinander, aber der Stoff über meinem Kopf dämpft ihre Stimmen, sodass ich sie nicht verstehen kann. Und dann werde ich plötzlich abgelegt, auf einen harten, kalten Boden.

Zaghaft versuche ich mich zu bewegen, bereue es aber sofort. Nicht nur wegen der Kette, die meine Arme fesselt, sondern weil mir alles weh tut. Was haben sie jetzt vor? Werden sie mich gleich umbringen? Oder muss ich noch lange warten, bis sie es zu Ende bringen? Nein, Azur sagte, dass ich meinen großen Bruder vorher noch sehen dürfte. Aber Azur ist nicht hier, oder? Was, wenn sie es einfach schnell erledigen?

Plötzlich wird mir der Stoff vom Kopf gezogen. Benommen öffne ich die Augen, kneife sie aber sofort wieder zusammen, da mich ein strahlend weißes Licht umgibt. Nur vorsichtig traue ich mich, sie wieder aufzumachen, ich gewöhne mich nur langsam an die Helligkeit. Wir sind in einem großen weißen Saal. Er ist leer.

„Wir bringen Euch, was Ihr befahlt, Master", sagt die Stimme des Hauptmannes hinter mir und zieht mich ruckartig auf die Füße. Ich wimmere, als ein Schmerz durch meinen Arm schießt. Und dann tritt plötzlich eine Gestalt hinter eine der Säulen hervor. Mir stockt der Atem.

Die weißen Schwingen sind so groß, dass sie über den Boden streichen, wenn ihr Besitzer läuft. Ein goldenes Muster durchzieht sie wie kunstvoll geschwungene Adern. Weiß und goldene Augen schauen mit einem ruhigen Ausdruck an mir rauf und runter, der goldene Heiligenschein über seinem Kopf leuchtet. Vor mir steht Erzengel Michael.

Ich mag halb Dämon sein, und anscheinend auch ein illegales Kind der Sünde, aber ich bin trotz allem im Himmel aufgewachsen und weiß, was Respekt heißt. Also lasse ich mich auf die Knie fallen. Als der Engelhauptmann versucht, mich wieder nach oben zu zerren, fauche ich ihn wütend an. „Verbiete mir nicht, vor meinem Erzengel niederzuknien!"

Ein amüsiertes, leises Lachen dringt von vorne an mein Ohr und schnell senke ich den Kopf. Noch immer kann ich nicht glauben, dass Michael vor mir steht. „Lasst mich mit ihm alleine", sagt er plötzlich mit tiefer Stimme. „Und nehmt ihm die Fesseln ab. Ich sagte doch, ihr sollt nicht zu grob sein." Ich bin überrascht, wage es jedoch nicht aufzusehen. Nicht mal, als der Engelhauptmann mir hörbar widerwillig die Fesseln abnimmt und mit seinen Leuten den Saal verlässt.

Aber dann plötzlich hebt eine Hand mein Kinn sanft an. Mit großen Augen sehe ich Michael direkt ins Gesicht. Er lächelt sanft. „Steh auf, Cheveyo." Unsicher tue ich, was er sagt, und stehe so direkt vor ihm. Er ist mindestens einen Kopf größer als ich. Gut, immerhin ist er auch neun Jahre älter... und außerdem ein Erzengel. „Du hast Respekt vor mir, Cheveyo. Du bist unterwürfig obwohl du weißt, dass ich der Mann bin, der dich töten soll."

„Ich komme von hier", flüstere ich mit heiserer Stimme. „Ich mag ein Kind der Sünde sein, aber ich wurde in Eurem Teil des Himmels geboren, Master, und bin mit Euch als Erzengel aufgewachsen. Ich wurde nach Bräuchen des Himmels erzogen und habe diese nie vergessen, auch wenn mein Dämonenblut oft die Oberhand hatte." Ich bin erstaunt, als er wieder lächelt. „Unser Vater scheint gute Arbeit getan zu haben. Abgesehen davon, dass es eine Dämonin war, die er schwängerte."

Bei diesen Worten fühle ich Tränen in meine Augen steigen und senke schnell den Blick. Es tut weh, gesagt zu bekommen, dass man nie hätte existieren dürfen. „Ich... ich kann nichts dafür, dass ich das bin, was ich bin, Master." „Oh nein, das habe ich auch nie behauptet." Ich spüre seine Hand auf meiner Schulter. „Aber wir müssen eine Lösung finden, Cheveyo, egal wessen Schuld das ist." Eine Lösung. Netter Ausdruck für meine Hinrichtung.

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