57. Darkness Inside

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Liebe ist egoistisch. Zumindest gibt es viele Leute, die das behaupten, aber ich habe eine andere Meinung. Man kann Liebe zu etwas egoistischem machen, sicher, aber dann liegt es an der Weise wie man denkt, und nicht an der Emotion selbst.

Für mich ist Liebe bedingungslos. Wenn ich jemanden liebe, dann erwarte ich nicht, dass er etwas zurück gibt. Ich erwarte nicht mal, zurück geliebt zu werden, auch wenn es wehtut wenn es nicht so ist.
Wenn ich jemanden liebe, dann will ich das Allerbeste für ihn. Und manchmal bin das nicht ich, auch wenn es mich zerreißt.

Und das ist der Grund, weshalb es mir vor dem Gespräch, das ich gleich führen werde, graut.

Mercenario ist bei Jel, so wie ich ihn gebeten habe, und beide unterbrechen ihr Gespräch als ich den Raum betrete. Ich wünschte, dass mein Commander mich vor dem beschützen könnte, was gleich kommt, aber das ist kein Kampf in dem er mir beistehen kann, also bitte ich ihn zu gehen.
Er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, aber tut was ich sage.

Jel kommt auf mich zu und innerhalb von Sekunden ist sein Körper an meinen gepresst, seine Arme um meinen Hals, seine Lippen auf meinen. Es ist alles was ich brauche, alles was ich will, aber trotzdem brennt jede Berührung wie Feuer in dem Wissen, was ich gleich tun muss.

"Ich hoffe, dass das alles bald vorbei ist," murmelt Jel und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. "In Filmen folgt auf Krieg immer Frieden, aber in Wirklichkeit ist es Chaos."
Ich schlucke, suche nach den richtigen Worten. "Jel, wir müssen reden," ist das Einzige, was ich herausbringe.

Er tritt ein Stück zurück und sieht mir in die Augen, die Stirn gerunzelt. "Dieser Satz heißt in der Regel nichts Gutes. Noch mehr schlechte Nachrichten?"
Sind es schlechte Nachrichten? Ich weiß es nicht. Aber es ist das Beste was ich tun kann. "Setz dich." Wir lassen uns beide auf dem Sofa nieder, auf dem Mercenario und er zuvor gesessen haben.

Er nestelt an einem Kissenzipfel herum. "Was ist los?"
Ich atme noch einmal tief durch, dann beginne ich. "Jel, als ich dich hierher gebracht habe, hast du mich für ein Monster gehalten."
"Das war...", hebt er an zu protestieren, aber ich schüttele den Kopf und unterbreche ihn.
"Lass mich ausreden. Es ist viel Zeit vergangen und vieles hat sich geändert, wir haben uns besser kennengelernt und viele erste Eindrücke waren nicht ganz richtig."

"Und jetzt sind wir hier. Also worauf willst du hinaus?"
Jels Hand wandert zu meiner und ich bemerke, dass es mir schwerer fällt zu schlucken. Meine Kehle fühlt sich zu trocken an, wie zugeschnürt. "Wir mögen uns besser kennengelernt haben, aber es gib vieles, was ich dir nicht gesagt und was du noch nicht entdeckt hast und das ist nicht fair dir gegenüber. Du musst für dich entscheiden, ob du mit mir als Person zusammen sein willst, und dir Teile dieser Person vorzuenthalten wäre Betrug."

"Ich habe mich längst entschieden", erwidert er, und das blinde Vertrauen in dieser Aussage bringt mich halb um.
"Du hast dich für das entschieden, was du kennst," antworte ich und betrachte unsere Hände. "Aber du weißt nicht alles, du kennst nicht alles. Es mag sein, dass ich nicht das Monster bin, für dass du mich gehalten hast, aber das macht mich nicht weniger zu einem solchen."

"Du bist kein Monster, Alvaro," wispert er und sieht mich aus diesen großen, weiten Augen an. Ich werde es nie verstehen, wie er nach all dem Grauen, das er durchmacht hat, immer noch so weltoffen sein kann, als könnte nichts und niemand ihn verletzen. Wie kann er nur immer noch Gutes in anderen sehen?
"Das kannst du nicht beurteilen. Du kennst die ganze Geschichte nicht."

"Dann erzähl sie mir. Aber ich kann dir versprechen, dass sich meine Meinung nicht ändern wird."
Oh, ich wünschte das wäre wahr. "Ich werde es dir erzählen, alles, weil ich will, dass du weißt auf was du dich eingelassen hast. Unser Deal ist abgelaufen, das ist dir sicher bewusst. Es steht dir frei zu gehen wann du willst, und wenn du alles gehört hast werde ich es dir nicht übel nehmen, wenn du genau das tust."

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