Tut mir leid, dass es so lange kein Update gab :( Dafür ist das Chapi hier extra lang :)
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Jels Pov
Unruhig laufe ich in meinem Zimmer auf und ab. Seit dem Meeting weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich denken soll. Tatsache ist wohl, dass ein Mitglied des Dämonenkreises voll auf mich abfährt. Nicht gerade ein Traum. Und Alvaro scheint nicht mit mir darüber reden zu wollen, denn nachdem er mich auf Burning Castle abgesetzt hat, ist er sofort weiter gerast um diesen Dämonenjungen zu retten – vor was auch immer. Ich bin niemand, der schnell beleidigt ist, wirklich nicht. Aber ich hätte zumindest von Alvaro erwartet, dass er mir sagt, wie es jetzt weitergehen soll, ob es überhaupt weitergehen soll. Vor wenigen Wochen habe ich noch nicht einmal an Dämonen geglaubt. Und jetzt führe ich eine Scheinbeziehung mit dem wohl mächtigsten von ihnen, während ein anderer mich gern in seinem Besitz hätte. Das ist so krank, dass es beinahe nicht in meinen Kopf will. Und wieso tue ich das alles? Um einem Dämonenjungen das Leben zu retten, den ich eigentlich kaum kenne. Ich bin definitiv zu gutherzig. Aber ein Zurück gibt es auch nicht mehr. Von daher... Plötzlich unterbricht ein Krachen, dann ein Fauchen meine Gedankengänge. Aufgebrachte Stimmen zischen etwas. Erschrocken fahre ich zusammen und starre die Tür an. Soll ich nachsehen? Was, wenn jemand eingebrochen ist? Alvaro ist nicht hier um mich zu beschützen. Es könnte alles geschehen, er ist nicht hier. „Lasst mich los!" Erst als ich seine Stimme höre, fällt mir ein, dass er auch noch hier ist: Fineen. Ohne zu überlegen drücke ich die Tür vorsichtig einen Spalt auf und spähe in den Flur. Was ich sehe, erschreckt mich: Zwei maskierte Männer haben Fineen an den Armen gepackt und versuchen, ihn hinter sich her zu zerren. Er wehrt sich jedoch wie verrückt, versucht fauchend, sie abzuschütteln. Mit dem, was dann kommt, hätte ich jedoch nicht gerechnet: Fineens Gegenwehr wird stärker und plötzlich zerreißt sein T-Shirt am Rücken. Schwarze Schwingen breiten sich aus, selbst von hier kann ich seine auf einmal spitzen Zähne blitzen sehen. Geschockt klammere ich mich am Türrahmen fest. Zwar wusste ich ja, dass auch Fineen ein Dämon ist, jedoch scheint es so unwirklich, dass er sich jetzt tatsächlich verwandelt hat. Es sah immer so aus, als würde er nicht viel davon halten, ein Dämon zu sein. Und in dem Moment erkenne ich die große Kraft, und auch die Macht, die in diesem unscheinbaren, schüchternen Jungen steckt. Fineen ist nicht der kleine, blonde Unschuldsengel, für den ich ihn gehalten habe. Auch er ist ein Blackbourne, auch er ist ein Dämon, und wenn es sein muss, dann wird auch er vor Blutvergießen nicht zurückschrecken. Was sich schon beweist, als er die Zähne im Arm des einen Mannes versenkt. Dieser schreit auf und lässt ihn mit einer Hand los, aber die beiden Maskierten haben ohnehin schon verloren. In Fineen sind Kräfte erwacht, von denen Normalsterbliche wahrscheinlich noch nicht mal zu träumen wagen. Fineen schüttelt sich bloß einmal heftig, und schon werden die Männer durch die Luft geschleudert. Ich sehe kurz Fineens vollständiges Gesicht. Seine Augen sind nicht mehr blau, sondern tiefschwarz, wie es damals bei Alvaro passiert ist. Blut läuft aus seinem rechten Blutwinkel und aus schmalen Augen beobachtet er die Männer. Diese rappeln sich auf und bleiben unschlüssig stehen. Ein bedrohliches Knurren entweicht Fineens Kehle und die beiden tun das, was jeder in so einer Situation tun würde: Sie rennen. Die Tür schlägt und in dem Moment bricht Fineen auf einmal zusammen. Er kann sich an der Wand abfangen, rutscht aber dann daran herunter und bleibt seitlich auf dem Boden liegen. Ist ihm etwas passiert? Schnell stoße ich die Tür ganz auf, ignoriere die Angst, die sich aus Instinkt in meinen Kopf gesetzt hat. Fineen zittert, in seinen schwarzen Augen stehen Tränen. Sein einer Flügel liegt abgeknickt unter ihm. Trotzdem hat er noch etwas äußerst bedrohliches an sich, doch ich schiebe den Gedanken beiseite und knie mich neben ihn. „Tá mé go maith, Alvaro", murmelt er, als er meine Hand auf seiner nackten Schulter spürt. Sein T-Shirt hängt in Fetzen gerissen an ihm herab. Anscheinend sieht er mich wegen der Tränen nur verschwommen. „Dein Bruder ist nicht hier, Fineen. Ich bin's, Jel." Verwirrt blinzelt er. „Jel? An bhfaca tú... Oh, entschuldige. Hast du gesehen, was passiert ist?" „Ja. Wer war das?" Ich nehme seinen Arm, auf dem mehrere blutige Kratzer zu sehen sind. „Ich weiß es nicht." Seine Stimme ist schwach. „Irgendjemand, der ein Druckmittel gegen Alvaro sucht vermutlich. Besonders schlau kann er nicht sein... wer schickt schon Sterbliche, um einen Dämonen zu entführen?" Mit einem Stöhnen versucht er sich aufzusetzen, vorsichtig stütze ich ihn. „Haben sie dir was getan? Was ist los mit dir?" Er schüttelt entkräftet den Kopf und zum ersten Mal scheinen seine Augen mich wieder fokussieren zu können. „Ich bin nur etwas aus der Übung. Meine letzte Verwandlung ist schon Ewigkeiten her. Und jetzt auf einmal soviel Kraft zu brauchen ist nicht gut für den Körper... ich hab mich nur ein bisschen überfordert, das ist alles." „Okay." Selbst im Sitzen scheint er zu schwanken. Sein Flügel ist noch immer schief abgeknickt. Ich versuche, ihn in seine richtige Position zu schieben, zucke dann aber zurück. Er fühlt sich anders an, als ich erwartet hatte. Eine weiche Oberfläche, doch darunter kann man Sehnen, Muskeln und Fleisch spüren. Es ist etwas lebendiges, es gehört zu Fineen und das verwirrt mich noch immer. Fineen scheint mein Zucken bemerkt zu haben, denn er lächelt mich an. „Du kannst ihn ruhig anfassen. Du tust mir nicht weh." „Wirklich?" Skeptisch betrachtete ich den Flügel. Fineen nickt und dreht den Kopf. „Wirklich. So wie er jetzt ist, tut er weh. Es wäre besser, wenn du ihn in seine Position bringen könntest." Also nehme ich meinen Mut zusammen und versuche es nochmal. Diesmal bin ich vorbereitet und schrecke nicht zurück. Als sein Flügel wieder richtig liegt seufzt Fineen erleichtert. „Danke." Dann lächelt er wieder schwach. „Die Dinger sind mehr als nur unpraktisch, was? Zum Fliegen taugen sie nicht viel und ständig sind sie im Weg. Na ja, gutes Aussehen ist wohl alles." Als er versucht auf die Füße zu kommen, lege ich ihm einen Arm um die Schultern und helfe ihm. Sein Flügel berührt mich am Rücken, und kurz schrecke ich zusammen. Da werde ich mich so schnell nicht dran gewöhnen. Fineen lacht leise, obwohl er sich kaum auf den Beinen halten kann. „Du brauchst keine Angst zu haben, Jel." Als er das sagt, blitzen seine spitzen Zähne auf. „Entschuldige", murmele ich. „Irgendwann kann ich damit besser umgehen. Wo soll ich dich hinbringen? Willst du dich hinlegen?" Er nickt und schließt die Augen für einen Moment. „Ich brauch nur irgendein Bett, der Raum ist egal. In welchem Teil sind wir hier?" Er scheint die Orientierung verloren zu haben. Aber als ob ich wüsste wo genau wir uns in diesem riesigen Schloss befinden. „Wir können zu mir, das ist die Tür hier." „O-okay." Mir kommt es so vor, als würde er mit jeder Sekunde schwächer werden. Wir gehen zur Zimmertür, das heißt, eigentlich trage ich ihn beinahe. Seine Arme werden schlaff, sein Kopf sinkt kraftlos auf meine Schulter. „Tut mir leid, Jel", flüstert er schwach. „Ich kann nicht mehr." Die Verwandlung hat ihm anscheinend alle Energie ausgesaugt. „Das macht doch nichts", sage ich leise. Dann hebe ich ihn hoch, einen Arm auf seinem Rücken, unterhalb der Flügel, der andere in seinen Kniekehlen. Aus schläfrigen Augen sieht er mich an. „Danke. Wahrscheinlich... bin ich jetzt erst mal für... ein paar Stunden weg. W-Wenn die wiederkommen, dann... in deinem Zimmer, das Bild... drehen... Alvaro..." Dann bricht seine Stimme, seine Augen fallen ganz zu und sein Atem geht jetzt ruhig und gleichmäßig. Verwirrt wegen seiner Worte trage ich ihn in mein Zimmer und lasse ihn vorsichtig auf das Bett sinken. Seitlich, damit seine Flügel nicht unter ihm eingeklemmt werden. Doch nach einigen Sekunden beginnen diese zu verblassen. Fineen spannt sich an und gibt ein unwilliges Murmeln von sich. Dann fällt die Spannung schon wieder von ihm ab und er rollt sich zusammen. Die Flügel sind verschwunden. Er hat sich zurückverwandelt, ist wieder der, den ich kenne. Vorsichtig nehme ich die Decke und breite sie über ihm aus. Er sieht ganz anders aus in Menschengestalt, selbst wenn er die Augen geschlossen hat. Als Dämon wirkt er zwar nicht körperlich älter, aber irgendwie erfahrener. Wenn ich ihn jetzt so sehe kann ich kaum glauben, dass er gerade einem Mann den Arm zerbissen hat. Der einzige Beweis ist das Blut, dass noch in seinem Mundwinkel hängt. Ich strecke die Hand aus und wische es vorsichtig weg. Fineen bewegt sich noch nicht mal, scheint tief und fest zu schlafen. Ich erinnere mich an seine Worte und sehe mich suchend im Zimmer um. Tatsächlich hängt ein Bild an der Wand, was mir bisher kaum aufgefallen ist. Was genau darauf zu sehen ist, kann ich nicht sagen. Es wirkt verschwommen, als würde jede der Farben ihren eigenen Willen haben. Was hat Fineen nochmal gesagt? Drehen. Heißt das, ich soll das Bild umdrehen? Ich hebe es vorsichtig an. Es ist leichter, als ich gedacht hätte. Also nehme ich es von der Wand und drehe es um. Die Rückseite besteht aus Pappe. Und darauf wurde etwas geschrieben, mit feiner, geschwungener Handschrift. Alvaro.
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Kick the world's ass!
FantasyDämonen haben nur eins im Sinn: Liebe. Allerdings nicht wahre Liebe. Ein Dämon ist nur zufrieden, wenn er ein Spielzeug hat. Oder auch mehrere. Die einzigen, die sich wenigstens ein bisschen unter Kontrolle haben, sind die Mitglieder des Dämonenkrei...