Alvaros Pov
Okay. Heute muss ich mich definitiv mit meinen Problemen auseinandersetzen.
Erstes Problem: Ein Mensch hat einen Dämon gefangen. Wenn das rauskommt ist keiner mehr sicher.
Zweites Problem: Die vielen Dämonen, die sich nicht im Griff haben und zu Kinderschändern werden.
Drittes Problem: Jel, mit dem ich heute den anderen unsere 'Beziehung' vorspielen muss, obwohl er mich hasst.
Viertes Problem: Fineen, der in Lebensgefahr schwebt wenn Jel oder ich uns verplappern, und mich auch hasst.
Hab ich was vergessen? Hoffentlich nicht. Wenn doch könnte das schwere Folgen haben. Aber ich bin mir sicher, nichts vergessen zu haben. Dann also auf in den Tag!
Jels Pov
Ich werde davon geweckt, dass jemand an meine Tür klopft. Verschlafen hebe ich den Kopf. "Ja?" Die Tür öffnet sich und Alvaro kommt herein. Schnell ziehe ich die Decke ein bisschen höher und setze mich auf. Die Erinnerung an unseren Kuss jagt mir heiß durch den Kopf. Natürlich war es kein echter Kuss. Aber trotzdem ist es mir irgendwie peinlich. "Hey." Alvaro setzt sich in einen Sessel. "Ich hab Nachrichten." Ich sehe ihn misstrauisch an. "Gute oder schlechte?" Er zuckt lächelnd mit den Schultern. "Das kommt ganz auf dich an. Ich habe heute ein Treffen mit dem Dämonenkreis. Um elf." Noch bevor ich auf die Uhr sehen kann hängt er "Das ist in zwei Stunden." an. "Okay?" Ich sehe ihn fragend an. "Du musst mitkommen", sagt er vorsichtig. Fast wäre ich aufgesprungen. Von 'guten Nachrichten' ist also definitiv nicht die Rede. Ich schlucke und versuche, mich zur Ruhe zu zwingen. "In Ordnung. Was muss ich tun?" Alvaro mustert mich skeptisch, als würde er mir die gespielte Ruhe nicht abkaufen. Toll Jel, der Typ kennt dich gerade ein paar Tage und weiß schon was du denkst. Ganz, ganz toll! "Wir werden da hingehen", beginnt Alvaro "und du musst nicht viel tun außer wahnsinnig eingeschüchtert von den anderen zu sein und dich hinter mir zu verstecken. Wenn ich dich dann 'tröste', lässt du das auch zu!" Er sieht mich scharf an. Ich nicke. Alvaro fährt fort. "Den Rest mache ich schon. Du musst einfach mitspielen, egal was ich tue. Okay?" Ich atme tief durch. "Okay." Er nickt, sieht mich aber nach wir vor durchdringend an. "Ich sagte 'Okay'!", fahre ich ihn an, schlage die Decke zurück und springe aus dem Bett. Leider stellt sich das als keine gute Idee heraus, da mein Kreislauf nicht sehr in Form ist und ich plötzlich Sternchen vor den Augen sehe. Ich taumele und lauter schwarze Pünktchen wirbeln vor meinen Augen durcheinander, machen mich schwindelig und ich drohe hinzufallen. Plötzlich spüre ich wie jemand mich an der Schulter festhält. Dann werde ich hochgehoben. Ich blinzele angestrengt und versuche, die Pünktchen zu vertreiben. Nach einiger Zeit klappt es endlich. Erschrocken sehe ich direkt in Alvaros blaue Augen, die zu mir runter sehen. Er merkt wahrscheinlich, wie ich zusammenfahre, aber er sagt nichts dazu. Stattdessen fragt er ruhig: "Bist du wieder in Ordnung?" Ich nicke verwirrt. "J-Ja. Danke." Er nickt und lässt mich vorsichtig runter. Doch sobald ich wieder stehe wird mir schwindelig und übel und ich greife instinktiv nach seinem Arm. Sofort bereue ich es, aber würde ich mich nicht an ihm festklammern würde ich wohl umkippen. Er legt einen Arm um mich und mustert mich besorgt. "Du siehst nicht gut aus Jel. Was ist los?" "Mir geht's nicht so gut", antworte ich. Meine Stimme versagt kläglich. Mit einem Arm um die Schultern hilft er mir zum Bett. Ich lasse mich darauf nieder und schließe kurz die Augen. Tief durchatmen. So ist es besser. "Jel?" Ich öffne die Augen wieder. Hat Alvaro etwas gesagt? "Entschuldige. Was hast du gesagt?" Er legt den Kopf schief. "Ich hab gefragt, was los ist." Ich presse mir zwei Finger an die Schläfe. "Ich weiß es nicht. Ich fühl mich nicht gut. Ich glaub es ist mein Kreislauf." Er setzt sich neben mich. "Ist es wegen mir?" Ich sehe ihn irritiert an. "Wegen dir?" Er sieht mir tief in die Augen. "Weil du das alles nicht tun willst? Macht dein Unterbewusstsein dich krank, weil du absolut nicht willst, was ich von dir verlange?" Ich betrachte ihn kurz. Was er sagt, klingt irgendwie merkwürdig. Kurz überlege ich, zuzustimmen um ihm meine Abneigung deutlich zu machen, aber dann rufe ich mir in Erinnerung, dass es mir auch nicht weiterhelfen würde. "Nein"; sage ich schließlich. "Nein, das ist es nicht. Ich glaube ich hab einfach Kreislaufprobleme. Ich brauch nur eine Tablette, dann geht das wieder." "Sicher?" Ich nicke und erwidere seinen Blick fest. "Okay." Er steht auf. "Dann warte hier. Ich hol dir was." "Danke." Ich lehne mich an die Wand. Ich habe das dringende Bedürfnis, wegzulaufen. Oder irgendwo in dem riesigen Schloss zu verschwinden und nie mehr aufzutauchen. Aber das wäre wohl beides sinnlos. Also warte ich lieber. Derweil wirbeln mir tausende von Gedanken durch den Kopf. Wie werden die anderen Dämonen wohl aussehen? Oh verdammt, so viele Dämonen in einem Raum und ich mittendrin. Mein persönlicher Albtraum. Wahrscheinlich muss ich gar nicht mal eingeschüchtert spielen, das geht bestimmt von ganz allein. Und Alvaro? Irgendwie habe ich Angst. Aber nicht davor, den anderen das ganze vorzuspielen. Nein, das gefällt mir zwar nicht, aber solange ich Fineen damit rette ist mir das... fast ganz egal. In Wirklichkeit habe ich Angst, etwas falschzumachen. Etwas, wodurch alles auffliegen würde. Und das darf unter keinen Umständen passieren! Es geht hier um Fineens Leben! Nur was, wenn... nein. Das will ich nicht wirklich tun. Oh verdammt. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Alvaro wieder zur Tür reinkommt. Er gibt mir wortlos eine Tablette und ein Glas Wasser. "Danke." Ich schlucke die Tablette mit dem Wasser runter. Mein Hals fühlt sich trotzdem trocken an. Nervös beginne ich, mit meinem Kissen zu spielen. Als ich bemerke, dass Alvaro mich eindringlich mustert zucke ich zusammen und setze mich auf meine Hände. Er scannt mich einmal mit seinen Augen von Kopf bis Fuß ab. "Jel?" "Ja?" Unschuldig sehe ich ihn an. Er seufzt. "Okay. Was ist jetzt los?" Ich schlucke. Dann sage ich ganz leise, und hoffe dass er es irgendwie ausversehen überhört: "Ich weiß nicht, was ich machen soll. Wenn wir da sind. Also schon, aber ich weiß nicht wie. Ich... hab damit nicht wirklich Erfahrungen. Mein einzig fester Freund..." Ich breche ab und sehe auf den Boden. Trotzdem kann ich seinen Blick förmlich spüren. "Ähm... Jel?" Als er das sagt, fällt mir siedend heiß ein, dass er von meiner Beziehung gar nichts wusste. Klasse. "Ja?" Ich sehe nicht auf. Er räuspert sich. "Ich dachte, du bist nicht schwul." Darum geht es ihm also. Ich seufze und fixiere einen Fussel auf dem Boden mit meinen Augen. "Bin ich auch nicht." Das scheint ihn zu verwirren. "Nicht? Wieso um alles in der Welt hattest du dann einen Freund?" Ich zucke mit den Schultern. "Es war eben so." Er kommt näher. "Jel, der erste Tag an dem du hier warst hast du mir laut und deutlich gesagt, dass du das mit mir nicht willst. Erstens weil du mich hasst und zweitens weil du nicht schwul bist. Und jetzt erzählst du mir du hattest eine Beziehung mit einem Jungen? Wenn du das nicht schwul nennst, was denn dann?" Ich reiße den Kopf hoch und funkele ihn wütend an. "Meine Güte Alvaro, hast du noch nie im Leben etwas von bisexuell gehört?!" Einige Sekunden erwidert er meinen Blick mit Erstaunen. Dann scheint er es verdaut zu haben und fängt an zu lachen. "Du hast mich also angelogen, indem du die halbe Wahrheit erzählt hast. Das ist ziemlich raffiniert. Gibt es vielleicht noch etwas, das ich wissen sollte?" "Würdest du mir bitte einfach erklären, was ich nachher genau tun muss und dir deine dämlichen Kommentare sonstwohin schieben?" Er hört auf zu lachen aber ein belustigtes Lächeln umspielt noch immer seine Lippen. "Was genau willst du denn wissen?" Beschämt sehe ich zu Boden. "Keine Ahnung. Alles. Zum Beispiel wenn wir dahin kommen... was mache ich dann?" Er nickt, ohne dass das Lächeln aus seinem Gesicht verschwindet. "Willst du es vielleicht kurz mit mir durchspielen?" "Was?!" Erschrocken sehe ich ihn an. Er nickt. "Einfach so tun, als würden wir gerade dort ankommen." Mein Gott. Andererseits... was habe ich schon zu verlieren? Ich nicke unsicher. "Okay." Er steht auf und zieht auch mich hoch. Glücklicherweise tanzen jetzt keine Sterne. Die Tablette scheint angeschlagen zu haben. "Gut. Wir sind also gerade aus dem Auto gestiegen." Er legt einen Arm um meine Schultern. Ich schlucke. "Jetzt bleibst du einfach dicht bei mir, so dicht wie möglich. Tu so, als wärst du jetzt ganz eingeschüchtert von den anderen und als wolltest du von mir beschützt werden." Ich lege einen Arm um seine Hüfte und schmiege mich an ihn heran, verstecke mich praktisch bei ihm. "Das ist gut", meint er. "Ich werde dir dann die ganze Zeit irgendwas zuflüstern wie 'Alles ist gut' oder 'bleib ganz ruhig' oder so etwas." "Und...?" Ich kann nicht fragen. Ich kann nicht. Nein. Nein. Nein. Aber wie es sich herausstellt muss ich das auch gar nicht. Ohne Vorwarnung nimmt er mein Gesicht zwischen die Hände und küsst mich. Ich zucke erschrocken zurück. "Du darfst nicht so erschrecken"; flüstert er auf meine Lippen. "Das wäre ein bisschen auffällig." Er küsst mich wieder, diesmal zucke ich nicht zurück. Er ist wild. Von ein 'bisschen küssen' kann nicht die Rede sein. Ich spüre seine Zunge, die energisch meine Lippen öffnet. "Mmh!" Ich drücke ihn von mir weg, versuche es zumindest. "Was ist?" Er grinst und rückt ein Stück zurück. "Meine Güte, Jel, entspann dich, das hier ist doch nicht ernst." "Ich bin entspannt!", erwidere ich bestimmt. "Aber es reicht jetzt. Ich hab's jetzt kapiert. Wenn wir wirklich da sind, können wir weitermachen, wo wir gerade aufgehört haben. Aber für hier ist es genug." Er seufzt. "Okay okay. Du ziehst dich jetzt besser an. Klamotten sind da im Schrank." Ich frage lieber gar nicht erst, woher er Klamotten für mich hat. "Gut. Wo treffen wir uns?" "Flur", sagt er bloß und wirft die Tür hinter sich zu. Ich atme tief durch und gehe zum Schrankk. Die Sachen darin sind wirklich wie für mich gemacht. Ich ziehe eine schwarze Jeans und einen blauen Hoodie heraus, außerdem noch ein Paar Sneakers. Das müsste reichen. Ich ziehe mich schnell um und verschwinde kurz im Bad. Als ich wieder rauskomme fühle ich mich besser, wieder selbst bewusster, wieder mehr wie ich. Ich öffne die Tür und sofort steht Alvaro vor mir. "Können wir?" "Ich dachte wir müssen erst in zwei Stunden da sein. Ich will noch frühstücken." Ungeduldig schiebt er mich vor sich her. "Das machen wir unterwegs. Die Fahrt dauert etwas länger." Ich seufze und ergebe mich meinem Schicksal.
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Heute leider keine Zeit für Anmerkungen :(
Bitte kommentiert trotzdem fleißig :*
Hab euch lieb :*
eure StreetSoldierin
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Kick the world's ass!
FantasyDämonen haben nur eins im Sinn: Liebe. Allerdings nicht wahre Liebe. Ein Dämon ist nur zufrieden, wenn er ein Spielzeug hat. Oder auch mehrere. Die einzigen, die sich wenigstens ein bisschen unter Kontrolle haben, sind die Mitglieder des Dämonenkrei...