16. Cursed

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Ich bin zu überrascht, um zu reagieren. Es geht so schnell, dass ich es fast nicht realisiere. Erst als Alvaro mir über den Rücken streichelt erwache ich aus meiner Starre. Vorsichtig erwidere ich den Kuss. Die paar Male, die wir uns davor schon geküsst haben, sind ganz anders gewesen. Mir ist noch nicht aufgefallen, wie weich seine Lippen sind, wie gut sie schmecken. Es fühlt sich nicht falsch an, ganz und gar nicht.

Es ist anders, als es vorher war, weil ich zum ersten Mal wirklich etwas fühle. Fühlen im Sinne von... wow. Nie, niemals hätte ich mir träumen lassen, Alvaro wirklich zu küssen, weil ich das will, nicht um irgendwelchen Dämonen etwas vorzuspielen. Er umschlingt meine Hüfte mit einem Arm, zieht mich näher zu sich. Ich schließe die Augen und lasse mich ganz in den Kuss fallen.

Ja, vielleicht ist das dumm. Vielleicht wird das alles hier gar nicht so laufen, wie ich mir das vorstelle. Vielleicht ist es falsch, sich in Alvaro zu verlieben. Aber es ist mir egal, im Moment zählt nur, dass er hier vor mir steht und das definitiv der schönste Kuss ist, den ich jemals erlebt habe.

Ich spüre, wie er seine Hände in meine Jeanstaschen schiebt und wie seine Zunge um Einlass bittet. Ich gewähre und öffne meine Lippen ein Stück. Himmel, er scheint wirklich Nachholbedarf zu haben. Wie furchtbar muss es gewesen sein, die ganze Zeit so zu tun als wäre er mit mir zusammen, wenn er es gern wirklich gewesen wäre? Er hat mir zugesehen, wie ich betonte, dass das alles nichts bedeutet hätte. Das muss doch wehgetan haben.

Ich lege meine Hände auf seine Schultern, spüre die Wärme seiner Haut sogar durch das T-Shirt. Und dann schließlich lösen wir uns voneinander. Erst sagt keiner etwas, er sieht nur zu mir runter und lächelt leicht, lässt mich auch nicht los. Dann meint er leise: „Tá tú dochreidte, milis!" Ich lehne mich ein Stück zurück, betrachte ihn. „Das hast du schon mal gesagt."

Leise lachend nimmt er die Hände aus meinen Taschen und setzt noch einen federleichten Kuss auf meine Lippen. „Und weißt du noch wie Cheveyo das übersetzt hat?" „Hm..." Ich zupfe am Saum seines T-Shirts herum. „War das nicht 'Du hast mich überzeugt'? Aber sehr glaubhaft kam es nicht rüber." Vorsichtig nimmt er meine Hand in seine. Ich spüre es in meinem Bauch kribbeln, eine ungewohnte Wärme macht sich in mir breit.

Alvaro kommt mit den Lippen ganz nah an mein Ohr und flüstert: „Weil es nicht die Wahrheit war. Es heißt 'Du bist unglaublich, Süßer'. Und das meine ich auch so. Jedes einzelne Wort." Mein Herz schlägt bis zum Hals und ich habe das Gefühl, noch nie glücklicher gewesen zu sein. Merkwürdig, wenn man bedenkt, dass ich mir vor wenigen Minuten noch nicht mal sicher gewesen bin, ob ich das mit Alvaro überhaupt will. Gerade fühlt sich alles richtig an.

Nach ein paar Sekunden sagt Alvaro leise: „Du musst jetzt aber wirklich rüber. Da ist es sicherer als hier." „Mhm." Ich nicke und lehne mich ein Stück nach hinten. „Nur eine Frage: Wegen was willst du kein Risiko eingehen? Denkst du, Harrowbys Leute kommen noch einmal?" Er schüttelt den Kopf, zieht mich sanft mit zur Tür. „Wirklich glauben tue ich das nicht, nein. Aber wenn es dann doch so wäre, würde ich ahnen was er dann will."

Der Gang ist wie ausgestorben, so wie immer eigentlich. Logisch wenn man bedenkt, dass in diesem riesigen Schloss außer Fineen und Alvaro niemand wohnt. Und Fineen ist jetzt nicht mehr hier. „Was denn?" Alvaro sieht mich mit einem Blick an, der mir wohl sagen soll, dass ich gehörig auf der Leitung stehe. Da erst schalte ich und zucke erschrocken zusammen. „Mich?!"

Alvaro seufzt. „Das wäre zumindest naheliegend. Aber wahrscheinlich wird es nicht geschehen und falls doch, bist du sicher hier. Okay? Ein paar meiner Männer laufen draußen Patrouille, an denen kommt sowieso niemand vorbei. Und für den unwahrscheinlichsten Fall, dass dich hier drinnen jemand angreift, hab ich auch in Zimmern in der Nähe ein paar Männer stationiert. In Ordnung?"

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