2. Home sweet Home

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Fineens Pov

Jel besuchte mich jeden Tag, manchmal sogar zweimal. Ich hatte keine Ahnung wann Alvaro mich abholen würde, aber irgendwann sagte ich Jel, dass er es am nächsten Tag tun würde, damit ich nicht einfach so aus dem Krankenhaus verschwinde ohne ihm Tschüss gesagt zu haben.

Nachher würde Jel kommen und ich wäre nicht mehr da. Schweren Herzens log ich ihn also an, und er verabschiedete sich herzlich und gab mir seine Nummer.

"Falls du dich nochmal zusammenschlagen lässt!", meinte er mit einem Zwinkern.

Jel ist achtzehn, zwei Jahre älter als ich, aber genauso alt wie mein Körper. Irgendwie verwirrend.

Die nächsten Tage lag ich also allein im Krankenhaus und betete, dass Alvaro nicht kam.

Aber beten bringt nichts, wenn man keinen Gott hat.

"Fineen." Ich schrecke zusammen und sehe nach links. Dort steht er in der Tür.

Ich senke den Kopf. "Du bist gekommen."

Er lacht freudlos. "Natürlich bin ich das. Hast du vor mitzukommen?"

"Das weiß ich noch nicht", erwidere ich. "Es kommt auf dich an."

"Auf mich?" Er sieht überrascht aus.

Ich nicke. "Wenn ich mitgehen soll, beanworte mir vier Fragen."

Er sieht mich mit diesem durchdringenden Blick an, aber ausnahmsweise halte ich stand. Schließlich nickt er. "Schieß los."

Ich rufe mir ins Gedächtnis, was ich mir vorhin zurecht gelegt habe. "Wirst du mich einsperren in Burning Castle? Wenn ich mitkomme bin ich dann... gefangen?"

Ich wollte es eiskalt klingen lassen, aber selbst in meinen Ohren hörte es sich ängstlich an.

Er legt den Kopf schief. "Ich werde dich nicht einkerkern, wenn du das meinst. Du kannst dich frei darin bewegen. Aber auf die Straße gehst du vorerst mal nicht."

Ich nicke. Sowas hatte ich erwartet. "Wirst du mich diesmal zwingen in den Dämonenkreis zu treten?"

Zu meiner Überraschung schüttelt er den Kopf. "Nein. Ich zwinge dich nicht dazu."

Das Warum liegt mir auf der Zunge, aber ich brauche meine letzten zwei Fragen. "Wird einer von ihnen da sein? Matteo? Can? Ruben? Irgendeiner deiner... Gläubiger?"

"Du wirst vorerst keine Schulden für mich bezahlen müssen, wenn es das ist wovor du Angst hast. Sie werden ab und zu nach Burning Castle kommen, aber nicht dauerhaft und nicht wegen dir. Vorerst."

Ich sehe zu Boden. "Ich hab keine Angst."

Mir ist klar, dass ich mich anhöre wie ein kleiner Junge der steif und fest behauptet, keine Angst zu haben, obwohl ihm die Knie schlottern.

Alvaro schenkt mir nur einen Blick mit hochgezogener Augenbraue, sagt nichts.

Also hole ich tief Luft. "Wenn... wenn Ricarda und Leandro noch leben würden... und wir noch bei ihnen... wenn sie mich wieder schlagen würden... würdest du noch immer dazwischen gehen? Und würdest du mich immer noch trösten?"

Jetzt ist es raus. Alvaro starrt mich entgeistert an. Dann sagt er ganz langsam: "Aber sie leben nicht mehr."

Ich beiße mir auf die Lippe. "Das war nicht die Frage, Bruderherz."

Wow. Ich bin beeindruckt von mir selbst, dass ich das 'Bruderherz' eiskalt und ein bisschen spöttisch über die Lippen bringe.

Er schluckt. "Ich..." Mann. Wie lange ist es her, dass ich meinen Bruder unsicher gesehen habe? Jahre.

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